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Sonntag, 25. Dezember 2011

Afrika - wir kommen wieder!

Mitte Juli 2011 war unsere halbjährige Etappe von München nach Südafrika zu Ende und wir sind von Kapstadt zurück nach München geflogen. Doch am Ende unserer Reise kam uns die Idee, unser Auto noch nicht zu verschiffen. So könnten wir in einem weiteren Afrika-Urlaub nachholen, was wir aus Zeitgründen beim letzten Mal weglassen mussten.

Nach unserer Rückkehr in Deutschlang war erst mal ein Check beim Tropenmediziner notwendig. Und siehe da - nun wissen wir warum es Tanja in Botswana so dreckig gegangen ist. Wir haben uns Bilharziose1 eingefangen und diese blöden Würmer haben es sich nach ein paar Wochen in unserem Körper schon gemütlich gemacht. Beim "Einnisten" tritt das Katayama-Fieber (malariaartige Symptome) auf. Also wer noch in Afrika ist und in stehendem kontaminierten Gewässer gewatet ist, sollte sich gleich das Gegenmittel Präziquantel kaufen.

Irgendwie ist es uns nach einem halben Jahr Reisen doch ganz schön schwer gefallen, den normalen schnelllebigen Alltag wieder anzunehmen – doch das Hamsterrad dreht sich ganz schnell wieder – und man läuft erneut mit... immer mit einer guten Portion Fernweh und Vorfreude auf die nächste Afrika-Etappe.

Nun ist es also soweit! Nach unserer Arbeitsetappe fliegen wir zurück nach Afrika. Heute. geht unser Flieger. Unser Auto DJ steht in Kapstadt bei Bekannten und wir freuen uns riesig auf unser Auto und das Reisen mit DJ.

Unser Plan ist es nun durch Südafrika und hoch bis nach Mosambik zu fahren, um dort den Sommer am Indischen Ozean zu genießen! Ende Januar fliegen wir dann zurück und den DJ schicken wir auf hohe See zurück nach Europa.

Wenn es die Internetverbindung zulässt werden wir wieder ein paar Geschichten unserer finalen Afrika-Etappe mit Bildern hochladen.

Viele vorfreudige Grüße
Dänsch und Jesper

1
Bilharziose, auch Schistosomiasis genannt – ist eine Wurmkrankheit, die in warmen Binnengewässern durch Schnecken als Zwischenwirt verbreitet wird, Die von den Schnecken freigesetzten Larven dringen bei Kontakt in verunreinigtem (kontaminierten) Wasser durch die Haut des Menschen ein und wandern über Lymph- und Blutgefäße in die Leber, wo sie sich weiterentwickeln und Schaden anrichten.

Montag, 8. August 2011

Südafrika - Kapstadt und die Kaphalbinsel

3 Tage Südafrika 188.-191. Reisetag, So. 03.-06.07.2011
Namibia Grenze Noordoever nach Südafrika über Springbok nach Kapstadt
Die Einreise nach Südafrika ist super organisiert. Die einzelnen Posten wie Zoll, Immigration und Polizei sind sogar nummeriert und bis auf, dass wir 1 Std. wegen Zeitverschiebung verlieren, läuft die Einreise wie am Schnürchen und kostet erneut nichts. Von der Grenze haben wir noch knapp 700 km bis nach Kapstadt und eigentlich wollen wir noch weiter bis nach Cape Agulhas, dem südlichsten Punkt Afrikas. Doch irgendwie macht unsere Elektronik Probleme und unser Licht fällt hin und wieder aus. Natürlich ist es mittlerweile wieder dunkel und so fangen wir an unseren Plan zu streichen. Im Dunkeln ohne Licht zu fahren mag zwar für alle Afrikaner normal sein, aber so cool bzw. lebensmüde sind wir dann doch nicht. Wir geben uns also in Anbetracht dessen und dass der Flug am Mittwoch Morgen geht geschlagen und definieren nun das Kap der guten Hoffnung (der südwestlichste Punkt Afrikas) als neues auserkorenes finales Ziel unserer Reise… wir müssen auf dem Weg nach Kapstadt unplanmäßig stoppen und übernachten.

Kapstadt, Kaphalbinsel (Kap der Guten Hoffnung ) und Rückflug
Am Montag geht’s zeitig bei Morgendämmerung weiter und nach ca. 9 Stunden Fahrt auf Teerstraßen kommen wir tatsächlich in Kapstadt an. Wir haben in Malawi Etienne und Karen kennengelernt. Die beiden haben uns eingeladen sie zu besuchen wenn wir in Kapstadt sind. Und so besuchen wir die beiden in Ihrem Haus in einem schönen Stadtteil. Etienne lädt uns gleich ein bei Ihnen zu schlafen bis wir abreisen. Soviel Gastfreundschaft überrollt uns förmlich – doch wir nehmen das Angebot seine Gäste zu sein gerne an. So verbringen wir den Nachmittag mit den beiden und Karen bekocht uns am Abend. Wir tauschen am offenen Kaminfeuer die Ereignisse der letzten Monate aus und fallen nach dieser langen Fahretappe völlig erschöpft ins Gästebett. Thank you – Etienne and Karen!!!!

Heute ist unser letzter Tag in Südafrika – morgen geht unser Rückflug. Eigentlich müssten wir das Auto putzen und die Taschen packen, doch wir beschließen das lieber nachts zu tun und tagsüber Kapstadt und die Kaphalbinsel zu erkunden. Bisher haben wir ja noch nicht viel von Südafrika gesehen, da wir ja eigentlich nur die Hauptstraße runter gedonnert sind, um den Flug morgen auch wirklich zu erwischen!
Etienne gibt uns tolle Tipps was wir uns so ansehen sollen und so fahren wir los. Erstes Ziel der Tafelberg. Bei unserem ersten Eindruck schließen wir Kapstadt schon total in unser Herz. Hier gefällt es uns wirklich gut.
Wir fahren anschließend zur Küstenstraße im Osten mit erstem Ziel Camps Bay. Traumhaft schöne Bucht in einer malerischen Landschaft und tolle Strände. Schade nur, dass die Jahreszeit die falsche ist – der Sonnenschein täuscht über die tatsächlichen Temperaturen von gerade mal 15°C hinweg. So fahren wir die Küstenstraße an der Bergkette „Twelve Apostels“ entlang bis zur „Sandy Bay“ und „Hout Bay“, essen lecker Fisch und fahren dann die Panorama-Straße „Chapman’s Peak Drive“ 100 Meter über dem Atlantik in den Berg gesprengt entlang. Wir stoppen immer wieder um diese tollen Panorama-Ausblicke zu genießen. Wir sind uns sicher – die Kaphalbinsel ist noch mal einen Besuch wert – am Besten wenn es hier Sommer ist. Es gibt so wunderschöne Aussichts- und Picknickplätze mit Blick auf die Küsten und Strände – die Berge im Rücken. Phänomenal! Hier ein Haus am Hang zu haben muss ein Traum sein.

Über Noordhoek, Kommetje und Scarborough kommen wir schließlich zum Cape of Good Hope Nationalpark und feiern unser finales Ziel dieser Reise – der südwestlichste Punkt Afrikas – das Kap der Guten Hoffnung. Wir köpfen einen Champagner und lassen unsere lange schöne Zeit mit unserem DJ Revue passieren und fangen an sentimental zu werden… jetzt wo der Rückflug bevorsteht.

Wir fahren weiter zum „The Boulders“ Strand wo wir eine bekannte Pinguin-Kolonie besuchen. Spätestens hier merken wir wieder wie touristisch Südafrika doch ist. An der westlichen Küstenstraße fahren wir die Kaphalbinsel wieder hoch noch Muizenberg und zurück nach Kapstadt zu Etiennes Haus, um mit den beiden an unserem letzten Abend auf unser Finale der Transafrika-Expedition anzustoßen. Die Nacht verbringen wir damit alles am Auto „trocken zu legen“, unsere 7 Sachen zu packen, Lebensmittel zu entfernen,  usw.

Am nächsten Morgen heißt es Abschied nehmen von Afrika und vom DJ und dann sitzen wir im Flieger Richtung München über Abu Dhabi. Einerseits sind wir traurig, dass unsere lange Reise zu Ende geht, andererseits freuen wir uns sehr unsere Familie und Freunde wieder zu sehen, auf den Sommer in München und auf den ganz normalen Alltag!

Da wir es aber von der Zeit her nicht mehr – wie ursprünglich geplant – nach Durban zu kommen, um unseren DJ dort zu verschiffen, haben wir kurzfristig auf der Reise beschlossen unser Auto bei Etienne im Hof stehen zu lassen und von Kapstadt heim zu fliegen. Unser DJ wartet hier in Capetown auf uns, bis wir mal wieder kommen. Kapstadt ist so traumhaft, dass wir hier noch mal Urlaub machen wollen, bevor wir den DJ wieder nach Europa bringen. Südafrika ist einfach zu kurz gekommen und somit noch nicht abgehackt. Jetzt müssen wir nur warten bis wir wieder Urlaub bekommen und dann können wir euch nochmal von einer weiteren kleineren Afrika-Etappe berichten. Wir kommen wieder….

Liebe Grüße
Eure Tanja und Euer Jesper

P.S. eine kurze Statistik über die letzten 6,5 Monate (gefahrene Kilometer,  benötigter Sprit usw.) folgt noch…

Freitag, 5. August 2011

Namibia III - Offroadtour durch die Namib-Wüste

Namib-Naukluft-Park im Westen Namibias
Tag 23 bis 32 in Namibia,  179.-188. Reisetag, Fr. 24.06. – 03.07.2011

Windhoek nach Sossusvlei
Die 350 km von Windhoek über eine schöne Passstraße nach Sesriem/Sossusvlei führt durch ca. 20 trockene Flussbette, sind von der Straße her gut zu fahren und da wir wieder mal in die Dämmerung fahren begegnen wir etlichen Eulen, die auf der Schotterpiste schlafend sitzen, Schakalen, Springböcken und Oryxe. Direkt vor dem Sossusvlei Haupteingang ist der Sesriem Oasis Campsite am Rande des Namib-Naukluft Nationalparks. Jeder Stellplatz hat eigene und sehr nett angelegte Facilities (heiße Duschen, Toilette, Koch- und Spülmöglichkeiten, 265 N$ für 2 Pers.), was man natürlich auch am stolzen Preis merkt.

Sossusvlei Nationalpark
Doch der „Luxus“ ist es uns wert, denn so stehen wir am nächsten Tag vor Sonnenaufgang am Gate zum Sossusvlei Nationalpark (Eintritt 85 N$ p.P.). Doch um 5 Uhr bei kühlen 2°C Grad aufstehen hat sich leider nicht gelohnt, denn die Parkwächter haben gestern entschieden die Parktore ab heute später (also um Punkt 7 Uhr) zu öffnen… Das ist eben Afrika! J  So warten wir also vor den Toren und düsen nach Öffnen, so schnell es geht, die Teerstraße zu den Dünen des Sossus Vlei, um die morgendlichen Lichtspiele, wenn die rot-leuchtenden Dünen noch lange Schatten schmeißen, sehen zu können. Die letzten 4 km darf man nur mit einem 4x4 Geländewagen durch tiefen losen Sand fahren. Das macht Laune! J wir eiern bei sehr starkem Wind und frischen Temperaturen die steile Düne am Kamm zu Fuß nach oben, blicken auf den noch von der  diesjährigen üppigen Regenzeit angereicherten See und sind etwas enttäuscht. Irgendwie haben wir uns was anderes vorgestellt. Wir rennen die Düne, die wir mühsam gegen den Wind lang bestiegen haben, in wenigen Sekunden nach unten und fahren ein Stück zurück zum Dead Vlei. Wir laufen die höchste Düne nach oben und blicken von den bekannten roten Dünen auf das abgestorbene Tal mit den berühmten toten und fotogenen Bäumen, die man schon aus etlichen Dokumentationen kennt. Hier ist es wirklich schön. Die Sterndünen der Vleis sind bis 225 m hoch und zählen zu den höchsten Sandbergen der Welt. Der kühle Wind bläst uns den Sand um die Ohren, doch als wir die Dünen wieder ins Tal runter gleiten, ist die Sonne in der Windstille bei 23°C sehr angenehm warm. Wir genießen die Zeit auf dem trockenen Lehmboden faulenzend, bevor es an der Düne 45 vorbei geht und wir uns auf den Weg Richtung Parkausgang begeben. Hier könnte man stundenlang Fotos schießen, doch wir haben in den letzten Wochen viel Zeit verloren und wir müssen weiter.

Sesriem über Helmeringhausen und Aus nach Lüderitz
So geht’s also 600 km auf guter Schotterpiste weiter von Sesriem Richtung Helmeringhausen durch die Neisipvlakte Ebene nach Aus und von dort in die verschlafene Hafenstadt Lüderitz. Die Landschaft ist einsam, toll und weitläufig. Rot leuchtende Berge ragen aus der hellen Kurzgrassteppe, immer wieder einzelne Felsbrocken dazwischen, lange Zäune die das Wild von der Straße fernhalten sollen und hin und wieder extrem abgeschiedene Farmen. Wir begegnen den ganzen Tag lang vielleicht 6 Fahrzeugen und einem Radfahrer -inmitten vom Nirgendwo. Wir halten an und fragen den Radlfahrer wo er kurz vor Sonnenuntergang noch hin muss bzw. wo er überhaupt her kommt. Denn wir haben seit bestimmt 50 km nix als Steppe gesehen. Er erzählt uns, er hatte auf einer 2 Tage entfernten Farm ein Vorstellungsgespräch gehabt und muss noch 50 km heimradeln. Das ohne Licht, Wasser und Essen. Wir geben ihm einen Apfel und was er so noch als Proviant braucht und fahren weiter. Das kann man sich bei uns überhaupt nicht vorstellen – tagelang zu radeln um einen Job zu bekommen!?
Von  Aus ist es nur noch knapp 1 Stunde Fahrzeit auf Teerstraße nach Lüderitz. Dort kommen wir natürlich wieder mal im Dunkeln an und campen am Shark Island Camp (Camping 90 N$ p.P.)., das wunderschön auf einem Inselvorsprung inmitten des stürmischen Atlantiks liegt. Dafür tobt nachts aber der Wind auch extrem, so dass wir so schlecht schlafen wie selten auf unserer Reise. In Lüderitz ist auf gut fränkisch „die Katz gfreggt!“ und so legen wir uns um 20 Uhr schon ins Bett!

Lüderitz mit Besuch bei Kolmanskop
Trotz tosendem Wind ist es bei Sonnenaufgang schon milde 18°C warm – perfektes Wetter um die Geisterstadt Kolmanskop (Kolmanskuppe, Permit 55 N$ p.P.), eine ehemalige Diamantengräber-Siedlung im alten Deutsch-Südwestafrika, zu besuchen (10 km östl. von Lüderitz). Benannt wurde das Städtchen wohl nach dem Nama Coleman, der dort 1905 mit seinem Ochsenkarren in einer Düne stecken blieb und verdurstete. Trotz der lebensfeindlichen Umgebung lebten hier bis zu 400 Menschen und es entstanden hochherrschaftliche Steinhäuser nach deutschem Vorbild. 1930 wurde der Diamantenabbau bei Kolmanskuppe ganz eingestellt, die Bewohner verließen nach und nach den Ort, hinterließen Möbel und Sonstiges und überließen Kolmanskop der Wüste. Die Häuser verfielen zusehends. viele tolle Häuser im Kolonialstil liegen in den Dünen – die einen mehr die anderen weniger im Sand versunken - eine Geisterstadt.
Man hat bei einem Rundgang durch die Stadt das Gefühl, man müsse nur mit einem Besen den Sand entfernen und dann könnte man wieder einziehen. Wir nehmen an einer kostenlosen Führung teil und erfahren viel über die historische Stadtgeschichte und die Diamantengräberei.

Gerade im Hinblick auf unser nächstes bevorstehendes Abenteuer: eine 6tägige geführte Offroadfahrt durch das Diamantensperrgebiet, die morgen starten wird. Am Abend ist bei einem Essen das Vorgespräch mit allen Teilnehmern, wo der Ablauf der 6 Tage erläutert wird. Immer und immer wieder wird erwähnt, dass man nicht unnötigen Balast mitnehmen soll, wie wir uns die benötigten Liter Diesel bei dieser enormen Beanspruchung des Autos ausrechnen können und wie viel Wasser und Feuerholz jedes Auto für die Gruppe mitnehmen muss. Wir lernen die Mitstreiter kennen und stellen fest, dass wir die einzigen „Nicht-Africaans-sprechenden“ Teilnehmer sind und müssen immer wieder einhacken, dass wichtige Details bitte in Englisch und nicht in Africaans für uns erklärt werden müssen. Wir sind gespannt wie das wohl weiter geht… wir freuen uns sehr! Daher nutzen wir den restlichen Tag um Trinkwasser, genau durchgerechnete Literanzahl an Sprit (für 700km Fahrt bei niedrigem Luftdruck durch die Dünen, aufpassen dass man nicht zu schwer wird) und 8 kg Feuerholz für die Gruppe aufzufüllen und für wahrscheinlich das letzte mal in den nächsten 6 Tagen ausgiebig zu duschen. J

1.Tag der 4x4-Tour durchs Diamantensperrgebiet des Namib-Naukluft Nationalparks
Heute (Montag) startet also unser aufregender 6tägiger 4x4-Dünentrip durch das Diamanten-Sperrgebiet des Namib-Naukluft-Parks (Namib-Wüste) von Lüderitz nach Walvis Bay. Es gibt nur vier Anbieter die die Konzession für das Sperrgebiet (diamand area No. 2) haben (wovon nur 2 aktiv sind) und diese Touren jeweils 1x im Monat mit maximal 12 Fahrzeugen durchführen dürfen. Wir haben uns für URI Adventures entschieden und Glück dass wir an diesem exklusiven Abenteuer noch teil haben dürfen ((Kosten 6.500 N$ p.P. inkl. Mahlzeiten und Permits, besser lang voraus buchen).
Gemeinsames Frühstück im Obelix-Hotel (ÜN 580 N$ Doppelzimmer) mit allen Teilnehmern, dann wird jedes Auto mit einer Funkantenne und Gruppenradio ausgestattet und dann geht’s auch schon los. 9 Allradler und zwei Guide-Fahrzeuge. Nach 2 Stunden heißt es „goodbye Teer- und Schotterstraßen“: Luft aus den Reifen ablassen ist angesagt. Nachdem jedes Fahrzeug den Luftdruck auf maximal 0,8- 1,0 Bar reduziert hat, stürzen wir uns in die sandige Wüste. Viel Sand aber zu Beginn noch recht fest und einfach zu fahren.

Wir halten mittags einen Snack mitten in den Dünen ab und am Nachmittag erreichen wir den legendären Truck „Suzy“ – ein alter Ford Truck, der vor Jahre hier liegen geblieben ist und seitdem verrottet.
Dazu eine kleine Geschichte in die Vergangenheit: Ein Mann namens Mose Kahan hat hier wohl nach dem 2.Weltkrieg eine Konzession für das Sperrgebiet bekommen und für den Aufbau seiner Diamantenmine musste er ja erst Lebensmittel und Minen-Werkzeug den erschwerlichen Weg durch die Wüste ankarren. Dazu hat er sich Trucks und Bulldozer aus dem alten Kriegsbestand ergattert und mit Flugzeugreifen versehen, um mit diesen niedrig-Druck-Reifen einfacher über die Dünen zu kommen. Einer dieser Trucks hatte den Namen „Suzy“ – und der steht hier mitten in der Wüste und wartet immer noch auf die Reparier-Crew, die kommen wollte.

Der Abschluss des Tages ist die erste große Düne die es zu überwinden gilt. Steiler Anstieg zur Kuppe und dann noch steilerer langer Abstieg an der herunter gleitenden Düne. Wir sind gleich die ersten nach dem Guide und müssen die Kuppe platt machen und spuren. Es ist verdammt aufregend mit viel Speed hoch zur Kuppe durch den Tiefsand zu heitzen und am Grat oben im richtigen Moment vom Gas zu gehen und umzukippen und langsam herunter zu gleiten anstatt darüber hinauszuschießen und sich zu überschlagen oder wie viele andere Teilnehmer zu früh abzubremsen und dann oben wie ein Käfer auf der Kuppe festzuhängen. Weder vor noch zurück geht’s dann. Wir sind anfangs zu zaghaft und müssen erneut ansetzen, weil wir zunächst verhungert sind. Ist bisl wie Achterbahn fahren – verdammt steil und man glaubt an der Kuppe, dass man gleich in den Himmel schießt. Bis alle über diese Düne kommen dauert es natürlich und so schlagen wir unten an der Düne im Tal unser Nachtlager auf und es wird lecker gekocht, Lagerfeuer gemacht und man lernt sich so langsam kennen. Die meisten sind Südafrikaner und ein paar Deutsch-Südwest-Afrikaner. Wir sind froh dass es eine wirklich recht nette Gruppe ist und Leute allen Alters machen die Mischung perfekt.

2.Tag der 4x4-Tour durchs Diamantensperrgebiet des Namib-Naukluft Nationalparks
Am 2.Tag unserer Offroadtour waren wir – da wir erstens ein Dachzelt haben und alle anderen normale Zelte und zweitens mittlerweile routiniert und schnelle Aufbauer sind – die Gewinner und können unsere „Freie Zeit“ in der Morgensonne warm eingepackt (bei 5-15° C) schlummernd genießen, während alle noch fleißig zusammenpacken. Wir 5 Minuten Abbau – alle anderen 1,5 Std. J Und dann ist wieder bei Sonnenschein Dünenfahren pur angesagt. Viel Sand, Wüste und Wildnis. Hier lebt außer ein paar Käfern fast nix. Völlig unberührte Wüste, in der unser Guide die erste Spur fährt und wir alle hinterher. Es heißt gleich morgens eine 250 m Düne im Anstieg zu packen… da müssen auch wir dreimal Anlauf nehmen um zu wissen mit welchem Gang und welcher Geschwindigkeit wir diesen sandigen langen Anstieg schaffen ohne zu verhungern. Man was für ein Kribbeln – das Herz schlägt echt bis zu den Ohren!
Wir fahren in der Nähe vom Uri Haugab Mountains am „berühmten“ Catpillar Bulldozer vorbei. Ebenso ein Bulldozer aus Mose Kahan „Minen-Flotten-Fahrzeuge“ die noch auf Reparatur warten. Wir fragen uns wirklich wie der das bis hierhin überhaupt geschafft hat. J

In der Mittagspause zwischen den Dünen und mit direktem Blick auf den Atlantik – sensationell – packt Jesper den Golfschläger aus und kloppt Bälle in die Dünen. Er findet Mitstreiter, es werden schnell Löcher gegraben und schon geht das Open-Dune-Golfturnier los. Teilnehmer Antonio, Adrian und Jesper. Nicht so schön ist, dass Tanja als sie hinter eine Düne schleicht, um für kleine Mädchen zu gehen, bis auf einen Meter fast von einem Golfball getroffen wird. J

Und danach geht es beim Offroadfahren viel mehr zur Sache. Etliche Dünen rauf und 45° Hänge im tiefen Sand runter!  Richtig schwierig wird’s wenn der Anstieg auch schon leichter feiner Sand ist. Häufig landet man in einer Kuhle in der es dann heißt schnell und genug Gas zu geben um im Tiefsand nicht einzusanden und den nächsten Kamm wieder hoch zu kommen. Zugegeben – für Angsthasen ist das echt nichts! Wenn die Schwerkraft einen nach unten durch den Sand drückt und die nächste Düne, die es zu erklimmen gilt, schon wieder in Sichtweite ist! Ist teilweise fast wie Achterbahn fahren, ständig den Nervenkitzel im Genack irgendwann umzukippen oder festzusitzen. Was für ein Spaß! J  Per Funk geben wir uns gegenseitig Infos wann es brenzlig wird und wenn jemand stecken bleibt, kann man sich so gegenseitig helfen. So langsam kennt man alle Namen und die Truppe festig sich. Klar – hier muss man sich auch gegenseitig unterstützen. Und nach einem ganzen Tag Dünenfahren haben wir ab 17 Uhr bei frischen 13°C Freizeit zwischen den Dünen mit Blick auf den tosenden Atlantik. Spätestens jetzt nach dem 30.sten steilen Dünenhang hat jeder von uns das Dünenfahren gelernt! J Am Abend wird lecker Essen in der Wüste serviert und wir wissen es zu verstehen uns die 13° windigen Grad am Lagefeuer warm zu trinken und lernen so alle Leute besser kennen! Wir freunden uns mit einem ganz süßen älteren Ehepaar an – Johan und Johanna-Marié, die zwei sind nach so vielen Jahren noch immer wie frisch verliebt und beide begeisterte Offroadfahrer.

3.Tag der 4x4-Tour durchs Diamantensperrgebiet des Namib-Naukluft Nationalparks
Der 3.Offroadtag beginnt wie immer sehr früh und wir starten gleich mit den wildesten Dünen und steilsten Slipfaces (45° Hängen), die man sich vorstellen kann. Verdammt aufregendes Erlebnis mit dem Sand und dem donnerndem Geräusch der Düne nach unten zu gleiten. Die Gruppe ist heute um ein vielfaches erfahrener und wird immer schneller. Wir fahren hoch und runter durch eine traumhafte Wüstenlandschaft, rauf auf Dünen von denen man nicht glaubt auch wieder runter zu kommen. An einigen Ecken – gerade wenn man auf der Kuppe drehen muss bevor es nach unten geht, bleiben mehrere Fahrzeuge hängen und es heißt diese mit nem Seil rauszuziehen, zu schaufeln oder einfach per Manneskraft anzuschieben.  Ein Spaß! Die Stimmung untereinander ist locker und super witzig. Doch nach der 38.ten steilen Düne passiert es leider, dass ein Auto zu schräg im Steilhang wird und sich überschlägt. Die Stimmung schlägt ebenfalls mit einem Mal sofort um, alle sind besorgt und es geht an die Bergung. Glücklicherweise sind die 4 Insassen unverletzt, doch die Fahrzeugbergung stellt sich als äußerst schwierig dar, denn das Auto liegt seitlich in einer Kuhle in der Umdrehen fast unmöglich erscheint. Nach 4 Stunden ist das Auto wieder auf seinen Rädern und alle notwendigen Maßnahmen, dass es erneut läuft sind vollendet. Man – was für eine Aufregung, das zeigt uns allen wieder, dass es ein sehr ernstzunehmender Spaß und kein Kindergeburtstag ist was hier machen. Es ist echt hartes Fahren und die Dünen und der Sand verzeihen einem keine Fahrfehler. Und wenn der Sand im falschen Moment und auf der falschen Seite nachgibt, kann jedem von uns passieren, dass man umkippt. Da werden wir alle doch gleich wieder kleinlaut und viel vorsichtiger.  Wir ebenso – da das Auto das gekippt ist, neben uns das einzige Auto mit Dachzelt ist. Überschlagen bei hohem Fahrzeugschwerpunkt ist wahrscheinlicher. Hoffentlich sind wir nicht die nächsten…

4.Tag der 4x4-Tour durchs Diamantensperrgebiet des Namib-Naukluft Nationalparks
4.Tag unseres Dünenerlebnissens: Heute startet es wieder wunderschön durch die weichen Dünen bis der Dünengürtel sich zum Meer hin öffnet und dann heißt es runter zum Strand (Meob-Bay) und entlang am Atlantik im nassen Sand gen Norden. Hier liegt wahrlich eine stürmische See vor den Küsten, die kalten Gewässer des antarktischen Benguela-Stroms sorgen für niedrige Temperaturen und häufige Nebel in den Küstenregionen. Das macht alles noch mystischer. So fahren wir am Strand entlang immer mit dem Blick in den leicht diesigen Norden, wo der Horizont in den nebligen Himmel verschwindet! Hin und wieder wird es nass und salzig und die Temperaturen sind trotz Sonnenscheins ganz schön gesunken. Gerade 11°C  mit viel viel Wind tagsüber!
Die Stimmung in der Gruppe ist sehr locker und äußerst lustig. Als wir gewarnt werden, dass ein Slipface direkt vor uns liegt, erlauben wir uns den Witz ob es ein „Slipface“ oder „Flipface“ ist (auf den Überschlag gestern anspielend!) Wir haben gut gelacht!!! J
Der Sand wechselt in ein riesiges Gemisch aus Muscheln und Knochen. Wir durchfahren weitläufige Strandabschnitte, an denen der Walfischfang ehemals groß war. Die „Riesen“ wurden dort nicht nur gefangen sondern auch direkt am Strand geschlachtet und so spazieren wir durch ein Feld von riesigen Walknochen. Es geht weiter an kleinen Bootwracks vorbei und bevor es wieder landeinwärts geht, heißt es heute mal Luftdruck auf 1.5 Bar erhöhen. Und so erkunden wir mehrere Diamantenminen, bzw. ehemalige Diamanten-Städte wie Grillenberger, Charlottenfelder und Holsatia. Am Küstenabschnitt zwischen Meob Bay und Conception Bay sind  in den frühen 1900ern aktive Diamanten-Siedlungen entstanden. Heute sieht man noch Bretterbuden in mitten von vielen Dünen, etliche verrostete Haushaltsutensilien, die zahlreichen Diamantensiebe und etliche leere Flaschen. Saufen konnten die damals scheinbar auch schon gut – was sollte man in dieser gottlosen widrigen Welt auch sonst anderes machen?!?…. ;-)
Dieses Gebiet gilt immer noch als Sperrgebiet und so halten wir uns brav auf dem Track an den Diamantenfelder vorbei, wo angeblich noch immer welche rumliegen sollen. Unser Nachtlager schlagen wir inmitten eines Dünenkreises auf. Saukalt und ganz schön feuchtfröhlich wurde es dann… heute war Grillabend mit viel Fleisch für die Herren der Schöpfung, wir backen – wahrscheinlich fürs letzte mal auf unserer Reise – frisches Brot und dann haben wir es wieder verstanden es uns am Lagerfeuer mit einigen Gleichgesinnten warm zu trinken. Jesper endet sogar noch mit heißen Kohlen Fußball spielend…. Man man…. die großen Kinder eben J

5.Tag der 4x4-Tour durchs Diamantensperrgebiet des Namib-Naukluft Nationalparks
Am nächsten  Morgen haben wir wieder als erste zusammengepackt, so haben wir Zeit und nur Blödsinn im Kopf – vielleicht auch etwas Restalkohol ;-). Daher motivieren wir alle fertig zu werden in dem wir über den Autofunk alle mit dem Ententanz beschallen! So sorgen wir wieder für Gelächter und für Freude bei den Kindern! J Und dann heißt es wieder Luftdruck reduzieren und durch ein extrem loses Sandgebiet Richtung Strand.
Die zerfallene Wagons und Wracks an der Meob-Bucht sind Nachkriegs-Relikte die beweisen, wie immens schwer es in der Pionierzeit war, hier überhaupt her zu kommen und zu überleben. Auf dem Weg Richtung Conception Bay kommen wir erst an einer riesigen stinkenden Robbenkolonie vorbei (toller Ersatz für unseren aus Zeitgründen gestrichenen Besuch am Cape Cross) und dann an den Schiffswracks Eduard Bohlen und Shawnee. Das 310 Fuß lange Frachtschiff Eduard Bohlen ist 1909 im dichten Nebel hier auf Grund gelaufen und liegt heute – nachdem das Meer sich zurückgezogen hat, 400 m vom Meer entfernt mitten in der Wüste. Das Wrack ist Wahrzeichen der Einsamkeit der Namibischen Küste – es liegt hier unberührt und rostet im Sand, teilweise ausgebrannt.
Wir wollen die „Langewand“ 10 km am Strand entlang fahren, wo massive und hohe Dünen direkt im Meer enden und daher nur eine kurze Zeitspanne während Ebbe gewähren die Strecke am Strand entlang zu bewältigen, da man es nicht schaffen würde, die Dünen vom Strand wieder hoch zu kommen. Kommt die Flut zu früh, wären wir nicht die ersten die ihr Auto im Meer zurücklassen müssen…

Nach der „Langenwand“ am Strand entlang geht’s wieder in die Dünen. Die Dünen werden immer steiler und bereiten allen Offroad-Fans höchstes Vergnügen – mehr geht einfach nicht! J Wobei Tanja heute fast am Herzinfarkt gestorben wär… wir mussten eine steile Düne runter fahren, unten in der Kuhle 90° Grad drehen und schnell wieder Gas geben um die nächste, steile langgezogene Dünen nach oben zu kommen. Nur haben wir das nicht aufs erste geschafft. Wir haben uns fast eingebuddelt und angefangen zu drehen – dabei haben wir echt Angstschweiß entwickelt und gebibbert, da wir dachten jetzt werden wir uns bald überschlagen. Wir kommen nicht hoch, also langsam wieder rückwärts und erneut Gas geben. Doch da wir in einer Kurve aus losem Sand beschleunigen müssen, hatten wir das Gefühl gleich aus der Kurve zu fliegen. So fest hat sich Tanja noch nie an den DJ geklammert wie in diesem Moment. Und wieder fangen wir an uns zu drehen, zu schlingeln und einzugraben. Also mit höchster Vorsicht an der schrägen Düne zurücksetzen und beim dritten Anlauf und viel Angstschweiß kommen wir die lange Düne hoch.  Den Nachmittag verbringen wir also alle in den Dünen und jeder Teilnehmer hat so seine Probleme mit Sandkuppeln und Dünen. Mit Rudi – der mit Jesper auf einer Wellenlänge liegt – machen wir viel Spaß. So kommt es, dass Rudi, immer wenn wir einen zweiten Anlauf brauchen, immer über Funk fragt, ob wir es dann auch endlich geschafft hätten. Jesper darauf immer: „wir kriegen für unser Geld eben mehr“ – was wieder die ganze Gruppe zum Lachen gebracht hat und es ein running gag wurde. Der Abend wird eingeleitet von einem erneuten „Open-Dune-Golfturnier“ mit Nic, Antonio, Rudi und Jesper und abgerundet von einem tollen Essen über offenem Feuer von unseren Guides Simon, Jens und Patrik.

6.Tag der 4x4-Tour durchs Diamantensperrgebiet des Namib-Naukluft Nationalparks
Am letzten Tag unseres Dünentrips zaubern unsere Guides sogar Rühreier mit Speck zum Frühstück. Echt unglaublich was die 6 Tage lang so alles an Leckereien uns hier in der Wüste gekocht haben. Heute weht der Wind so stark, dass wir teilweise die Spur des Fahrzeugs vor uns nur wenige Sekunden erkennen konnten. Auch heute setzen sich einige Autos in den Dünen fest und wir müssen die Autos aus dem Sand puddeln, schieben und ziehen.
Wir fahren nach den letzten Dünengürteln wieder am Strand entlang und kommen an Salzpfannen, Ausdehnungen von Sandwich Harbour vorbei, weiter zu den Salzgewinnungsbecken, die in zauberhaftem rosa leuchten (verursacht durch Algen) und erreichen letztendlich Walvis Bay. Dort essen wir noch alle gemeinsam, tauschen Adressen aus und verabschieden uns herzlich. Das war ein Highlight unserer langen Reise und wir haben wirklich nette Menschen auf diesem Trip kennengelernt.

Nachdem wir nun wieder alleine unterwegs sind nutzen wir noch das Tageslicht um die 365 km bis nach Windhoek zu kommen. Vorher müssen wir natürlich den Reifendruck erhöhen und tanken und so düsen wir die Schotterpiste nach Windhoek, wo wir uns am späten Abend mit Robert wieder treffen und bei ihm schlafen können um dann am nächsten Tag ausgeruht aufzubrechen.

Windhoek über Mariental, Keetmanshop zur Grenze nach Südafrika
Wir duschen und packen das Auto und dann geht’s auf zur langen Fahretappe 1.500 km bis nach Kapstadt wo wir in drei Tagen abfliegen werden. Glücklicherweise führt von Windhoek eine Teerstraße gen Süden, das macht es sehr viel leichter Kilometer zu fressen. Mittags machen wir einen kurzen Stopp bei Keetmanshoop um einen Köcherbaumwald (Quiver Tree Forest, Eintritt 50 N$ p.P.) anzuschauen. Wirklich sehr fotogene krakelige Bäume, die gerade ihre einmalige Blütezeit im Jahr haben und es tut gut sich mal ne halbe Stunde die Beine zu vertreten, doch dann heißt es weiter Kilometer-reißen über Grünau bis zur Namibia-Südafrika-Grenze in Noordoever (von Windhoek zur Grenze ca. 850 km).

Die Ausreise ist in sensationellen 5 Minuten erledigt, keine Ausreisegebühren, Carnet müssen wir nicht stempeln… es geht also auch unkompliziert in Afrika! Obwohl unser Namibia-Visum um einen Tag ausgelaufen war und wir schon Ärger erwartet haben… und so heißt es nach erlebnisreichen 32 Tagen – goodbye Namibia und welcome South Africa – unsere letzte Etappe auf dieser langen Reise.


Fazit Namibia:
Landschaft, Natur und Städte:
wir haben beide nicht eine derartige Weite wie wir sie hier erlebt haben erwartet. Wir sind beeindruckt welche Weitläufigkeit Namibia aufweist. Klar hat man nicht derart viele wilde Tiere wie in den anderen südlichen afrikanischen Ländern, aber dafür die Einsamkeit und Ursprünglichkeit. In abgelegeneren Ecken kann es leicht mal ein paar Tage dauern, bis ein Auto vorbeikommt – was wir bei unserer Panne zu spüren bekommen haben. Die wenigen großen Städte sind mit den Hauptstädten anderer afrikanischer Länder in keinster Weise vergleichbar. Lüderitz, Walvis Bay und Swakopmund sind zwar relativ große Städte – aber derart verschlafen, dass man eher von Dörfern reden muss. Ein Internet-Cafè muss man schon suchen und spätestens um 18 Uhr haben die wenigen Läden auch geschlossen. Windhoek bietet weitestgehend alles was man braucht (bis auf eine neue Stable-Axe ;-), hat aber keinen Großstadt-Charakter wie wir es von anderen Hauptstädten kennen. Fast surreal wirkt der deutsche Einfluss aus der Deutsch-Südwest-Afrika Zeit – überall deutsche Straßennamen, deutschsprachige Südwest-Afrika-Deutsche, deutsche Gerichte und Supermärkte. Echt verrückt!
Klima:
Im Landesinneren herrscht die meisten Zeit des Jahres ein extrem trockenes Klima mit hohen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht.  Je südlicher man kommt, desto trockener wird es. Namibia ist vor allem ein Landschaft- und Safari-Erlebnis:  Natur pur ist angesagt. Wer hierhin zum Baden kommt, hat das falsche Reiseziel gewählt. Die touristische Infrastruktur ist hervorragend – ausgenommen das Kaokoveld und die Namib-Wüste wo wir zum Schluss waren.
Kurz – Namibia ist toll, auch wenn es nicht das typische Afrika ist und unser Aufenthalt von 32 Tagen hier hat sich voll ausgezahlt!

Bis zu unserem letzten Blog - Südafrika
Euere Dänsch und Euer Jesper

Montag, 25. Juli 2011

Namibia II - Autopanne im Kaokoveld

Kaokoveld im äußersten Nordwesten Namibias und Damaraland:
Tag 6 bis 22 in Namibia 162.-178. Reisetag, Do. 07.06. – 23.06.2011

Ruacana-Falls mit Stopp in Ohanene Grenzeposten weiter nach Opuwo
Nun sind wir schon 6 Tage in Namibia und es geht auf gerader relativ guter Schotterstraße nach Opuwo im Kaokoveld. Das Kaokoveld wir häufig als eine der letzten Wildnisse im Südlichen Afrika beschrieben. Straßen gibt es kaum, und das Netz sandiger Pisten wurde vor Jahrzehnten angelegt und nicht gepflegt. Um in dieser menschenfeindlichen, ariden Wildnis zu überleben, waren die Wildtiere gezwungen, sich auf wunderbare Weise anzupassen. So hat der hochgefährdete Wüstenelefant ganz dünne Beine entwickelt, die bestens für lange Wanderungen auf der Suche nach Wasser geeignet sind. Abgesehen vom Wild ist das Kaokoveld auch Heimat der Himba – des wohl bekanntesten Stammes von Namibia.

Die Stadt Opuwo ist nichts Besonderes. Besonders sind aber die verschiedenen Stämme, die man hier beim Bummel durch die Stadt oder einfach beim Einkaufen zu Gesicht bekommt. Menschen aus allen Teilen des Kaokoveld erliegen der Verlockungen der Siedlung: wir sehen jede Menge mit Ocker eingeriebene, barbusige Himbafrauen, die zwischen Herero-Matronen, die in traditionellen, viktorianischen Kleidern gekleidet sind, herumstolzieren. Dazu gesellen sich die dunkelhäutigen Zena aus Angola, die (bisl wie die Maasai) mit vielen bunten Perlketten und spärlich bunten Umhängen bekleidet sind. Tolle Szenerie!

Wir würden gern ein Himbadorf besuchen, doch haben wir etliche schlechte Erlebnisberichte von anderen Reisenden gehört. Auch die Himbas haben durch den zunehmenden Tourismus wohl die Geldwirtschaft entdeckt und verlangen Eintritt in ihre Dörfer und Bezahlung gegen Fotos. Diese Art von Handel entfremdet die Menschen noch mehr ihrem traditionellen Lebensstil und unterwirft sie der Geldwirtschaft, die Jahrhunderte alten Wertvorstellungen und der Solidarität in der Gemeinschaft entgegensteht. Wir möchten ungern so eine furchtbare Situation wie mit den Mursis in Äthiopien noch einmal erleben,  und schon gar kein „touristisches Dorf“ besuchen, daher sind wir skeptisch.

Während Tanja auf Jesper wartet, der unsere letzten Vorratseinkäufe für unsere Tour durch das einsame Kaokoland tätigt, lernt Tanja zwei moderne Himbafrauen kennen, die Schmuck verkaufen. Tanja tauscht gegen ein Kilo Mehl und ein Packerl Hefe ein paar hübsche Himbaketten ein. Wir kommen gut ins Gespräch und nachdem Tanja ziemlich viel über die Volksgruppen der Herero und Himbas erfahren hat, fragt sie sie ob sie jemals traditionell als Himbafrauen in nem Kraal gelebt haben. Eine Frau namens Uwaterra erzählt von ihrem Dorf, wo ihre ganze Familie noch lebt und bietet uns an, mit ihr dorthin zu gehen. Das trifft sich wieder gut! J und schon haben wir unsere „einheimische Führerin“, die uns sogar Himba in Englisch übersetzen kann. Wir kaufen noch Gastgeschenke (Maismehl und Brot; auf Süßigkeiten verzichten wir, denn die Himbas werden in ihrem Leben nie nen Zahnarzt sehen), da wir glauben, dass Tauschgeschäfte eine sinnvolle Alternative zu Bezahlung darstellen und dann packen wir Uwaterra in unser Auto ein. Sie ist sehr wohl genährt, so dass Jesper sie auf den Beifahrersitz hoch hieven und Tanja sie anschnallen muss! und schon sind wir auf einer schlechten Piste zu ihrem Dorf unterwegs. Dort angekommen ist großes Willkommen mit der Verwandtschaft angesagt. Sie stellt uns den Chef / Häuptling namens Moro des Dorfes vor. Ihm überreichen wir unsere Gastgeschenke. Er lächelt und bedankt sich aufrichtig herzlich dafür und heißt uns willkommen in seinem Dorf. Die Himba-Kinder umzingeln uns schnell und halten unsere Hand. Wir fangen an mit ihnen zu spielen (Flieger und Engelein flieg) – das gefällt den süßen Fratzen gut und die haben uns gleich in ihr Herz geschlossen.
Wir halten uns ganz bewusst erst mal total mit dem Fotografieren zurück, da wir in Kontakt mit den Himbas kommen und mehr von ihnen erfahren möchten. So setzen wir uns auf den roten Staubboden zu Uwaterra und ihren Himba-Mädls, zwischen all den Ziegen und Lehmhütte und dampfenden Lagerfeuern, wo große Töpfe Maisbrei angerührt werden. Die sind anfangs zurückhaltend und wir werden beäugt. Dann rutschen sie näher, fassen und riechen uns an und die kleinen vergleichen unsere mit ihrer Haut. Sehr interessant! ;-) Mit Hilfe von Uwaterra können wir uns verständigen – sie übernimmt so eine Art Übersetzerin und so können wir viel über die Himbas erfahren.

Die Himbas leben vorwiegend im äußersten Norden (Kaokoveld) von Namibia ein, seit Generationen überliefertes Leben von Halbnomaden und ihre Volksgruppe zählt gerade noch 50.000 Menschen. Berühmt sind vor allem die Frauen. Sie reiben ihre Haut zweimal täglich, anstatt zu duschen mit einer duftenden Paste aus Ocker, Butter und Wildkräutern ein und verleihen ihr so einen rostbraunen Ton. Die Paste schützt die Haut vor Sonne und Insekten. Doch damit nicht genug – sie behandeln mit ihr auch die zu Zöpfen geflochtenen Haare, die deshalb aussehen wie Dreadlocks. Da die Himbas Rinder bewundern und eine ähnliche Mundform haben möchten, werden im Alter von 11 Jahren den Kinder die 4 Schneidezähne aus dem Unterkiefer entfernt. Der westlichen Kleidung ziehen sie die traditionelle vor: sie gehen mit nacktem Oberkörper und tragen kaum mehr als einen gefälteten Lederrock. Sehr zum Gefallen von Jesper – er kann in aller Ruhe hübsche braunrote Busen begutachten! ;-) aber auch Tanja gefallen die knackigen Oberkörper der jungen Himbamänner!

Nach einer Stunde Kommunikation ist das Eis gebrochen und wir lachen sehr viel miteinander.  Ein junges Mädl kennt kaum Berührungsängste und rutsch Tanja fast auf den Schoß. Sie will wissen ob Tanja schon Kinder hat. Tanja zeigt ihr einfach ihren flachen Bauch und das bringt sie sehr zum lachen und löst gänzlich alle Berührungsängste.  Sie finden Tanja sollte auch ihre Haare zu einer Flechtpracht wandeln und ehe wir uns versehen, hängen die ganzen Mädls an Tanjas Haaren um sie zu einer Art Zwirbel-Flecht-Frisur zu verarbeiten. Anschließend versehen sie die Strähnen noch mit einer Art Butter-Lehm-Mischung, so dass Tanja nun nicht mehr blond, sondern kaminrote/ockerfarbene Haare hat. Sehr lustig!

Sie zeigen uns dann am Nachmittag wie sie Maismehl mahlen und den Pap (Maismehlbrei), den sie jeden Tag als Hauptnahrungsmittel essen kochen und ein Mädl  dürfen wir sogar beim bekannten Einreiben mit dem ockerfarbenen Lehm-Butter-Kräuterpaste beobachten. durch die beigemischten Wildkräuter riecht das ganz gut. Auch die Schweißgeruchfrage beantwortet sie uns bildlich – sie mischt Kräuter und Glut zu einem Art Parfum. Dieses dampfende Gebräu hält sie unter ihre Achseln und ihren „Intim-Ziegenlederrock“ und das ist es! Eine andere Art sich zu waschen und gut zu riechen…. Doch wir ziehen eine ausgiebige Dusche und Deo dieser Art vor! J

Nach der vollendeten Frisur sieht Tanja aus wie eine Mischung aus Pirat und Himba – Die Himbapiratin. Und da sie sich nicht selbst sehen kann, bittet sie ein Himba-Mädl uns zu fotografieren, damit sie sich sehen kann. Das irritiert sie zwar etwas – finden sie aber sehr lustig und so fragen sie, ob sie sich auch selbst fotografieren und anschauen können. Wir erklären ihnen die Kamera und geben sie ihnen in die Hand. Und so drehen wir den Spieß einfach herum. Dieses mal sind wir nicht die Touristen die kommen um Fotos von ihnen zu machen, sondern sie fotografieren sich gegenseitig selbst, dann mit uns und sie haben richtig Spaß dabei.
Wir sind froh, dass es uns gelingt nicht wie typische Touristen nur für 5 Minuten aufzutauchen und schnell Schnappschüsse von den „nackerten Himbas“ zu machen und dann wieder zu verschwinden, sondern uns einen Tag lang auf sie einlassen und wir voneinander mehr erfahren und sie vor allem mit Respekt zu behandeln.

Nach einigen Stunden Interaktion mit den Himbas, machen wir uns doch noch vor Sonnenuntergang auf den Weg zum Campingplatz. Das war wirklich ein außerordentlich schönes Erlebnis, so nah und nett mit den Himbas zusammenzukommen. Wider Erwarten ein absolut authentisches und herzliches Zusammentreffen mit dem wohl bekanntesten ursprünglichen Volksstamm Namibias. Und wieder erleben wir, dass – wenn man nett und mit Respekt auf Fremde zugeht, genug Zeit mitbringt und geduldig ist – Gastfreundschaft und schöne Erlebnisse und Bekanntschaften zurück bekommt. Und durch unsere Lebensmittel-Gastgeschenke kam die Rede von Geld (Eintritt) nie auf!

Auf dem Weg sehen wir noch einige stolze Damen der Herero. Die typische Tracht der Herero-Frauen geht auf die deutschen Missionen des wilhelminischen Zeitalters zurück: riesige Reifröcke, der unter diversen Unterröcken getragen wird, dazu ein Hut in Form eines Horns. Es sieht irgendwie unwirklich aus, dass Frauen in pompösen auslandenden viktorianischen Kleidern hier in Afrika rum stolzieren.


Opuwo über Otjikeze und Okonwati weiter vorbei an Omuramba zu den Epupa-Falls, Kaokoveld
Wir sind am nächsten Morgen erst mal eine halbe Ewigkeit damit beschäftigt Tanjas Himba-Flechtereien aus den Haaren wieder zu beseitigen. Dieses Lehmpulver trägt zur Verknotung natürlich prächtig bei, anschließend könnte Tanja in der Preisverleihung der wildesten Pudel-Sturmfrisuren Preise absahnen! ;-) Der Graus für jeden Frisör!

Die 180 km lange Straße über Okongwati zu den Epupa-Falls besteht weitestgehend aus einer  guten Schotterstraße, die durch viele – meist abgetrocknete – Flussbette führt. Leider müssen wir heute den zweiten Verkehrstoten auf unserer langen Reise betrauern… Jesper hat ein langsam die Straße überquerendes Chamäleon überfahren….:-(
Nach ca. 3 Stunden Fahrt kommen wir am Vormittag an den Epupa-Wasserfällen an. Epupa bedeutet in der Sprache der Herero „fallendes Wasser“. Hier fächert sich der Fluss Kunene in mehrere Arme auf und überwindet in einer 500m breiten Folge in mehreren Wasserfällen paralleler Felsstufen. Die mit 37 m höchste Stufe bildet praktisch die Epupa-Falls. Der Fluss stürzt hier in eine dunkle, schmale Schlucht, über die sich ein Regenbogen spannt. Ein spektakulärer Anblick, gerade wo der Kunene so viel Wasser führt.

Wir schlafen im Epupa Sunset Hill Camp Site direkt am Berg vor den Wasserfällen (ist ein Community Projekt ohne sanitäre Einrichtungen, ganz spartanisch und einsam, 30N$ p.P.), mit dem besten Blick auf alle verschiedenen Fälle in voller Breite. Einer unserer schönsten wilden Übernachtungsplätze die wir hatten – traumhafte Lage, kein Luxus, tolle Natur, wildes Wasserrauschen und einsam!
Da wir endlich mal wieder früh ankommen, können wir hier den ganzen Tag relaxen und genießen. Abgesehen von der kleinen Autoreparatur, die noch gemacht werden muss. Wir sehen, dass eine Metallstangenhalterung von unserem Zusatztank abgebrochen ist und so droht dieser herunter zu fallen. Jesper denkt sich eine Lösung aus, fixiert es anders und es hält! ;-) wir setzen am Nachmittag ein leckeres Schmorgericht  in unserem tollen Dutch Oven über dem Feuer an und genießen dann bei milden 25°C am Abend, Sonnenuntergang und Wein eine Art Oryx-Gulasch mit Schmorgemüse… und das mit Blick auf die breiten tosenden Epupa-Wasserfälle (da stört uns auch Riesenspinnen in Form einer Vogelspinne nicht, die uns am Lagerfeuer fast über die Füße läuft) – besser könnte es uns nicht gehen! J


Epupa-Falls über Otjihende und den Van Zyl’s Pass ins Kaokoveld
Nach einem gesunden Frühstück bei einem klasse Sonnenaufgang an den Wasserfällen, geht’s die gute Gravel Road 77 km zurück nach Okangwati. Dort fahren wir an den Heißen Quellen – den Otjijandjasemo Hot Springs - (muss man nicht gesehen haben) vorbei. Ab hier wird die Piste rauer, steiniger und mühsamer – die Geschwindigkeit reduziert sich deutlich auf gerade mal 20-40 km/h. ca. 15 km vor Otjihende geht’s dann zur Sache – die Piste wird extrem schwierig zu befahren. Schritttempo ist angesagt. Wir müssen beide unsere Köpfe seitlich aus den Fenstern hängen um aufzupassen, dass wir in diesen schmalen felsigen Piste, die dann fast wie eine Bob-Bahn geformt ist, unsere Reifen seitlich nicht an einem scharfkantigen Felsen aufschneiden.  Es wird immer steiler und so klettert unser DJ in low gear und teilweise im Diff-Lock  mit Schritttempo die extrem unebenen Felsstufen nach oben. Unglaublich wie sich die Räder verschränken müssen und wie viel Kraft der DJ braucht um da hoch zu kommen. Hin und wieder steigt Tanja aus, geht den felsigen Pfad erst mal ab, räumt große scharfe Steine aus dem Weg und sucht die ideale Linie für den DJ aus, die möglichst kein Reifenkiller wird. Für 150 km brauchen wir 7 Stunden Fahrzeit, davon war die meiste Zeit für die letzten Kilometer kurz vor dem Pass. Bei Otjihende, kurz vor dem gefürchteten Van-Zyls Pass, ist ein Himba-Dorf und von diesen geführt, ein Campingplatz sehr hübsch an den Flussbetten gelegen. Dort erfahren wir, dass im letzten Monat gerade mal 10 Privatfahrzeuge hier vorbei gefahren seien, mit Ziel Van Zyl’s Pass. Na ist ja beruhigend, dass wenigstens 10 mal im Monat jemand passiert, falls uns dort was passiert. Also müsste statistisch gesehen ja alle ca. 3 Tage jemand kommen. 

Und so wagen wir uns am nächsten Tag zum berüchtigten Van Zyl’s Pass, der aufgrund der extremen Steigung nur von Ost nach West gefahren werden kann. Wir haben viel von diesem schwierigen Pass gehört. Angeblich das Sahnehäubchen für alle Offroadfans die Nervenkitzel brauchen. Na da sind wir mal gespannt. Wir genießen einen tollen Ausblick auf das schier unendliche Marienflusstal und schon erreichen wir den Van Zyls Pass. Von oben aus, sieht das schon verdammt steil aus. Wir gehen das Gefälle erst mal zu Fuß ab und verschaffen uns einen Überblick wie groß die Stufen und Winkel sind, die es im Fels zu überwinden gilt. Tanja lotst von außen während Jesper cm für cm den DJ die Felsen herunterschleicht. Uns beunruhigt sehr, dass mitten während wir diesen Van Zyls Pass bekämpfen, unser ABS bzw. die Bremsen aussetzen. Somit muss die Motorbremse und ganz ganz viel Geduld helfen, dass wir die großen Winkel langsam herunterrutschen. Für 13 km brauchen wir knapp 2 Stunden, ganz langsam und vorsichtig meistern wir den Pass sehr gut, ohne Reifenpannen. Es ist auf jeden Fall schwieriges Terrain, doch halten wir den Pass für „überbewertet“, schließlich ist es nur ein kurzes Stück. Oder wir sind mittlerweile einfach zu viele heftige Offroadpisten gefahren, dass uns dieser Pass nicht mehr erschüttert….


Mariensflusstal und Hartmann’s Valley, Kaokoveld
Unten angekommen fahren wir bei angenehmen 26°C durch das landschaftlich wunderschöne, unberührte Marienflusstal. Tanja setzt sich aufs Dach und so fahren wir durch diese hellgelbe strohtrockene Steppe, kein Mensch weit und breit, keine Dörfer, einfach nichts außer etliche Oryxe, Strauße mit ihren Jungen, Hartmannszebras und Springböcke, die unseren Weg kreuzen. Toll mit dem Blick von hier oben zu sehen wie die Tiere neben oder vor unserem Auto rennen.  Es ist so herrlich hier! Störend sind nur die hin und wieder auftauchenden und mühsamen „Wellblechabschnitte“ der roten Sandpiste.
Ziel nach einer wunderschöne Tagesetappe inkl. Pass von insgesamt 74 km und viel Zeit zum relaxen und genießen dieser Landschaft ist das Synchro Camp (70 N$ p.P.); wunderschön im Norden am Fluss Kunene zur Angola-Grenze gelegen, wo wir unser letztes Bayrisches Menü aufkochen: Sauerkraut, Kartoffelbrei, Bratwürste und Brezeln! J
Im Camp kommen wir in Kontakt mit Himbamädchen. Wir tauschen wieder Mehl und Hefe in Himba-Schmuck und einer Frau können wir „medizinisch“ etwas helfen. Gott sei Dank kommt danach nicht das ganze Dorf um medizinische Hilfe zu erhalten! J

Die hübsche „Campleiterin“ bittet uns unter einen anderen Baum am Fluss zustellen, da dieser den wir ausgesucht hatten, wohl gebrannt hat und umsturzgefährdet sei. Jesper nimmt das als Anlass endlich mal einen Baum fällen zu dürfen und verbringt den nächsten Morgen damit dieses 20 m hohe Monster von Baum zu fällen. Das ganze Himbadorf schaut natürlich dabei zu, da kann Jesper nicht aufgeben - auch nicht nachdem er merkt, dass die Blasen, die sich an beiden Händen bilden aufplatzen und zu brennen anfangen. Und …. der Baum fällt! Manche Männer pflanzen einen Baum - Jesper fällt einen …. Manche schreiben ein Buch – wir schreiben unseren Afrika-Blog,…, manche bauen ein Haus - wir fahren mit unserem Haus durch Afrika. J

Heute fahren wir gesamt 170km  - das ganze Marienflusstal zurück und rein ins nächste Tal – das Hartmanns-Valley. Landschaftlich gesehen ist es ähnlich weit und schön wie das Marienflusstal, nur etwas arider, wilder und bergiger und die Piste ist deutlich schlechter. Jeder Meter Wellblechpiste tut uns im Herz weh – unser Auto muss echt was mitmachen! Da es in beiden Tälern offiziell nicht erlaubt ist wild zu campen fahren wir ganz bis zum Ende des Tales in Nähe des Kunene und schlagen unser Camp etwas versteckt mitten in einem Dünengürtel auf. Es ist so schön einsam hier und wir genießen unser frisch gebackenes Brot mit Guacumole. Da es hier in der Wüste abends echt saukalt wird, beschließen wir kurzerhand eine Fußbodenheizung zu erfinden: wir stellen unseren Tisch über das Lagerfeuer und so können wir am Tisch essend unsere Füße wärmen! J


Hartmann’s Valley über Orupembe Richtung Purros, Kaokoveld
Wir starten nach Sonnenaufgang in den Dünen schnell Richtung Orupembe. Wir fahren das ganze Hartmann’s Valley wieder gen Süden Richtung Red Drum, wo wir dann bei angenehmen 20°C unser leckeres Brot frühstücken. Überall um uns herum die trockene Grassavanne mit viele Oryxantilopen, Hartmann-Zebras, Giraffen, Strauße, Springböcke und Löffelhunden. Hier ist so eine friedliche einsame Stimmung, das begeistert uns! Die Piste durchs Hartmanntal ist auch rauswärts übelste Wellblechpiste und unser DJ tut uns echt leid. Egal welche Geschwindigkeit wir fahren, diese Schläge sind echt auto-mordend! Wir fahren gen Südosten weiter nach Orupembe…wir sehen keinen Menschen geschweige denn ein Auto. Jesper beklagt schon seit gestern, dass unsere Bremsen so gut wie ganz hinüber sind und wir werden auf jeden Fall die nächste „Werkstatt“ in Sesfontein (ca. noch 150 km entfernt) ansteuern.

Tanja bemerkt ein seltsames Schleifen am Vorderrad rechts und wenig später riechen wir verschmortes… irgendwie wie Metall, dass zu heiß ist. Wir stoppen und entdecken am vorderen Reifen von innen viel Öl… das bedeutet nichts Gutes. Wir fahren noch ein paar Meter und dann entwickeln sich seltsame Geräusche, die sich nicht gesund anhören und wir stoppen sofort. Wir kennen uns nicht gut aus, aber wir wissen, dass wir ein schwerwiegendes Problem haben und womöglich nun hier feststecken! Wir sichern das Auto und bocken es nach oben, Vorderreifen rechts ab und dann stellen wir erschrocken fest, dass die komplette Bremsscheibe bzw. das ganze Rad instabil ist und hin und her wackelt! Gut – damit kommen wir keinen Meter mehr, sonst bricht uns alles auseinander!
Plan A: alles auseinandernehmen und schauen was gebrochen ist. Doch die Schrauben sitzen so fest, dass wir vorher das Auto weiter sichern, damit Jesper mit seiner ganzen Gewalt sich an die Schrauben hängen kann, ohne dass ihn das Auto begräbt. Also unter die Vorderradachse unseren Reifen und den Highlift-Jack packen wir auch aus. Jetzt ist das Auto dreifach gesichert und Jesper stämmt sich gegen die Schrauben… er bastelt so den ganzen Tag an der Vorderradaufhängung, den Bremsen und der Achse herum, bis klar ist, dass uns das Kugellager gebrochen ist und drum herum eben auch einige Teile beschädigt wurden.
Gut Plan B: Hilfe holen… relativ schwierig, da wir mitten im Nirgendwo im einsamen Kaokoveld sind. Die Einsamkeit des Kaokoveld, die noch uns vor wenigen Stunden so beeindruckt hat, könnte uns nun zum Verhängnis werden, denn oft kommt hier kein Auto vorbei. Und loslaufen um Hilfe zu holen macht keinen Sinn, denn laut GPS ist in 20 km nur ein Himba-Kraal; dort kann uns sicherlich keiner helfen und das nächste Dorf ist 95 km entfernt. Gut… also warten... gut dass Tanja darauf bestanden hat, neben den Lebensmittel- und Wasservorräten für die 10 geplanten Tage noch eine Reserve von einer Woche zusätzlich mitzunehmen. Somit kommen wir gut noch eine Woche aus.. notfalls auch zwei Wochen. Und wenns dann knapp wird, können wir immer noch zu den Himbas marschieren, erfahrungsgemäß haben die Immer Ziegenmilch, Wasser und Maismehl! ;-)
Plan C: Kontakt via Satellitentelefon mit jemandem aufnehmen… und glücklicherweise geht das Satteliten-Telefon sogar hier noch. Wir telefonieren mit dem Namibia AA und dem ADAC, doch die sitzen im 1.000 km entfernten Windhoek… das wird ganz schön kompliziert, langwierig und vor allem teuer.

Also eins steht fest: wir sitzen hier erst mal fest mitten im Nirgendwo – wie viele Tage, werden wir noch sehen! Und nachdem heute gar nichts passiert (ist ja Sonntag) fängt Tanja am Abend an zu kochen. Unser letztes Fleisch verarbeitet sie zu einem Gnu-Curry mit frischer Ananas. Über offenen Feuer wär es bestimmt auch sehr lecker  - das Gnu – aber hier mitten in der strohtrockenen Grassavanne, wo wir gestrandet sind und wir schon beim Toilettenpapier verbrennen aufpassen müssen, kein großflächiges Steppenfeuer zu entfachen, brauchen wir auch kein Lagerfeuer machen! ;-) So genießen wir zum Sonnenuntergang unser Curry und spielen alle Szenarien durch, die nun so auf uns zukommen können. Und was für ein Glück … bevor es dunkel wird, fährt noch ein Einheimischer mit seinem Landrover auf dieser einsamen Piste vorbei und hält an. Es stellt sich heraus, dass er der Besitzer zweier Luxuslodges ist, die nur Fly-In-Safaris anbieten. Eine davon ist im 95 km entfernten Dorf Purros und die andere im Hartmannstal am Kunene, von wo er gerade kommt. Er begutachtet unser Problem und sieht, dass wir dringend Hilfe brauchen. Er verspricht uns seinen „Privat-Mechaniker“ morgen vorbei zuschicken… und dass wir, wenn wir alles „überstanden“ haben, in seiner Edel-Luxus-Lodge zu einem 75%-Rabatt übernachten können. Das trifft sich ja gut! Uns stand die Lust schon lang auf so eine Luxuslodge. Doch zwischen 350 und 450 EUR pro Person pro Nacht – wäre uns ohne Rabatt doch zu teuer gewesen. J Da hat das Universum ja wieder super geliefert: Abenteuer im Kaokoveld mit Festsitzen und anschließend eine günstige Luxuslodge! ;-) na wenn wir das schon überstanden hätten und da schon wären! Aber jetzt heißt es erst mal warten.. mitten im Nirgendwo!

Wir spielen Karten im Dachzelt, frühstücken am nächsten Tag gemütlich, sitzen im Schatten unseres Autos lesend und die Ruhe genießend… und warten irgendwann mal ein Auto zu hören, das uns Hilfe bringen könnte. Doch wir hören nur den Wind, der durch die Steppe zieht, Vögel, Grillen und sonst nichts! J so werden wir zur Ruhe gezwungen. Wir schauen, wie viele Tage wir so ohne Hilfe auskommen würden und sind noch beruhigt, denn an Essen und Wasser fehlt es uns noch nicht. So vergeht ein Tag bei 33°C im Schatten ohne dass auch nur ein Mensch oder ein Auto hier bei uns vorbei kommt. Auch die versprochene Hilfe eilt nicht herbei. Dank Satellitentelefon telefonieren wir am Abend mit diesem Pieter, der sich entschuldigt, dass sein Mechaniker heute nicht gekommen ist und verspricht uns morgen die nötige Hilfe.

Wir haben am Auto bereits alles auseinandergelegt, was wir mit unserem Werkzeug konnten, doch uns fehlt der große 55er Schraubschlüssel um die Kugellager von der Achse zu lösen, ohne die anderen Teile zu beschädigen. Pieter sichert uns zu, dass er dieses Spezialwerkzeug sowie einige Ersatzteile hat und mitschickt. Er ist sich sicher, dass seine Männer das hinbekommen und wir wieder weiterfahren können. Und wenn die Jungs uns da rausholen, dürfen wir umsonst eine Nacht in seiner Luxuslodge schlafen, als Entschädigung dass er uns so lange hat warten lassen.
Am späten Abend  kommt noch ein Truck vorbei. Der Fahrer kennt Pieter und verspricht uns bisl Druck bei ihm zu machen, dass Hilfe bald kommt. Und bevor er fährt, fragt er uns noch ob wir für ihn ein kühles Getränk hätten! Wir glauben es nicht – wir sitzen mit einer Panne schon den zweiten Tag fest und das einzige Auto das pro Tag vorbeifährt, fragt uns nach einem kalten Bier!?!?!? Verrückte Welt!
Und so beginnen wir auch den dritten Tag mitten in der trockenen Steppe gestrandet unseren Tag gemütlich und fühlen uns ein bischen wie Tom Hanks im Film „Verschollen“. Doch unsere Laune ist bestens, wir hoffen noch auf die mehrfach versprochene Hilfe und warten, warten, warten… Gut, dass wir auf unserer „stark frequentierten Autobahn“ hier neben unserem DJ das Warndreieck brav aufgestellt haben. Es ist zwar schon seit Tagen kein Mensch – und pro Tag nur ein Auto – vorbei gekommen… aber Hauptsache das Warndreieck steht! J der Tag neigt sich zum Ende und wir haben noch nicht gegessen, da wir für den Mechaniker mit kochen wollten, doch der lässt sich nirgends blicken. Pieter erzählt uns per Telefon wieder wilde Geschichten.. angeblich sei das Auto das er zu uns losgeschickt hat heute 20 km von unserem Auto entfernt liegen geblieben und er schickt die Polizei los, die erst seine Jungs und dann uns „bergen“ sollen. Wir sollen uns nur wenige Stunden noch gedulden. Am Abend kommt tatsächlich ein Auto von der anderen Seite vorbei: zwei Deutsche Touristen. Sie fragen ob sie uns helfen können, doch wir antworten, dass wir schon Hilfe angeheuert haben und die in wenigen Stunden hoffentlich kommen wird und schicken sie weiter.
Nachdem die Sonne untergangen ist und wir den kalten Wüstenwind nicht mehr ertragen, gehen wir scherzend ins Dachzelt schlafen. Vielleicht rentiert sich ja morgen früh unser Warndreieck noch, wenn wir vom Verkehrsstau vor unserem Auto geweckt werden. J Trotz guter Laune fangen wir an uns Sorgen zu machen und zu zweifeln, dass uns dieser Lodgebesitzer wirklich helfen wird. Vielleicht war es nicht so klug die zwei Touristen heute vorbei fahren zu lassen… vielleicht hätten wir mitfahren sollen…. Morgen früh wollen wir Plan C: alternative Hilfe per Sattelitentelefon holen angehen.

nach Purros, Kaokoveld
…und so startet der vierte Tag unseres Festsitzens im Kaokoveld. Wir fühlen uns wie bestellt und nicht abgeholt. Es gibt wahrlich nicht viel einsamere Plätze auf dieser Erde um stecken zu bleiben… aber scheinbar fordern wir das Abenteuer manchmal heraus! Und kurz bevor wir uns um Plan C kümmern, hören wir nach einigen ruhigen Tagen endlich wieder ein Motorgeräusch und sehen aus der Ferne tatsächlich ein Auto auf uns zu fahren. Vier Jungs aus der Lodge kommen auf uns zu, doch die versprochenen Werkzeuge haben sie natürlich nicht dabei und dass das erfahrene Kfz-Mechaniker sind, glauben wir auch nicht. Na toll! Für diese unprofessionelle Hilfe warten wir nun schon den vierten Tag! In einem ungesehenen Moment fangen die Jungs mit einem Stein an, unser Radlager auseinander zu hämmern. Jetzt ist zwar diese Schraube für die wir den großen Schraubschlüssel gebraucht hätten ab, dafür haben die Jungs aber auch die Stab-Axle beschädigt! Ganze Arbeit geleistet Jungs – kaputt schlagen hätten wir noch heile Teile auch selbst gekonnt. Nun ist also nicht nur unser Radlager gebrochen, sondern noch etliche Teile, die dazugehören. Wir könnten heulen, aber es hilft ja nichts. Wir montieren einfach alles was man an der Achse vom Rad abmontieren kann ab, packen es ein und beschließen gemeinsam mit den Jungs zu fahren, um von der Lodge aus Ersatzteile zu organisieren. Wir denken für einen Moment darüber nach, dass nur Jesper mit den Jungs mitfährt und Tanja beim Auto bleibt. Da wir aber nicht wissen wie lange das Auftreiben aller notwenigen Teile dauern wird, erachten wir es als zu riskant Tanja in der Wüste alleine zurück zu lassen, verschließen unser Auto, packen das Notwendigste und Wertvollste zusammen und steigen auf die Laderampe des Safari-Autos um 2,5 Std. mit zur Lodge zu fahren. Wir schleppen noch das zweite Auto, was wirklich etwas entfernt von uns liegen geblieben ist mit ab und sind froh an der Lodge anzukommen (Okahirongo Elephant Lodge, Purros; Nebensaison 350 EUR pro Person, Hauptsaison 450 EUR pro Person pro Nacht). Pieter bietet uns an, dass wir das Telefon und Internet im Büro nutzen können um Ersatzteile zu bestellen. Heute ist Mittwoch; er fährt geschäftlich heute die 18 Std. Fahrt nach Windhoek und könne unsere kaputten Teile mit nach Windhoek nehmen und wenn wir neue Teile per Telefon aus Windhoek organisiert haben, könne er diese am Samstag mit dem Flugzeug, das wohl Fly-In-Gäste in die Lodge bringt, mitschicken. Das hört sich gut an!

Doch das Ganze hat drei Hacken. Nachdem wir nun hier in der Lodge sind, sind die Versprechen (von wegen „ihr könnt eine Nacht umsonst bei mir schlafen“) vergessen und wir sollen für ein Zimmer zahlen, zwar nicht die offizielle Rate (700 EUR pro Doppelzimmer pro Nacht!!!!!), sondern nur 150 EUR pro Person pro Nacht inkl. Vollpension. Das finden wir ziemlich fies, gerade wo wir keine Alternative haben, denn hier im Dorf gibt es nur einen Campingplatz (was ohne eigenes Zelt ausfällt) und sonst nichts.
Der zweite Hacken ist, dass er fürs Einsammeln von uns und fürs Schicken dieser Amateure 400 EUR in Rechnung stellen will, vereinbart waren 100 EUR für einen echten Mechaniker.
Und der 3.Hacken ist, dass es unmöglich erscheint die Ersatzteile bis Samstag in Windhoek zu organisieren; unser gebrochenes Radlager ist nicht das Problem, sondern genau das Teil, dass uns die Jungs mit einem Stein kaputt geschlagen haben ist nicht verfügbar. Wir telefonieren mit allen Toyota Händlern in ganz Namibia… aussichtslos… dieses Teil ist in ganz Namibia nicht auf Lager und auch nicht in Südafrika… sondern es muss aus Asien eingeschickt werden. Und das wäre dann frühestens in zwei oder drei Wochen hier. Na schöne Scheiße!  Unsere Köpfe laufen heiß und wir denken über alle möglichen Lösungen nach. Es hilft alles nix – wir können diese schöne Lodge ja nicht mal genießen, geschweige denn uns mehr als eine Nach leisten. Wir müssen hier weg und möglichst schnell in eine Großstadt um aktiv zu werden! Wir können an nix anderes denken, als an unseren DJ der da mit drei Rädern ganz verlassen alleine in der Wüste steht und danach schreit hier heraus geholt zu werden. Wir lernen die Italiener Alexandra  und Andrea kennen, die alles Organisatorische der Lodge managen. Sie helfen uns rührend wo sie können, essen abends gemeinsam mit den beiden in der Lodge und beschließen am nächsten Tag per Anhalter irgendwie nach Windhoek zu kommen.

Purros nach Sesfontein, Kaokoveld/Damaraland
Sie lassen uns daher am nächsten Morgen mit dem Safarimobil zum Campingplatz fahren, damit wir versuchen können von hier weg zu kommen. Wir sind hier in Purros, ein Kaff das aus einem Campingplatz und der Luxuslodge besteht. Hier gibt es keinen Bus oder irgendwas anderes. 1.000 km bis nach Windhoek per Anhalter zu kommen wird nicht leicht. Doch wir haben am Campsite Glück… wir lernen Angelika und Manfred kennen, die heute bis nach Sesfontein fahren und uns mitnehmen können. Damit haben wir schon mal 120 km auf schlechter Piste in 3,5 Std. geschafft. Dort wollen die beiden auf dem Campingplatz der Khowarib Lodge übernachten und wir steigen an der „Hauptschotterstraße“ mittags aus und wollen weiter trampen. Wir sitzen ganze 6 Stunden am Straßenrand… 6 deprimierende Stunden, denn außer geschätzten 750 Ziegen, 3 Straßenbauarbeitsfahrzeugen und 2 Eselkarren, kommt einfach kein einziges Auto vorbei! Man - wo sind wir nur gelandet – am Arsch der Welt! In unserer Verzweiflung halten wir den nächsten Eselkarren an und versuchen den Lenker zu überzeugen uns bis zum nächsten Kaff in 100 km – nach Palmwag – zu fahren oder uns gegen Bezahlung die Esel zu mieten. Doch hier kommen wir mit unserer Überzeugungskraft ans Ende. Auch unser „Eseltaxi“ weigert sich uns weiter Richtung Windhoek zu bringen. L heute sind wir ganz schön demotiviert und es scheint als kommen wir dort nie an. Da wir bei der nächtlichen Kälte nicht auf der Straße schlafen wollen, laufen wir nach Sonnenuntergang bis zum Campingplatz, wo wir glücklicherweise  im Mietauto von Manfred vorne auf den Sitzen schlafen können. Das hilft sehr!

Sesfontein über Palmwag, Stopp in Kamanjab/Damaraland, über Outjo und Otjiwarongo nach Windhoek
Am nächsten Tag können wir mit den beiden noch 100 km bis nach Palmwag fahren, doch dann wollen die sie in eine andere Richtung und wir müssen unser Glück per Anhalter weiter versuchen. Heute sind wir optimistischer als gestern. In Palmwag ist wieder der Veterinärszaun und dort verabschieden und bedanken wir uns bei den beiden, die uns 220 km weit mitgenommen haben und halten das nächste Fahrzeug an. Wieder ein Lodgebesitzer namens Dennis, der glücklicherweise auf dem Weg nach Windhoek ist. Man was für ein Glückstag! Er macht kurz Platz zwischen all den Boxen und dann springen wir zufrieden in unser „Taxi“. J auf dem ca. 650 km langen Weg auf afrikanischer Piste haben wir genug Zeit Dennis kennenzulernen. Er ist super nett und hilfsbereit und er kennt auch den Lodgebesitzer Pieter. Doch kann er uns nichts Positives über ihn berichten. Scheinbar sind wir auf einen geldgierigen Dampfplauderer reingefallen. In Kamanjab bringt uns Dennis zu einem deutschen einheimischen Mechaniker. Er hat die Teile, die wir benötigen leider nicht und macht uns daher ein Angebot unser Auto da aus dem Nirgendwo abzuschleppen. Da es aber 1,5 Tage Anfahrt auf übler Piste ist, müssen wir mit mindestens 2.500 EUR Abschleppkosten rechnen, einen Mechaniker dahin zu bekommen mit ca. 1.200 EUR.
Auch er kennt Pieter und wir hören weitere Horrorstories über ihn. Da sind wir wohl an den falschen Helfer in der Not geraten und uns wird es immer mehr Angst und Bang. Zudem macht uns jeder der hört, dass wir unser Auto allein ohne „Wächter“ in der Steppe zurückgelassen haben, verrückt. Wir werden in einer Tour gefragt „warum wir überhaupt noch da hoch zurück fahren wollen, denn das Auto wird schon längst ausgeschlachtet sein – wenn es überhaupt noch da ist“;  wenn wir Glück haben, sind nur die Reifen abmontiert und wir können unser Hab und Gut nun in allen Himba-Dörfern zusammen suchen. Wir haben jetzt richtig Angst um unseren DJ. Aber was hätten wir anders machen sollen?? Alle unsere „Helfer“ raten uns so schnell wie möglich wieder zu unserem Auto zu kommen und wünschen uns viel Glück, dass noch kein Einheimischer den Guten DJ gefunden hat. Die schlimmsten sorgenreichen  Tage unserer Reise beginnen. Wir machen uns richtig Sorgen und malen uns schon aus, wie wir unseren DJ aufgebrochen vorfinden werden.


Windhoek
Am Freitag Abend erreichen wir tatsächlich Windhoek und Dennis bringt uns noch zu einem Guesthouse wo wir Internet haben. Doch heute können wir nichts mehr ausrichten und leider ist im verschlafenen Namibia auch am nächsten Tag (Samstag) fast alles geschlossen. Doch finden wir einen Händler der uns angeblich die Ersatzteile aus Südafrika bestellen und bis Montag liefern lassen kann.

Somit müssen wir die nächsten zwei Tage übers Wochenende ausharren und das fällt einem wahrlich nicht leicht, wenn jeder erzählt, dass es Wahnsinn sei, das Auto alleine in der Wüste stehen zu lassen und eh schon alles geklaut sein wird. Wir versuchen das Beste aus unserer Zeit zu machen, spazieren am Avis-Damm, gehen ins Joe’s Beerhouse und lernen super nette hilfsbereite Menschen kennen. Wir hatten Kontakt mit Kulle (mit ihm und Amelie sind wir zwei Wochen durch Sambia gereist). Er hat seinen Landy bei Freunden in Windhoek untergestellt, bis er wieder nach Namibia kommt und uns angeboten, dass wir sein Auto leihen können um wieder knapp 1.000 km hoch ins Kaokoveld zu fahren und so zu unserem DJ zu kommen. Wir waren super erleichter, denn das ist uns eine große Hilfe! An dieser Stelle nochmal ein dickes  Danke an Kulle – so viel Vertrauen und Hilfsbereitschaft wissen wir wirklich zu schätzen!!! Wir lernen daher seine Freunde Inkeri und Robert kennen, wo wir den Landy abholen. Die beiden sind ebenfalls super nett und laden uns gleich ein bei ihnen zu schlafen, bis wir alle Ersatzteile zusammen haben.

Roberts bester Freund Brian hat eine Landcruiser-Werkstatt – was für ein Glück. Am Montag um 8 Uhr stehen wir bei ihm auf der Matte, zeigen ihm alle unsere kaputten Teile und er hilft uns den ganzen Tag die Ersatzteile zu besorgen. Das war eine Riesenhilfe, denn wir wissen für jedes einzelne Teil echt nicht den englischen Begriff! Und wie soll es anders sein – das wichtigste Teil wurde nicht geliefert und ist nicht verfügbar. Wir klappern jeden Händler und Ersatzteillieferant gemeinsam ab, doch es scheint aussichtslos in ganz Windhoek dieses eine Teil aufzutreiben; wir müssen mindestens zwei Wochen warten, um ein neues Teil zu erhalten. Wir könnten wieder verzweifeln und versuchen vergebens unser Glück bei Schrottplätzen und Gebrauchten-Teile-Händlern. doch am Abend ruft uns ein Händler an: erlösende Nachricht – er hat eine Secondhand Achse gefunden, die wir mit wenigen Modifikationen verwenden können. Jaaaaaaaaaaa!!! Erleichterung - Mei sind wir froh. Bryan modifiziert es, leiht uns das Spezialwerkzeug, was wir zum Montieren benötigen und gibt uns noch ein paar Tipps, wie wir als selbsternannte Mechaniker alles alleine hinbekommen, wenn wir wieder in der Wüste sind.

Die Zeit, die wir in Windhoek mit Inkeri, Robert und Brian verbracht haben, war trotz unserer großen Sorgen um DJ sehr sehr nett und wir sind dankbar für so viel Gastfreundlichkeit und Hilfe, die wir in den letzten Tagen erlebt haben.


Windhoek über Otjiwarongo zum DJ, 95 km hinter Puros, Kaokoveld und wieder zurück nach Windhoek
Und mit Werkzeug, Hilfsmitteln, Wasser und Lebensmitteln ausgestattet starten wir unsere „DJ-Rettungsaktion“. Mit Kulles Landy geht’s am Montag Abend zurück ins 1.000 km entfernte Kaokoveld zu unserem Auto. Wir sind beide so aufregt und angespannt, dass wir uns entschließen die Nacht durchzufahren, um so schnell wie möglich da oben zu sein – schließlich steht der DJ da jetzt schon 9 Tage mit gebrochenem „Bein“ in der Steppe, davon 5 Tage allein.

Die 18 Stunden Autofahrt über Nacht bis in den nächsten Vormittag (Dienstag) hinein quälen wir uns mit Vorstellungen wie es unserem DJ geht und was wir an den Koordinaten wo unser Auto steht wohl vorfinden werden. Gerade nachts kreuzen etliche Wildtiere unseren Weg und wir haben zwei Verkehrstote zu beklagen: Tanja überrollt ohne Brille eine Eule und einen Hasen. Die Oryxe, Zebras, Schakale und Springböcke hat sie glücklicherweise immer rechtzeitig gesehen. Es wird hell und wir begegnen dem ersten Auto seit Stunden: zwei Südafrikaner, die wohl vor 3 Tagen an unserem Auto vorbei gekommen sind und da waren wohl noch alle Reifen dran. Sie schenken uns eine Bibel und wünschen uns Glück dass alles noch da ist. Na das macht uns nicht wirklich Mut. 5 km vor unserem DJ haben wir mit dem Landy auch noch nen Platten. Und die letzten Kilometer bis zum Auto sind die längsten Kilometer unsere Lebens gewesen… die Spannung steigt… und …. Unser DJ ist noch da und alles ist noch dran und drin! Wir sind sooooooooo erleichtert und die Anspannung fällt etwas ab. Dann starten wir ohne vorher zu schlafen die Reparatur. Wir reinigen jedes Teil mit Benzin und dann geht’s ans Zusammenbauen. Beim ersten mal bleiben leider ein paar Teile übrig… also noch mal auseinanderlegen und auf ein Neues! Nach 3 Versuchen haben wir es dann auch geschafft – jedes Teil ist da wo es hingehört, unser Rad ist wieder fest und funktionstüchtig, der Reifen vom Landy gewechselt!!!!! Wir sind super stolz auf uns und komplett dreckig wollen wir noch am Abend auch gleich weiter fahren – nur noch weg von hier!  So fahren wir also wieder eine Nacht und einen Tag über schlechte Pisten mit zwei Autos zurück ins knapp 1.000 km entfernte Windhoek.
Wir sind eigentlich komplett übermüdet und doch noch voller Adrenalin, dass wir wieder nachts durchfahren um am Mittwoch kurz vor Mitternacht nach insgesamt 36 Stunden reine Fahrzeit (Hin- und Rückfahrt, innerhalb von bisl mehr als 48 Stunden) völlig erschöpft in Windhoek bei Robert ankommen und ins Bett fallen. What a nightmare!!! Das war wirklich die härteste Probe unserer Reise und wir haben es mit viel Glück überstanden! Rettungsaktion Dj erfolgreich! Jippie!!! Doch ohne Hilfe hätten wir das nicht so einfach geschafft! Danke an Kulle, Amelie, Robert, Inkeri, Brian, Angelika, Manni, Dennis, Andries, Andrea, Alexandra, Ilona und Helmut !!!!!!!!!!!

Windhoek
Den nächsten Tag verbringen wir bei Brian in der Werkstatt um sicher zu gehen, dass wir „Amateur-Mechaniker“ aller richtig gemacht haben. Und der DJ ist wieder fit für die letzten Abenteuer unserer Reise. Bevor wir weiterfahren lassen wir den platten Reifen vom geliehenen Landy flicken, die zwei Autos außen und innen putzen, kaufen wieder Vorräte ein und treffen am Abend Louise und Andrew wieder. Zwei Overlander, mit denen wir im Sudan ein paar Tage gereist sind und so tauschen wir uns im Joe’s Beerhouse über die letzten Monate aus. Sehr nett, denn wir haben so ziemlich die gleichen Länder bereist aber dennoch extrem unterschiedliche Sachen erlebt und Eindrücke gewonnen.

Wir haben viel Zeit verloren und müssen jetzt Kilometer gut machen, denn der Rückflug steht schon. So fahren wir am Freitag (24.06.) von Windhoek über eine schöne Passstraße nach Sossusvlei. Davon mehr in unserem nächsten Blog.

Viele liebe Grüße an unsere Mitverfolger
Tanja und Jesper