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Donnerstag, 28. April 2011

Äthiopien II - der Süden

Äthiopien II
26 Tage Äthiopien, 60.-85. Reisetag,  Fr. 25.02. bis Di. 22.03.2011
Mo. 14.03.2011, 18.Tag Äthiopien bis Di. 22.03.2011, 26.Tag Äthiopien

Lalibella nach Addis Abeba und dann durch den Süden Äthiopiens zur Grenze nach Kenia
Nach unseren ersten 18 Tagen unvergesslicher Erlebnisse in Nord- und Ostäthiopien sind wir gespannt was Zentral- und Südäthiopien zu bieten hat. Nach der Danakil-Depression-Tour mit Magdi und Alex fahren wir noch gemeinsam in einer aufregenden nächtlichen Schlammtortour nach Lalibella. Wir erwarten einen extrem touristischen Ort – sind aber positiv überrascht, dass es halb so schlimm ist und sind beeindruckt von den Felskirchen. Wir schauen uns alle der verschiedenen Kirchengruppen an und dürfen sogar an einer Messe teilnehmen.  Es geht sehr laut und impulsiv zu, die Hälfte der kleinen Kirche singt und trommelt. Wir verbringen nun schon viel mehr Zeit in Äthiopien als geplant und müssen daher ein paar Kilometer reißen und – obwohl es heftig zu regnen anfängt – fahren wir noch abends weiter und campen wild. Die Amharen sind weniger aufdringlich als die Afar, von daher stehen früh als wir aus dem Dachzelt klettern nur wenige Kinder und Erwachsene um unsere Leiter.


Nach einem weiteren Tag Fahrt durch Serpentinen bei Nebel, Sturzfluten und Regen kommen wir im deutlich kühleren Addis Abeba in Wim’s Holland House (N09°00.608’ E038°45.322, 60 Birr p.P.) an.
Wir bleiben 3 Nächte, da wir einiges in der Stadt erledigen müssen, wie das Visa bei der kenianischen Botschaft, Bargeld und die Comesa-Yellow-Card (Versicherung für alle weiteren afrikanischen Länder, ausgenommen Namibia, Botswana und Südafrika) besorgen, Vorräte an Lebensmittel aufstocken, unser Empfehlungsschreiben bei der Dt. Botschaft zahlen und den DJ in einer Werkstatt checken lassen. Dieses Vorhaben dauert länger und kostet mehr als gedacht. Wir finden auf Empfehlung von Wim eine kompetente Toyota Werkstatt (GMC Toyota, Koord. N9 01.682 E38 46.499) – so eine strukturierte Werkstatt sind wir gar nicht mehr gewöhnt. Wir bleiben den ganzen Tag bei unserem Auto während sie erst alles putzen, den Motor reinigen und anfangen die Räder zu demontieren und das Auto zu checken. Unsere Bremsen sind durch, alle Lichter durchgebrannt und ein paar andere Kleinigkeiten. Alles halb so wild… wir lassen es richten und können jetzt wieder unbesorgt auf die schlimmsten Afrika-Pisten-Kilometer zu fahren. Wir lernen bei Wim’s einige Overlander treffen und beschließen mit Lance (Südafrikaner) & Maurice (Holländer) im Landrover und Lana (Usbekin) & Guillaume (Franzose) im Landcruiser weiter zu fahren um gemeinsam die Strecke von Omorate über den Lake Turkana in Kenia einzureisen. Angeblich sollen das die schlimmsten 500 Pistenkilometer in ganz Afrika sein… und wir kommen genau zu Regenzeitstart… so können wir uns im Ernstfall gegenseitig helfen.
Erst einmal fahren wir aber mit unseren drei Fahrzeugen auf belebter Teerstraße zum Lake Langano. Aufgrund des hohen Mineral- und Sodagehaltes gilt dieser See als Bilharziose-frei und Krokodile oder Hippos ward wohl auch nicht gesehen – also auf ins warme Nass! Das wilde Karkaro Camp (160 Birr pro Pkw) liegt wirklich idyllisch und wir genießen einen 26°C warmen Sommertag am See.  Wir bitten einheimische Fischer uns frischen Fisch zu angeln. Gesagt getan… drei Stunden später kommen sie mit dem Boot zurück und präsentieren uns 10 Talapia und eine Schubkarre voll mit Feuerholz! Die Fische müssen noch ausgenommen werden und nachdem sie aufgehört haben zu zappeln, bereiten wir die Fische gemeinsam zu, machen ein großes Lagerfeuer wo wir den Fisch grillen, trinken einige Sun-Downer und genießen dieses fantastischen Platz am See!

Am nächsten Tag (Sa.19.03.) schleppen wir erst mal dan Landcruiser, der im nassen Sand am See feststeckt ab und es geht gemeinsam über das Rastafaria-Dorf Shashamene nach Arba Minch an den Chamo-See im dichtbewachsenen Nechisar Nationalpark. Auf der Fahrt kommen uns hunderte von Eselkarren und Menschenströme entgegen, die alle zum Markt eilen. Die geteerten Straßen gehen wieder in Pisten und Schlaglochstraßen über, die Landschaft wird grüner… viele Bananenplantagen und immer mehr „wilde“ Tiere, die uns vors Auto laufen. Die Jungs im Landrover müssen mehrmals stoppen um Ihre Stoßdämpfergummis zu richten … unsere zwei Toyotas rollen problemlos über die Piste.. Landrover eben! ;-)  bei diesen Reparaturstopps umringen uns in wenigen Sekunden gleich wieder viele Kindern und Erwachsene. Das Betteln wird immer penetranter und geht uns so langsam auf den Nerv! Man kann wirklich nirgends stehen bleiben um auch nur 10 Sekunden in Ruhe zu pinkeln… die hupfen aus jedem Busch.. auch wenn man glaubt ein menschleeres Gebiet gefunden zu haben. Und schreien dann „you you… give me money… give me caramel… pen… usw. Unglaublich!

In Arba-Minch angekommen organisieren wir uns eine Bootsfahrt auf dem Chamo-See zum Krokodilmarkt (1-5 Pers. pro Boot 580 Birr inkl. Guide und Kapitän). Endlich… die ersten Hippos und Krokodile auf unserer Afrikareise! J vorbei an riesigen Krokodilen die sich am Ufer in der Sonne aalen, etlichen Pelikane und nicht wirklich freundlich schauenden Hippos, die unser Boot beäugen. Wir kochen gemeinsam im dichten Wald des Nechisar Nationalparks (20 Birr pro Pkw) und schlafen bei lauten Tiergeräuschen und vielen wilden Affen um uns herum in unseren Dachzelten ein.
Wir fahren relativ schnell weiter gen Süden ins Omo-Valley durch Konso, Woito und Key-After nach Jinka (233 km) und genießen dort ab mittags den sonnigen Tag auf dem Jinka Rocky Campsite (50 Birr p.P.) bei einer Runde Volleyball, kalten Duschen, Lagerfeuer und selbstgekochtem Hühnchen-Curry. Hier ist es gleich einige Grad heißer als im Norden. Auf der Fahrt haben wir eindrückliche Begegnungen mit verschiedenen Stämmen. Die Einheimischen tragen immer weniger Kleidung, sind mit bunten Perlenketten behangen, die Ohrlöcher sind meist richtig schwer „beladen“, so dass große Ohrlöcher durch die man schauen kann zu erkennen sind, manche Frauen tragen eine Art seltsamer bunter Petitcôte-Röcke, die Frisuren werden immer wilder und kreativer, die „Krieger“ des Ari-Stamms tragen Speere und phallischen Stirnschmuck und zeigen hübsche muskulöse freie Oberkörper, die ebenfalls mit Perlenketten und anderen „Behangzeugs“ geschmückt sind, die Kinder machen am Straßenrand auf sich aufmerksam, indem sie wild mit den Beinen klappern, andere machen Handstand und wackeln mit den Füßen . Das sieht so lustig aus!
Wir sechs überlegen recht lang ob wir zu den Mursis wollen oder nicht. Wir haben so viele – meist schlechte – Geschichten über diesen Stamm der Tellerlippenfrauen gehört und sind unsicher. Angeblich sind die Mursi-Stämme geldgierig, wollen Eintritt, Geld für Fotos und sind ab mittags besoffen, da sie dann das eingenommene Geld der Touristen versaufen. Doch unsere Neugier, uns selbst ein Bild davon zu machen treibt uns in den Mago Nationalpark (Eintritt 100 Birr p.P., 30 Birr p.Pkw). Am Eingang des Parks geht die Diskutiererei mit dem Militär wieder los… wir müssen einen bewaffneten Scout mitnehmen… doch keiner von uns hat Interesse wieder einen ins Auto zu setzen. Sie lassen sich nicht ausreden, dass wir ohne Scout fahren können. Also packt Guillaume ihn kurzerhand aufs Dach. Wir lachen alle köstlich und die Äthiopier finden unseren Einfallsreichtum auch sehr lustig (sie wissen ja nicht, dass wir diesen Freiluftplatz (Airbus) gewählt haben, weil wir keinen Stinkebolz in unseren Autos haben wollen). Noch 65 Birr Lohn für den Knaben und dann kanns also losgehen. Im Park meistern wir unsere erste kleine Flussdurchquerung… naja war wohl eher eine riesige Pfütze vom letzten Regen… aber es war dennoch aufregend den DJ auf dieser Reise das erste mal bis zur Motorhaube durchs Wasser zu fahren. J wir fahren an einigen bewaffneten Kriegern der Ari- und Mursi-Stämme vorbei. Wir dachten erst wir sehen nicht richtig… aber die waren völlig nackt und mit weiß-roten Mustern bemalt. Ihr wertvollstes Stück genoss dabei die auffälligste Bemalung. „Unsere“ Jungs sind fast neidisch wie die hier bestückt sind.  Auch manche Kinder waren wie Skelette bemalt und liefen auf riesigen selbstgebauten Stelzen.

HIer am Omo-Fluss haben sich diverse Völkerschaften erhalten, bei denen die Jagd und jährliche rituelle Kriegszüge (häufig auch durch festliche Scheinkämpfe mit Stöcken ersetzt) noch auf der Tagesordnung stehen. Eine besondere Bedeutung besitzt für diese Ethnien die Verschönerung des Körpers. Suma und Karo malen sich mit verschiedenen Tonerden und Pflanzenpigmenten unterschiedliche, teils symbolisch, teils rein dekorative Muster auf den Leib. Galeb und Karo formen ihr Haar mit rotem Ton zu fantastischen Kopfputzen, die Frauen der Hamer gestalten ihre Haare mit Butter und Lehm. Die Mursis sind bekannt für ein System von Schmucknarben, an denen man den Stand in der Gesellschaft erkennt. Besonders auffällig sind die Ohr- und Lippenpflöcke bzw. –teller, die von der Pubertät an die Unterlippe durch das Einsetzen von immer größeren Pflöcken so weit dehnen, dass schließlich eine Tonscheibe von ca. 15 cm Durchmesser in die Unterlippe eingesetzt werden kann (Tellerlippenfrauen). Dafür müssen den Frauen auch die Schneidezähne ausgebrochen werden. Diese Scheiben sind ein Schönheitszeichen, je größer die Teller, desto mehr Ansehen genießt diese Frau. Gruselig für unsereins!
So kommen wir durch viele Dörfer und schließlich halten wir vor einem Mursi-Dorf. Schon kommt das Stammoberhaupt auf uns zu und gibt uns zu verstehen, dass wir pro Person Eintritt (100 Birr) zahlen müssen. Jesper und Maurice ist es das nicht wert und so beschließen wir, dass pro Fahrzeug einer ins Auto zurück und nur einer „pro Team“ zu den Mursis geht. Damit gibt der „Häuptling“ sich aber nicht zufrieden, schließlich stehen wir mit unseren Autos auf „seinem Land“ und sollen zahlen. Wir bleiben hartnäckig. Alle Mitglieder dieses Dorfer – einer auffälliger als der andere „gekleidet“, bemalt und behangen - haben uns so langsam umringt und alle zerren an uns. Wir sollen Fotos machen, aber pro Foto pro Mursi-Mitglied sollen wir zahlen. Es gibt sogar eine Art Rangordnung  - Kinder 2 Birr, Erwachsene Frauen und Männer 3 Birr und Frauen mit Babys 4 Birr. Das ist echt verrückt, was da passiert. Uns vergeht die Lust uns auf dieses Volk einzulassen. Das hat nichts Ursprüngliches mehr, sonder ist extrem kommerziell! Wir Touristen haben dieses Volk versaut und letztlich unglücklich und fertig gemacht. Uns gefällt nicht was hier passiert und beschließen nach wenigen Minuten den Rückzug. Das gefällt den Mursis nicht… sie zerren und hängen sich an uns… das haben wir noch nie erlebt. Da Jesper und Maurice ja keinen Eintritt zahlen wollten (sie waren auch nicht mal am Dorfeingang gestanden und wir sehen auch gar nicht ein zu zahlen) versuchen die männlichen Mitglieder des Stammes unsere Autos am Wegfahren zu hindern. Sie setzen sich auf die Motorhaube, versuchen, die Autos an der Bullbar festzuhalten, hängen sich krampfhaft durchs offene Fenster an Maurice Arm… es gleicht fast einer Flucht, die wir antreten müssen. Wir fühlen uns „fast bedroht“ und die Mursis wollen uns nicht kampflos davon fahren lassen, schließlich wird das sonst ein Nachmittag ohne Alkohol. Doch unsere Autos sind stärker und wir fahren mit quietschenden Reifen davon, obwohl noch immer Mursis an allen Ecken der Fahrzeuge hängen. 
Im Nachhinein wären wir lieber nicht hingefahren. Für die Mursis wäre es das Beste, wenn Sie niemals von Touristen „entdeckt“ worden wären, nie Geld gesehen hätten. Dann würden sie immer noch ihr glückliches Dorf- und Kriegerleben mit all den Sitten und Riten leben ohne geldgierig und anschließend besoffen und unglücklich zu sein und von Touristen angestarrt zu werden. Das hat echt was von Zoo und ist verdammt traurig.


Nichts wie weg von den Mursi-Dörfern und auf durch das Dickicht des Mago Nationalparks. Der Landrover von Lance und Maurice nutzt die normale Schotterpiste um nach Turmi zu kommen (Landrover müssen eben mehr geschont werden anstatt Offroadpisten zu fahren – kultig aber nicht afrika-tauglich ;-) während hingegen unsere zwei Landcruiser den wilden Weg durch den Park wählen. Hier ist es im wahrsten Sinne wild. Schon beim Parkeintritt wünschen uns die Rancher viel Glück! Was das wohl zu bedeuten hat?
Wir erkennen bald, der Regen der letzten Tage hat seine Spuren hinterlassen und so müssen wir häufig Schlammpassagen und Flussbettdurchquerungen passieren. Oft steigen Lana und Tanja aus um das Terrain und die schwierigen Stücke vorher abzugehen. Ohne GPS wären wir komplett aufgeschmissen gewesen, denn hier hat sich schon lange kein Auto mehr durchgeschlagen.  Die Vegetation ist extrem dicht und verwuchert, von Piste kann nicht die Rede sein, so kämpft sich unser DJ durch Dornengebüsche und hat sich leider auch ganz viele afrikanische Schmucknarben zugezogen. ;-)


Nach der langen Fahrt durch die Hitze des Parks (ca. 40 Grad), passieren wir noch ein paar Dörfer mit vielen nackigen Kindern des Volkes Karo, sehen etliche 4-5 Meterhohe Termitenhügel und kommen völlig erschöpft kurz vor Dämmerung in Turmi an, wo die Landrover-Crew schon mit kalten Bier auf uns wartet! Da stört es uns beim Duschen gar nicht, dass wir die Duschkabine mit viel Krabbelgetier, Spinnen und Mücken teilen müssen.
Auch beim Pasta kochen müssen wir aufpassen, dass nicht eine ungewollte Fleischbeilage in den Topf fliegt!. Es lebt! 

An unserem letzten Äthiopientag (Tag 26, Di. 22.03) fahren wir durch Turmi an all den lustig aussehenden Hamer-Stämmen vorbei nach Omorate, wo wir unsere Pässe offiziell ausstempeln lassen. Das Carnet kann man hier aber nicht ausstempeln, da dieser Grenzübergang (am Turkana-See) kein wirklicher ist. Es ist drückend schwül und 35°C heiß, so dass wir unser Vorhaben die letzten äthiopischen Birr in ein paar Bier für unsere nächste Etappe zu investieren, nach vergeblichen 2-Stunden-Suche, streichen. Lance und Maurice richten mal wieder den Stoßdämpfergummi und dann geht’s los auf die angeblich schlechteste Piste Afrikas, die es zu Regenzeit wohl nicht zu passieren gilt… 2 Stunden Offroad-Piste Richtung Turkana-See nach Kenia.

Wir durchfahren einige trockene Flussbette und können uns gut vorstellen, dass bei Regen die Durchquerung sehr schwer oder gar unmöglich sein könnte. Doch wir haben großes Glück mit dem Wetter… zum Bedauern von Jesper. Er hatte sich schon auf eine Schlammschlacht gefreut und nun bleibt das Autobergen und schweißnasses dreckiges Ausgraben der Autos aus….  wir kommen an einigen Dörfern vorbei, wo uns alle Kinder winken und hinterher rennen.  Das kennen wir bereits gut! 5 km vor der geografischen Grenze zu Kenia wundern wir uns allerdings, warum uns auch bewaffnete Erwachsene hinterherlaufen. Aber nach 4 Wochen Äthiopien sind wir schon etwas abgestumpft und gewohnt, dass uns viele hinterherlaufen, uns stoppen und dann Geld wollen. Somit geben Lance und Maurice als erstes Auto einfach Gas und wir hinterher… vorbei zwischen den Rundhütten, weiter durch die Wüste… und sehen im Rückspiegel Lana und Guillaume bei den Hütten halten. Uns rennen weiterhin bewaffnete bunt angezogene Männer in Jogginghosen hinterher. Im Nachhinein – als wir doch zurückfahren um zu schauen was mit den beiden ist – stellt sich eine der Hütten als Polizeistation heraus, die für uns nicht als Polizeistation erkenntlich war, da das Hinweisschild auf amharisch für uns schlecht zu lesen ist und die Leute einfach nicht wie Polizisten aussahen. Der Polizeichef ist wegen unseres Weiterfahrens extrem schlecht gelaunt und lässt uns in einer Hütte erst mal schmoren. Nachdem wir uns zum zigmale Entschuldigen und erklären „wir können unsere Vergehen gerne 10 Jahre hier im Dorf absitzen“ erhellt sich die Stimmung etwas im Raum. Und als Lance ihm per Schulterschlag (hier schlagen sich die Äthiopier zur Begrüßung immer die rechten Schultern aneinander) um Entschuldigung bittet, entzerrt sich die Situation und wir können nach unserer Passkontrolle mit großem Gelächter weiterfahren. Wir sehen auf dem GPS dass wir nach 5 Km Äthiopien verlassen und nun in Kenia sind (Grenzposten vergeblich).

Fazit Äthiopien:
Wetter und Landschaft:
im Norden sind wir zu einer sehr heißen Zeit und obwohl wir uns wochenlang auf einer Höhe zwischen 2.000 und 4.000 Höhenmeter befinden, ist es sehr warm. Durch die vielen Pässe und ständigen Höhenunterschiede schwanken die Temperaturen zwischen 18 und 35°C. In der Danakil-Ebene und im Süden ist es dann noch heißer (niedrigere Höhenlage) und wir erreichen Temperaturen bis zu tropischen heißen 40°C. Die extrem unterschiedliche und abwechslungsreiche Landschaft hat uns sehr beeindruckt. Das Land ist sehr fruchtbar. Der Ostafrikanische Grabenbruch mit den Vulkanen und Seen zieht sich durchs ganze Land.

Land und Leute: alle noch so kleinen Kinder müssen mit anpacken und schleppen echt schwer. Wir sehen sogar 3–Jährige mit 1-Jährigen Kindern auf dem Rücken. In jedem Dorf sind etliche Schulen und Frischwasserbrunnen. Überall laufen Kinder in Schuluniformen oder schleppen gelbe Wasserkanister.
Alle Kinder haben leider auch gelernt, dass „weiß sein“ gleich „reich sein“ bedeutet und alle Weiße geben einem was. Dementsprechend halten alle Kinder die Hand auf und schreien lautstark „you you, give me…pen, birr, money, plastic, caramel…“ und rennen neben dem Auto her.  Es wird unglaublich viel gebettelt und für alles wird Geld verlangt (selbst als wir an einem öffentlichen Brunnen unser Wasser auffüllen wollen). Häufig schreien die Kinder „Heiland Heiland“. Mei… wir sind zwar weiß aber der Heiland dann auch nicht! ;-) wir erinnern uns, dass Heiland eine Wassermarke ist. Die Kinder wollen somit Plastikwasserflaschen… die können sie entweder zweckentfremden oder für ein paar Birr weiterverkaufen.
Man schwankt hier im Land häufig zwischen Mitleid und Verärgerung  und kämpft mit einem inneren Zwiespalt. Kann man helfen oder nicht?! Das ständige Handaufhalten ist letztlich das erlernte Verhalten, das durch alle Hilfsorganisationen oder Touristen die ihr Gewissen erleichtern wollen und großzügig Kugelschreiber und Karamell sowie Geld verteilen, überhaupt erst auftreten konnte. Wir glauben nicht, dass das dem Land immer nur Gutes bringt. Die Leute verlernen das Arbeiten und verlassen sich darauf alles von „weißen“ geschenkt zu bekommen oder mit Betteln das Leben zu bestreiten. Äthiopien ist landschaftlich gesehen für uns das (bis jetzt) absolute Highlight, nur wissen die Leute dieses fruchtbare Land nicht zu nutzen.
Wir hören viele Horrorgeschichten mit steinwerfenden Kindern und sind anfangs sehr besorgt, dass uns ein Stein in eine Scheibe knallt. Nach 4 Wochen Äthiopien konnten wir uns selbst überzeugen. Es gibt sie, aber man sollte sich nicht verrückt machen. Die wenigsten schmeißen Steine, sondern winken einem zu. So werden wir nur einmal richtig getroffen – ohne großen Schaden.
 Statistik: in Äthiopien gefahren 3.931 km, gesamt gefahren 15.837 km, Dieselkosten in Äthiopien 14Birr/Liter (ca.0,50 EUR/Liter)

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