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Sonntag, 22. Mai 2011

Tansania I

6 Tage Tansania, 108.-114. Reisetag, Do. 14.04.- 20.04.2011
Grenzübergang Rusumo/Kagera River kommend von Ruanda nach Mwanza am Victoria-See
(Währung: Tansania-Schilling, 1 USD = ca.1.500 TSH, 1 € =  ca. 2.000 TSH, 1.000 TSH = ca. 0,50 €;
Linksverkehr, Englisch)

Wir kommen bei strömendem Regen an der Grenze in Tansania an. Für die Einreise brauchen wir grad mal 25 Minuten (beim Zoll müssen wir das Carnet stempeln lassen und zahlen 5 USD Spritsteuer sowie 20 USD Roadtax; Visa 50 USD p.P. an der Grenze problemlos erhältlich). Und schon sind wir im vierten ostafrikanischen Land  angekommen. Tansania hat einige geografische Highlights zu bieten: den höchsten Berg, den größten und tiefsten See Afrikas, aber auch Safaris in den weltberühmten Nationalparks und eine Erholungsphase am Indischen Ozean erwarten uns hier.

Wir wollen eigentlich die „Küstenstraße“ am Victoria-See nach Mwanza fahren, doch müssen wir nach 1 Std. Sandpiste feststellen, dass uns die Regenzeit wohl einen Strich durch die Rechnung macht. Wir kommen an einen Fluss mit weggeschwemmter Brücke. Zunächst sieht der Fluss nicht tief aus, doch als wir den „Durchlauftest“ starten, stellt sich schnell heraus, dass das Wasser schon gut bis an unsere Schultern reicht… die Flussdurchfahrt bei diesem Wasserstand wollen wir doch nicht riskieren, schließlich brauchen wir unseren DJ doch noch eine Weile. Ein Tansanier kommt auch plötzlich aus dem Busch und gibt uns auf Französisch zu verstehen, dass wir den Versuch bleiben lassen sollen, da wir sonst weggespült werden. Ok wir geben letztlich auf und treten den Rückweg an… bei dem uns dann noch eine äußerst giftige und aggressive Waldkobra attackiert. Sie stellt sich einen guten Meter auf direkt vor unserem Auto… mei - sind wir froh, dass wir im Auto sitzen! J

Wir müssen tanken, doch an jedem Dorf oder kleinere Stadt das wir erreichen, ist der Diesel aus; an den Banken spucken die Automaten kein Geld aus und als wir endlich eine Tankstelle finden, an der es noch Diesel gibt, können wir nicht mit Dollar bezahlen. Heute ist aber auch alles wie verhext. Somit fahren wir mit Spannung spritsparend weiter nach Mwanza, in Hoffnung dass wir nicht liegen bleiben. Wir haben in Ruanda ja auch schon kein Geld bekommen und unsere 300 Liter sind so langsam echt bald am Ende… doch alles wird gut!
… der große Umweg und das Gesuche nach funktionierenden Geldautomaten und Diesel lassen den Tag trotz frühem Start schnell vergehen und so fahren wir wieder mal bei Dunkelheit an unsere Ziel – Mwanza am Victoria-See. Die Nachtfahrt erfordert extreme Konzentration… einige Besoffene laufen planlos über die Straße und dummerweise sind die genauso dunkel wie die Nacht finster und erst sehr spät zu erkennen; überall sind wieder Speedstopper und das meist unangekündigt. Uns überholt ein Overlander-Bus in einem Affentempo… er übersieht den fiesen Hubbel und fliegt förmlich während er uns überholt über den Stopper. Wären wir in dem Bus gesessen, hätten wir bestimmt einen Herzkoller bekommen. Wir sind heilfroh nach einer Tagesetappe von 770 km endlich anzukommen und gehen direkt in eine Pizzeria und campen im Mwanza Yacht Club (20.000 TZS 2 Personen Camping) direkt am See, was aber einiges an Überzeugungskunst vorausging, denn die Nachtwache wollte uns nicht mehr reinfahren lassen, da nach 22 Uhr keine Gäste mehr angenommen werden.

Am nächsten Morgen sehen wir endlich mal den Viktoria-See, den wir jetzt schon viele Tage umrunden und doch nie richtig zu Gesicht bekommen haben - der größte Binnensee Afrikas und das zweitgrößte Süßwasser-Reservoir der Welt. Mwanza hat außer schönen Seepanoramen, bizarren Steinformationen im Wasser und seiner malerischen Lage wenig zu bieten. Die Stadt erstreckt sich über mehrere von Granitfelsen übersäte Hügel; einige Häuser wurden sogar in diese Felsen hinein gebaut. Nach dem gestrigen Fahrtag schlafen wir erst mal aus, beobachten viele Vögel, bunte Echsen, riesige Warane, die um unser Auto direkt am See watscheln und nachdem wir uns wieder neu sortiert haben geht’s am Nachmittag weiter. Wir fahren an Musoma vorbei. Abgesehen vom farbenfrohen, typisch afrikanischen Markttreiben, gibt es hier nicht all zuviel zu sehen.
Wir übernachten kurz vor den Parkeingang (Ndabaka Gate im Westen) des Serengeti Nationalparks (Camping in der Stop Over Lodge auf 10 USD p.P. verhandelt, normal 15 USD p.P.), um am nächsten Morgen ganz früh auf Pirschfahrt zu gehen.
Serengeti Nationalpark
Wir diskutieren noch eine Weile am Parkeingang um den Preis zu drücken, aber die lassen sich nicht erweichen. Wir handeln auf unserer Reise bisher immer und überall, die „low-season“-Masche funktioniert meistens und wir bekommen sogar bei Tankstellen auf Sprit Rabatt. Nur hier schlagen wir auf Granit: 50 USD pro Person Parkeintritt für 24 Std., 40 USD für unser Auto und 30 USD pro Person fürs Camping im Park; und schon sind wir für 24 Std. 200 Dollar los. Naja… das kosten wohl weltberühmte Nationalparks eben. So fahren wir also über den Western Corridor entlang des Grumeti Fluss zum Seronera Valley – dem Zentrum der Serengeti. Zu Beginn sehen wir große Gnuherden, Zebras, Büffel und Giraffen.
Nach über 3 Monaten sind wir was Insekten und Krabbelgetier angeht echt abgehärtet… aber heute werden wir beide zum erstem mal richtig hysterisch. Tanja fährt gerade durch die Steppe als durch die offenen Fenster eine Schar Tse-Tse-Fliegen in unser Auto schwirrt. Wir rumpeln fast an nen Baum, weil Tanja vor lauter wild um sich schlagen das Lenkrad ignoriert. Diese Mistviecher sind vergleichbar mit unseren heimischen Bremsen-Mücken, nur dass diese hier 10 Leben haben. Man kann voller Wucht auf diese Viecher einkloppen und die fliegen trotzdem einfach weiter. Die sind mega-aggressiv und attackieren und beißen uns in einer Tour… und das tut höllisch weh. Nachdem wir die einfach nicht tot kriegen, wird Jesper zum Masochisten und fängt an den Tse-Tse-Fliegen einfach anstatt sie zu erschlagen, die Flügel auszureisen, so können sie uns nicht mehr unkontrolliert anfliegen. Nachdem wir uns gegen geschätzt 20 TseTses verteidigt haben, geht’s nun leider (erst zum zweiten mal auf dieser Reise!) mit geschlossenen Fenstern und Klimaanlage auf Pirschfahrt. 
Der Name Serengeti stammt vom Maasai-Wort “Siringet”, das “endlose Ebene” bedeutet. Und es sind genau jene undendliche scheinende Grassavannen, die die einzigartige Faszination der Serengeti ausmachen. Wenn unvorstellbar riesige Herden von Wildtieren den saftigen Gräsern und dem Wasservorkommen folgen und somit ein bis zweimal jährlich eine langer Wanderung unternehmen. Doch um die legendäre Gnu-Migration vom Süden der Serengeti bis hoch zur Maasai Mara zu sehen, sind wir leider von der Jahreszeit her noch zu früh dran. Dafür sind wir aber zur grünsten Zeit hier, wo innerhalb von drei Wochen 90% der Gnu-Kälber zur Welt kommen und wir können viele Jungtiere sehen! J
Die Serengeti bietet unterschiedliche Landschaftsformen: die Kurzgras-Savanne, die zu unserer Jahreszeit sehr grün und voller Leben ist, die Langgrassavanne mit lockeren Schirmakazien, wo wir vor allem Elefantenherden  und Wildschweine finden und im Seronera-Tal stoßen verschiedenartige Lebensräume zusammen, was das Zentrum landschaftlich so abwechslungs- und tierreich .
Am Orangi-River stoßen wir auf ein Wasserloch auf das gerade eine Elefantenherde zusteuert. Es kommen weitere Safari-Autos und Tanja macht Platz für diese und parkt leider unbewusst sehr unglücklich mit dem Heck an einem Busch, den sie vor lauter Elefanten-Beobachten nicht gesehen hat, was sich später als fataler Safari—Selbstfahrer-Anfängerfehler herausstellen sollte. So liegen wir also auf der Lauer und beobachten wie die Elefanten alle zum Wasserloch trampeln, darin baden, trinken  und schlammige Sauereien machen. Es sind ganz viele Kleine dabei, die kaum noch aus dem Wasser rausschauen können und nachdem sie auf der anderen Seite wieder aus dem Wasser kommen, völlig erschöpft immer wieder hinfallen und die Großen ihnen aufhelfen. Faszinierend, wie die Herde so auf sich aufpassen. Wir schauen ganz gebannt aus dem Seitenfenster und können uns nicht satt sehen, bis Jesper zu Tanja sagt „bitte dreh dich mal nach vorne aber erschreck nicht!“. Tanja dreht sich noch vor und ein riesiger Elefanten-Bullen-Kopf schaut uns durch die Frontscheibe an. Er war wohl ein Nachzügler und kam aus dem Busch vor dem wir stehen und so steht nun der Elefant direkt vor unserem Auto und schaut uns blöd an. Mei sind wir vielleicht erschrocken… Tanja war so perplex dass sie nicht mal ein Foto von dem Riesenbullen zustande bekommt… , eine Flucht unsererseits nach hinten im Rückwärtsgang war aufgrund des Buschs im Heck den Tanja übersehen hatte, nicht mehr gegeben. … also bleiben wir ganz ruhig obwohl wir tierisch nervös und angespannt sind – doch unser unerwartete Gast dreht nach langem Überlegen und Schauen ab Richtung Wasserloch, streift unsere Motorhaube und zieht von dannen.. total erleichtert, dass uns dieser Bulle nicht platt gemacht hat, schwört sich Tanja, dass ihr so ein blöder „Park-Fehler“ auf Safari nicht mehr passieren wird. J
Am Seronera-River kann man alles von Giraffen, Büffeln, Topis, Gnus, Impalas, Krokodile u.a. antreffen. Wir sehen viele verschiedene Tiere, doch Leoparden, Löwen und Nashörner wollen nicht von uns entdeckt werden. Ein wenig enttäuscht von der Serengeti von der wir uns so viel erwartet haben, fahren wir am späten Nachmittag ins Camp direkt im Park (Pimpi Public Campsite) um uns zum Sonnenuntergang einen Sundowner mit fantastischem Blick auf die Steppe bei Abendsonne zu gönnen. Wir kochen wieder über offenem Feuer und lauschen abends am Lagerfeuer die Tiergeräusche. Aus der Ferne brüllen Löwen… es scheint also doch welche im Park zu geben… somit geben wir dem Park morgen früh noch eine Chance, unseren „Katzenhunger“ zu stillen…

Es wurden doch ein paar Drinks mehr… so dass Tanja nachts auf Buschtoilette muss… doch bei halben Abstieg auf der Leiter macht sie kehrt und springt schnell wieder ins Zelt, denn im Schlafdusel hat sie sehr spät gemerkt, dass eine Herde Büffel unter unserem Dachzelt und ums Auto herum grast! ;-) Das war vielleicht ein Schreck – und wenn sie nicht so dringend pieseln gemusst hätte, wäre die Beobachtung von Büffel aus dieser Nähe von hier oben sogar sehr nett gewesen. ;-)
Ngorongoro Nationalpark
Wir sind zum Sonnenaufgang schon unterwegs im Serengeti Park und entdecken doch glatt einen Geparden auf Streifzug in der Savanne. Bei gelben Morgenlicht und dem Nebel der noch teilweise zwischen den Gräsern steht und die steigenden Heißluftballone im Himmel ein tolles Panorama! Kurz drauf sehen wir noch eine Tüpfelhyäne bei einem erfolglosen Angriff auf Impalas. Und so fahren wir zum Naabi Hill Gate aus der Serengeti und in den nahtlos angrenzenden Ngorongoro Nationalpark. Vorher werden wir aber natürlich nochmal gemolken und dürfen Eintritt für den Park zahlen. Als Selbstfahrer wird man mal wieder richtig zur Kasse gebeten. Wenn man nicht nur in den Ngorongoro Nationalpark, sondern auch in den Krater mit dem eigenen Geländewagen fahren will, fallen Kraterbenützungsgebühr von 200 USD für jedes ausländische Fahrzeug für 6 Std. an (Parkeintritt 50 USD p.P., Camping 30 USD p.P., Fahrzeug-Selbstfahrer-Gebühren 40 USD und Kraterbenützungsgebühr 200 USD > macht stolze 400 USD für 24 Stunden, davon aber nur 6 Stunden im Krater selbst, zahlbar nur in US-Dollar und bar). Die Kombi durch die Serengeti zu fahren und dann noch durch den Ngorongoro NP kommt uns wirklich verdammt teuer…
So fahren wir wieder um etliche Dollar erleichter durch das Oldupai-Valley des Ngorongoro Nationalparks zum Ngorongoro-Krater. Wir fahren an vielen Maasia-Dörfern vorbei, die hier im Park vom Staat wieder Weideland zurück erhalten haben. Man vermutet, dass etwas 30.000  von diesem bekannten stolzen Volk hier leben. Uns halten einige Maasai am Straßenrand an und wollen dass wir Fotos von ihnen machen. Aber… klar… das kennen wir schon von anderen Stämme, die wir so auf unserer Reise getroffen haben… natürlich möchten sie Dollar dafür haben. Wir haben uns nach der Begegnung mit den Mursis in Äthiopien vorgenommen, keinen Menschen gegen Geld zu fotografieren und wie Tiere im Zoo zu behandeln. Also plaudern wir ganz nett mit den schwer mit Schmuck behangenen Maasai und fahren dann freundlich verabschiedend weiter durch die grüne und blühende Landschaft.
Wir kommen an den Kraterrand, der auf ca. 2.400 m hoch liegt und können durch den dichten, saftigen Bergwald in die überdimensionale Kraterschüssel schauen. Der weltgrößte, nicht mit Wasser gefüllte Krater der Erde misst 19,2 km im Durchmesser und weist eine Fläche von 304 qkm auf. Auf den ersten Blick sticht der bis zu 3 m tiefe Lake Magadi ins Auge, der die tiefste Stelle des Kraters bildet. Flankiert wird der See von zwei mehr oder weniger erkennbaren Sümpfen, den Mandusi Swamps und den Gorigor Swamps. Nicht umsonst wird der Krater das achte Weltwunder genannt: seelenruhig – vom großen Safari-Zirkus um sie herum völlig unbeirrt – leben 25.000-30.000 Tiere, darunter auch die Big Five, in diesem riesigen Amphitheater wie in einem überdimensionalen Zoo.
Zu Spitzentagen sollen angeblich an die 500 Safari-Fahrzeuge im Krater sein. Wir sind zur „low season“ da und heilfroh, dass gerade mal an die 30 Geländewagen im Krater herumfahren und sich gut verteilen. Doch bei  200 oder mehr Fahrzeugen muss man sich bestimmt bei der Schlange hinten anstellen, um mal ein wildes Tier zu sehen. ;-)
Bei der Einfahrt erleben wir abermals einen recht unfreundlich gestimmten Parkwächter, der uns ohne Guide nicht in den Krater fahren lassen will. Angeblich steht das in den Regularien des Parks auf der Rückseite der Eintrittsbestätigung. Wir beschweren uns, denn schließlich zahlen wir ja schon die Kraterbenutzungsgebühr von 200 USD (das mit dem Guide hätte man uns am Gate ruhig mal sagen können) und jetzt sollen wir wieder zurückfahren, nen Guide ins Auto laden, wo eh kein Platz ist… dieses Land und seine Regeln macht uns wahnsinnig. Viel Geld verlangen, aber keinen Service dafür leisten – das haben wir wieder gern. Lange Diskussionen… doch dann lässt er uns ohne Guide in den Krater fahren.
Der Ngorongoro-Krater ist großartig! Nicht nur die fantastische vulkanische Szenerie, sondern die enorme Verschiedenartigkeit an Biotopen und Vielzahl und Artenvielfalt an Wildtieren auf engstem Raum überwältigen uns. Von halbwüstenartigem Grasland, bis zu dichtem, nebelfeuchten Regenwäldern an den Kraterrändern, zwischendrin der Sodasee, Flüsse, Sümpfe und der Fieberakazienwald (Lerai Forest), wo wir Elefantenherden, Anubis-Paviane und viele Grüne Meerkatzen-Äffchen sehen. Ein ganz frecher Affe kommt doch glatt zum Seitenfenster herein und lässt sich nur mühsam wieder nach draußen verscheuchen. Die sind echt frech!
30% der Tiere der berühmten Migration der Serengeti verbringen einen Teil des Jahres hier im Krater.  So können wir tausende Gnus, Flamingos und Zebras sehen. Zudem soll der Krater, die höchste Dichte an Beutegeiern in Afrika aufweisen: Löwen entdecken wir etliche – mal faul in der Sonne liegend, ein gerissenes Zebra fressend oder mit ihren Jungen auf Streifzug. Hyänen entdecken wir beim Angriff auf ein Gnu-Junges und erleben mit wie die Gnus die Hyäne attackieren – sensationell! In der goldenen Grassavanne erblicken wir am späten Nachmittag auch noch zwei Geparden, die sich entspannt in der Sonne aalen und alle paar Minuten wenden, wenn es ihnen zu heiß wird. Die Spitzmaulnashörner und Leoparden haben sich jedoch leider gut vor uns versteckt. Dennoch ist der Krater echt ein Highlight.

Wir schlafen oben mit fantastischem Blick in den Krater am Kraterrand im Simba Campsite. Als wir angefahren kommen und auf der Wiese unterm Baum unser Fahrzeug abstellen, kommt eine wütende Parkwächterin auf uns zu gerannt. Scheinbar haben wir es mit den Tansaniern nicht so und uns gegenüber sind alle sauer und unfreundlich. Wir haben mal wieder Regeln gebrochen wie es scheint: wir dürfen nicht auf dem Rasen fahren… wir müssen fast lachen. Jetzt sind wir 20.000 km in Afrika unterwegs, haben bisher schon so oft wild oder auf Campingplätzen geparkt und noch nie gab es eine Regel dass wir nicht ins Gras fahren dürfen! Das ist schon fast lächerlich. Sie ist gar nicht mehr zu beruhigen und außer sich, dass wir diese Parkregel missachten und vor allem nicht davon wissen. Woher sollen wir das auch wissen?!?… hier leistet keiner gute Dienstleistung und Informationen werden nur spärlich verteilt. Verstößt man aber dann gegen eine Regel wird sich aufgeregt wie ein Rohrspatz. Uns gefällt das nicht! Wir stellen uns also auf die Schotterstraße und campieren dort… wir wollen ja keine Regelbrecher sein ;-) und dann stellen wir fest, dass wir unseren ersten Platten haben. in der Danakil-Ebene in Äthiopien haben wir uns am Lawa-Gestein schon einen seitlichen Schnitt zugezogen. Bisher hat der Reifen aber noch gehalten.. nur scheinen wir heute genau in den Schnitt wieder etwas eingefahren zu haben, denn jetzt bläst er Luft ab. Naja… Jesper freut sich… endlich mal Reifen wechseln! J Juhu!

Ngorongoro Nationalpark in die Cater Highlands zum Vulkan Ol Doinyo Lengai
Am nächsten Morgen wachen wir auf, inmitten einer Herde Zebras die um unser Auto herum grasen. Nachts hat uns schon ein riesiger Elefant besucht. Jesper hatte Tanja vorher nicht verraten, dass er eine Orange als Lockmittel am Auto versteckt hatte! ;-) und dann laufen die 24 Stunden Parkbesuch schon wieder aus und wir müssen übers Lodoare Gate (sog. Serengeti Highway) raus aus dem Park.

Der äußerste Norden des Landes (Crater Highlands) ist von Vulkanen geprägt, inmitten von endlosen Sand- und Steinwüsten, wo Maasai mit ihren Rinder und Ziegenherden hausen und uns zieht es nach dem Erta Ale Vulkan in Äthiopien wieder zu einem Vulkan – dem Ol Doinyo Lengai am Fuße des Natron-Sees.
Im ersten größeren Dorf Karatu geht Jesper Einkaufen, während Tanja aufs Auto aufpasst. Jesper kommt mit dem Afrikaner Leonce zurück. Ein junger sympathischer Kerl, der ihm ohne Gegenleistung beim Einkaufen geholfen hat. Er hatte äußerst gute Bergschuhe an und Jesper erzählt, dass er vor zwei Tagen mit Freunden am Vulkan Ol Doinyo Lengai gewesen ist. Was für ein Zufall! Und nachdem Tanja angekündigt hat, dass sie diesen Vulkan nicht unbedingt hochwandern möchte, hat Jesper jetzt seinen „Spielgefährten“ gefunden. Wir fragen Leonce ob er den Weg zum Kraterrand durch die Lawa kennt und er bestätigt uns das, so fragen wir ihn ob er mitkommen möchte und unser „Guide“ sein will. Und nach 5 Minuten ist entschieden... wir nehmen Leonce mit in die Cater Highlands. J  

So fahren wir zu dritt über Mto wa Mbu weiter nach Engaruka und Ngare Sero zum Fuße des Vulkans. Die Fahrt zum Ol Doinyo Lengai geht über wilde Schotter- und Sandpisten, durch Schlaglöcher und tiefe Flussbetten, oft ist die Piste gar nicht deutlich erkennbar und sehr schlecht. Die Maasai-Gemeinschaft erhebt für das Natron Nature Reserve nur für Fahrzeuge mit ausländischem Kennzeichen Straßengebühren in Engaruka, in Ngare Sero und am Lake Natron. Schon echt irre, denn etliche einheimische Fahrzeuge passieren diesen Weg ohne zu zahlen.. sobald aber ein ausländisches Auto von Weitem gesichtet wird, sieht man die faul im Schatten sitzenden Maasai schnell aufspringen und zum Schlagbaum rennen, um diesen herunterzuziehen und uns die Fahrt zu versperren. Und dann gehen natürlich die Geldforderungen los. Wir finden das echt unverschämt! Das wäre, wie wenn wir in München auf der Leopoldstraße alle Weißen im Fahrzeug reinfahren lassen, aber sobald ein Schwarzer kommt, eine Straßensperre errichten und Geld verlangen!?!!?!?! Die Diskussionen starten, Leonce hilft zu vermitteln… doch wir müssen zahlen… zwar weniger als gefordert, da wir keine Bescheinigung wollen, aber das macht uns sauer, denn das Geld wandert eh in deren Privattasche. Wieder mal wird man als Ausländer ausgenommen und muss Gebühren für eine Straße zahlen, die nicht mal den Namen Straße verdient hat. Dreimal werden wir an einer Sperre an der Weiterfahrt aufgehalten und müssen zahlen (zweimal 20 und einmal 10 USD)!
 
Diese extrem schlechte Piste von 4-5 Std. durch das Land der Massai ist erstaunlich viel befahren. Leonce erzählt uns, dass vor 3 Monaten ein Wunderheiler sog. Witch doctor sein Unwesen am Lake Natron gestartet hat. Er verkauft Gebräu, das alle heilen soll – natürlich auch AIDS-Kranke und seitdem werden alle Kranke, ob schwarz oder weiß in Massen dahin gekarrt – Tag und Nacht. Wir nennen das fast Krankenbettverschleppung, denn Kranke werden aus Krankenhäusern in riesigen Bussen dahin gefahren. Auf so einer megaschlechten Schlagloch- und Flussdurchquerungspiste herrscht so ein Verkehr, wie man es hier nie erwartet hätte. Echt verrückt! Wir erfahren, dass an die Frontlichter der Fahrzeuge grüne Zweige gesteckt werden, wenn jemand gestorben ist. Uns kommen etliche Fahrzeugen mit diesen Zweigen entgegen… da kam wohl der Wunderheiler weng zu spät. Abgesehen von den vielen Minibussen, die auf dieser Piste hoppeln, sind am Pistenrand etliche liegen gebliebene Fahrzeuge. Auffallend viele Landrover mit gebrochenen Achsen.. es gleicht einem Landrover-Straßen-Friedhof!!! Das ist schon eine verrückte Strecke… „Autoleichen“ und „Tote2, oder „fast Tote“, die hier herum gekarrt werden. Nach ein paar Stunden staubige und mühsame Fahrt kommen wir letztlich an.

Zu Füßen des Ol Doinyo Lengai am Afrikanischen Grabenbruch liegt der seichte einzigartige fast surreal anmutender Sodasee – der Lake Natron. Der See weißt einen ungewöhnlich hohen ph-Wert und Salzgehalt auf. Er ist eine der wenigen Brutstätten Afrikas für Flamingos, die das flache Wasser wie ein rosa Saum zieren. Sie ernähren sich von den Algen im Wasser, die den See mitunter Rot rosa schimmern lassen, weshalb die Maasai ihn Feuersee nennen.
Tanja kann sich grad Schöneres vorstellen, als mitten in der Nacht, den schon von Weitem extrem steil ausschauenden Vulkan zu besteigen, zumal wir nicht viel Informationen über den Aufstieg – außer dass es extrem anstrengend und anspruchsvoll sein soll – herausfinden können. Es ist unklar, was am Krater vorzufinden ist… Daher finden wir einen Campingplatz mit Blick auf den Vulkan und den Natronsee, wo wir ein Zelt für Tanja mieten, damit Jesper sich mit Leonce auf den Weg zum Vulkan machen kann.
Von allen Vulkanen entlang des Great Rift Valley, in den sog. Cater Highlands, ist der Ol  Doinyo Lengai (2.878 m) der einzige aktive Vulkan. Majestätisch und als perfekter Kegel ragt der Heilige Berg der Maasai aus der knochentrockenen Ebene hervor.
Da der Vulkan in der Nacht bestiegen wird, benötigt man einen Maasai-Bergführer. Da sich nach unserer Ankunft herausstellt, dass Leonce zwar schon am Fuße des Vulkans, aber bisher noch nie oben war, fällt er als Guide aus. Das war wohl ein Satz mit X. J Laut unseren Recherchen sollte ein Guide zwischen 30 und 50 USD kosten. Und schon geht wieder die Diskutiererei an, denn die Maasai behaupten, „das war mal“! Da der letzte Ausbruch 2008 die komplette Wegführung nach oben verändert hat, ist die Route jetzt viel schwieriger und der Guide koste nun 130 USD und der Wächter, der am Fuße des Vulkans auf den DJ aufpasst 30 USD – macht zusammen stolze 160 USD zzgl. der ganzen Straßenmaut, die sie auf der Fahrt aus uns pressen. Doch damit gibt Jesper sich nicht geschlagen. Er verbringt den ganzen Abend damit, mit dem Maasai zusammen zu sitzen und zu verhandeln.. Es stellt sich als eine harte Verhandlung raus, doch können wir den Preis etwas drücken – wir einigen uns auf 105 USD inkl. Autowache.
Die Wanderung beginnt nachts: erstens um der Hitze des Tages weitestgehend zu umgehen, zweitens um den Sonnenaufgang mit erleben zu können und drittens, damit der permanente Blick nach oben nicht gleich zu Beginn der Wanderung entmutigt. Jesper fährt um 23 Uhr mit dem Maasai-Guide, einer Wache fürs Auto und seinem neuen Bergfreund Leonce los zum nordwestlichen Fuß des hohen Vulkans. Kurz nach Mitternacht beginnt der Gewaltmarsch nach oben. Die Wanderung beginnt nachts: erstens um den Hitze des Tages weitestgehend zu umgehen, zweitens um den Sonnenaufgang mit erleben zu können und drittens, damit der permanente Blick nach oben nicht gleich zu Beginn der Wanderung entmutigt.
Während der Anstieg zu Beginn noch angenehm ist, geht es spätestens nach zwei Stunden mit 40-60%iger Steigung 1.800 m bis nach oben. Zwei Schritte vor, einer zurück… wie Vorzeitmenschen krabbelnd. Da kommt sogar Jesper konditionell an seine Grenzen, denn die letzten 600 Höhenmeter heißt es teilweise mit Händen und Füßen auf allen Vieren über Lavazungen, Lavaasche und viel Geröll nach oben klettern. Nicht umsonst gilt die Route als technisch sehr anspruchsvoll. Für den anstrengenden Aufstieg brauchen die Jungs 5,5 Stunden. Vom Kraterrand aus, auf 2.878 m Höhe wird Jesper für seine Mühen mit einem grandiosen Panorama-Ausblick in die Maasai-Ebene und das Rift Valley entschädigt. Die brodelnde Lava, dampfende Geysire und Schlote, heiße Quellen oder jegliche andere vulkanische Aktivität sucht er aber leider vergebens… Jespers Erwartungen – wieder einen tollen aktiven Vulkankrater vorzufinden - lösen sich wie Seifenblasen in Luft auf und er fragt sich, wofür er in Herrens Namen diesen Horroraufstieg auf sich genommen hat. Zu guterletzt teilt ihm der Maasai-Führer auch noch mit, dass der Kraterrand nicht begangen werden kann, da es vor zwei Tagen geregnet hat und der Abstieg zu ihrer letzten Rutschpartie werden könnte. Wenn Jesper nicht zigmal vor der Wanderung gefragt hätte, ob der Krater begehbar wäre (was immer wohlwollend bejaht wurde) hätte er sich ja gar nicht ärgern müssen, aber hier scheinen alle einem genau das zu erzählen, was man hören will…. Nach einer kurzen Verschnaufpause treten die Jungs den erschwerlichen, steilen Abstieg an, wobei sie den Allerwertesten als natürliche Bremse benutzen und in Krebstechnik nach unten vorarbeiten. Der tierische Muskelkater anschließend ist garantiert! J
Tanja ist es währenddessen mal wieder nach Wasser und macht daher eine Wasserfall-Wanderung. Auf dem Campingplatz, an dem sie schläft während Jesper sich den Vulkan hochquält, trifft sie eine kleine Gruppe Österreicher, die hier im Gebiet eine Kulturtourismus-Tour in Form von Wanderungen zu Massai-Dörfern unternehmen. Sie machen am Morgen mit ihrem Guide eine Wasserfall-Tour und  Tanja kann sich ihnen anschließen. Am frühen Morgen geht’s also auf zum Kamakia-Wasserfall, entlang des Flusses, der mehrmals durch wadet werden muss. Tanja krempelt ihre Hose hoch, doch das Wasser steht ihr meist bis zur Hüfte. Es macht irre viel Spaß entlang und durch den Fluss zu wandern, die ersten Wasserfälle zu sehen und kurz vor dem vorletzten Wasserfall müssen sich alle ausziehen und es geht im Bikini weiter. Tanja arbeitet sich gegen die Strömung die Felsen im Fluss hoch, läuft unter dem Wasserfall durch und hinter dem Wasserfall geht’s im Fluss gegen die Strömung zum letzten Wasserfall weiter. Sehr geil! Dort angekommen werden alle wieder zu Kindern. Man fühlt sich wie in einer riesigen Gegenstromanlage (wie in einem Wasservergnügungspark), Tanja drückt sich mit aller Kraft gegen die Strömung und lässt sich vom gewaltigen Wasserfall auf den Schulter und dem Rücken massieren. Der Guide verliert auch wegen der Strömung gleich mal einen seiner Reifenschuhe. Wir baden vergnügt in diesem Wildwasserpool am Wasserfall und alle haben anschließend ganz schön viel Sand „im Getriebe“. Nachdem alle wieder in der Sonne trocken geworden sind, geht’s durch den Fluss wadend wieder zurück. Tanja findet Gold… was sich dann aber leider als wertloses Mineralgestein, das nur golden glitzert herausstellt! J

Tanja erkundet dann noch ein Maasai-Dorf. Das Volk von nomadischen Hirten und Kriegern lebt ausschließlich in Kenia und Tansania und Tanja will sich etwas auf sie einlassen. Man liest so viel über dieses Volk und die Neugier ist groß. Alle tragen die traditionell in rot oder blau gehaltenen wollenen Überwürfe, die sog. Maasai-Shuka und in den Ohren, am Hals und Fuß- sowie Handgelenken hängt der typische Maasai-Schmuck aus Rocailles-Perlen. Die Kommunikation ist eher schwierig, aber sie findet Zugang zu diesem stolzen Volk durch ein kleines junges Mädchen, das ein wenig englisch kann und so erlebt sie nette Momente mit den Maasai-Frauen.
Arusha über Moshi zur Tansania-Kenia-Grenze nach Mombasa/Kenia
Nach unserem getrennten Freizeitprogramm fahren wir diese schlechte Piste wieder zurück, liefern Leonce , dem wir einen kostenfreien Ausflug bereitet haben, zuhause ab und für uns geht es gleich weiter zum Meserani-Schlangenpark, 25 km westlich von Arusha. Wie so häufig kommen wir natürlich mal wieder bei Dunkelheit an, so dass der Park und auch die Küche schon geschlossen hat. Der Besitzer der Anlage hat aber Mitleid mit dem erledigten Jesper und holt den Koch zurück und bereitet uns noch zwei Burger zu, öffnet für uns noch mal den Schlangenpark, macht alle Lichter an, dass wir alle Reptilien in Ruhe anschauen können und berechnet uns keine Campinggebühren. Das ist echt mal nett und damit haben wir in Tansania überhaupt nicht mehr gerechnet. Hier im Park erfahren wir endlich, welche Art von Schlangen uns schon begegnet sind; und wie gefährlich und giftig diese sind. Sehr interessant!!!
Wir fahren am nächsten Morgen in Arusha am Kilimanjaro vorbei, doch das Dach Afrikas hüllt sich in dicke Regenwolken und will sich uns nicht zeigen. So bleibt uns die majestätische Pracht des höchsten freistehenden Berges der Welt verborgen! Das ist wohl auch ein Zeichen, dass wir ihn lieber nicht besteigen sollen. Wir liebäugeln seit dem Mt. Kenia damit, doch da jetzt Regenzeit ist und wir weiter kommen müssen (schließlich müssen wir im Juli mal wieder arbeiten ;-), halten wir nicht mehr um eine Tour zu buchen, sondern fahren direkt weiter über Moshi nach Taveta zum Grenzübergang nach Kenia. Uns zieht es nun an den Indischen Ozean und da wir erst mal genug vom teuren Tansania haben, beschließen wir kurzer Hand unsere Reparaturen am DJ in Kenia machen zu lassen, währenddessen wir uns am Meer erholen können. Wir kommen nach Kenia nochmal nach Tansania zurück und sind gespannt was die Küste zu bieten hat.
Bis bald
Tanja und Jesper

Mittwoch, 11. Mai 2011

Ruanda - das Land der tausend Hügel

4 Tage Ruanda, 105.-107. Reisetag,  Mo.11.04. - 14.04.2011
Uganda Grenze nach Ruanda, über Musanze (ehem. Ruhengeri) weiter nach Kinigi(Währung: Ruanda-Franc, 1 USD = ca. 600 RFr, 1 € = zw. 798-850 RFr, 100 RFr = 0,13 €;
Rechtsverkehr, Französisch/Englisch)

Nach der zügigen Ausreise aus Uganda, erledigen wir auch die Einreise nach Ruanda fix. Hier läuft alles sehr untypisch afrikanisch… nämlich geordnet ab. Wie an jeder Grenze das Carnet beim Zoll stempeln lassen, kurze Polizeikontrolle und das Einreise-Visa. Dieses Mal ist das Visa für Tanja als deutsche Staatsbürgerin kostenfrei, nur für den großen Dänen müssen wir ein Visa für 60 USD ausstellen lassen. Das muss man online schon ein paar Tage vorher beantragen und die Bestätigung dafür muss man ausgedruckt mit an die Grenze bringen; dann klappt das alles recht fix. Jesper versucht natürlich vorher den Grenzbeamten davon zu überzeugen, dass er nahezu deutscher Staatsbürger ist. ;-) er zeigt ihm seine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung und belabert ihn, dass er schon 20 Jahre in Deutschland lebe und er in Deutschland wie ein Deutscher behandelt wird und es für ihn keinen Unterschied macht ober er Däne oder Deutscher ist… wir sind zwar in Afrika… aber hier in Ruanda sind die Grenzbeamten nicht blöd. Einen lustigen Versuch und anschließendes Gelächter war es allemal wert! J
Und nach 30 Minuten Einreise fahren wir - nun wieder bei Rechtsverkehr - bei leichtem Nebel durch „das Land der tausend Hügel“, wie sie ihr Land selbst nennen. Das kleine Land, einst Teil der Kolonie Deutsch-Ostafrika, hat sich seit den schweren Zeiten Mitte der 90er Jahre weiterentwickelt und ist seit 2000 auch wieder für Touristen offen und sicher.
Bei kühlen 20°C fahren wir bei Sonnenschein über viele Hügel durch die saftig grünen Teeplantagen, in denen noch leichter Nebel hängt. Wie auch schon in Uganda ist alles fruchtbar und grün, nur dass es hier von der Infrastruktur her fast europäisch sein könnte. Die Straßen sing unglaublich gut – geteert, mit Wasserabflussrinnen für die Regenzeiten, befestigten Hängen neben den Bergstraßen (wie in Österreich) und auch alle Leute sind extrem gepflegt und ordentlich angezogen. Hier trotz keiner mehr vor Dreck. Alles ist ungewöhnlich geordnet, man merkt schon nach wenigen Kilometern, dass hier etliche Hilfsorganisationen aus dem Westen am Werk waren.
Wir fahren in 4 Stunden 216 km auf einer kaum befahrene hügelige und schlechten Bergpiste durch viele kleine ursprüngliche Dörfer nach Musanze (ehemals Ruhengeri) im Nordwesten Ruandas. Die Bevölkerung ist wirklich extrem farbenfroh angezogen; Frauen wickeln bunte Tücher um die Hüften und Kopf…  allerlei Muster und Farben gemischt, ganz nach dem Motto… Hauptsache es passt farblich nicht zusammen und ist schrill. J Die Babys und Kleinkinder sind immer in einem Tuch hängend auf den Rücken geschnallt und die Lasten werden nebenbei auch noch auf dem Kopf jongliert. Wir bewundern immer wieder, was die Frauen in Afrika hier alles so schleppen und leisten. Andere transportieren Lasten auf selbstgebauten Holzschubkarren oder auf dem Fahrrad, was dann mühsam den Berg hochgeschoben wird. Besonders positiv fällt uns auf, dass nicht nur Frauen schwere Lasten tragen… hier packen auch die Männer hart mit an. Auf den Teefeldern ist von Kindern über Frauen und Männern jeder am Arbeiten.
Seit der berühmten amerikanischen Forscherin Dian Fossey, die 20 Jahre im Wald gelebt und sich nur der Erforschung der Gorillas gewidmet hat, gilt Ruanda als das Land der Berggorillas schlechthin. Im Gebiet der Virunga-Vulkane - nahe Kongo- und Uganda-Grenzgebiet - haben sich die letzten lebenden Berggorillas in den Regenwald zurückgezogen. Hier in Ruanda gibt es noch 320 Berggorillas (in Uganda wohl etwas weniger), die in unterschiedlich großen Gruppen leben. Um zu diesen zu gelangen muss man sich durch dichten Bambuswald und Dschungel schlagen. Die Rancher nehmen Ihre Regeln zum Schutz der Gorillas sehr ernst und lassen maximal 8 Besuchern pro Tag pro Gorilla-Gruppe zu.
Wir haben viele positive Erlebnisberichte von Menschen gehört, die die Berggorillas gesehen haben. Dennoch hadern wir sehr damit, ob wir bereit sind dafür so viel Geld für die Besuchs-Genehmigung auszugeben. Doch final entschließen wir uns, die Gorillas sehen zu wollen und hoffen dass wir nicht enttäuscht sein werden. So suchen wir in Musanze das offizielle ORTPN-Büro auf, um uns zu informieren und für den morgigen Tag eine Exkursion zu buchen (stolze 500 USD pro Person. > soll sogar in der nächsten Saison auf 750 USD angehoben werden). Wir bekommen in der ganzen Stadt kein Geld an den ATM-Automaten und müssen so schweren Herzens einen großen Teil unserer Dollarvorräte opfern. Anschließend fahren wir gleich nach Kinigi, von wo aus es morgen früh los gehen soll (Kinigi Guesthouse, Camping 3.000 RFr p.P.), unternehmen noch einen Spaziergang durchs Dorf am Fuße der gigantischen Vulkane, quatschen mit einheimischen Jungs und runden den Tag am offenen Kaminfeuer im Camp ab, wo wir Manfred aus Kempten kennenlernen.
Kinigi in den Parc National des Volcans zu Berggorillas, dann über Musanze und Gitarama nach Butare (Huye)
Am nächsten Tag geht’s also um 6.30 Uhr von Kinigi aus zum Stützpunkt des Parc National des Volcans. Am Stützpunkt stellen wir fest, dass wir nur zu dritt sind (Manfred aus Kempten und wir), somit dürfte das auf keinen Fall eine Massentourismus-Exkursion werden, was uns sehr freut. J  
Der höchste Vulkan des Parks, der auf einer Höhe zwischen 2.400 und 4.507 m liegt, ist der Karisimbi-Vulkan mit 4.507 m. Unser Wunsch zur größten, hier am hohen Karisimbi lebende Gorilla-Gruppe, der Susa-Gruppe wandern zu dürfen, wird erfüllt. Von allen habituierten Gorilla-Gruppen, ist das die Gruppe, die nicht nur zahlenmäßig am beeindruckendsten, sondern auch am weitesten entfernt lebt. Die Wanderung um sie zu finden, sei wohl die anstrengendste und steilste und  könnte - je nachdem wo sie sich gerade aufhalten - gut 7 Stunden lang sein.
Der Aufstieg ist sehr steil und dauert ein paar Stunden. Erst wandern wir Terrassenfelder hoch, doch um zu den Berggorillas vorzudringen, müssen wir uns dann noch durch die Wälder des sehr niederschlagsreichen Virungagebietes, die zunächst aus dichtem Bambus und dann aus flechtenbehangenem Bergnebelwald bestehen, kämpfen. Ständig bleiben wir an Schlingpflanzen, Kletten oder Dornen hängen. Unsere Rancher laufen vor und hinter uns mit Macheten und schlagen den Weg etwas für uns frei. Doch bleibt es nach wie vor ein sehr wilder und verwucherter abenteuerlicher Marsch durch den dichten Regenwald, von Pfad oder Weg kann hier keinesfalls Rede sein. Toll!!! Wir drei haben irre Spaß an diesem ursprünglichen Kampf durchs Dickicht, wo unsere Füße kaum den Boden berühren, weil wir auf Wurzeln, Schlingpflanzen und sonstigem weichem Gebüsch balancieren. Tanja stolpert ständig über ihre herunterrutschende Hose und landet einmal mitten im Busch. Ein schöner Nebeneffekt unserer langen Reise ist nämlich, dass wir beide gut abgenommen haben. All die angefressenen Büro-Pfunde purzeln ohne großes Zutun. Tanjas Hosen sind mittlerweile alle zu groß und auch der Gürtel, der die Hosen noch hält, hat das letzte Loch erreicht. J Jippie!
Erst regnet es, doch dann spitzt die Sonne durch den Nebel, der mystisch im Regenwald hängt. Wir sind schon auf über 3.000 m hoch. Alles ist saftig grün, gelbe Blüten blitzen durch, Schlingpflanzen und Lianen hängen von den Bäumen und die Spannung steigt, wann und wo nun bald die Gorillas auftauchen werden. Mitten im dichten Wald stoßen wir auf eine große helle Lichtung – eine tolle Stimmung nimmt uns ein. Und dann haben die Ranger die Susa-Gruppe gefunden!
Die Gorilla-Gruppe besteht aus 29 Mitgliedern, darunter 3 Silberrücken. Der Chef der Silberrücken liegt nun direkt vor uns; wir sind total aufgeregt. Die Rancher fangen an auf eine interessante befremdende Art mit dem Silverback zu kommunizieren und scheinbar abzuchecken, in welcher Stimmung er ist. Wir scheinen geduldet zu werden und er legt sich wieder faul aufs Ohr. Wir tasten uns weiter vor, in die Mitte der Lichtung und hinter jedem Busch entdecken wir mehr Mitglieder dieser großen Gruppe. Anfänglich sind alle noch vom Fressen müde und schlafen und nach und nach werden sie aktiver. Es ist total aufregend hier mitten zwischen den riesigen Berggorillas zu stehen und sie zu beobachten. Die kleinen tollen, kugeln sich im Gras, üben das berüchtigte Trommeln auf der Brust, schwingen an Lianen, andere popeln sich in der Nase, kraulen sich, beobachten uns gelangweilt oder ärgern sich gegenseitig. Die sind so menschlich, das ist unglaublich!! Unsere Rancher geben uns ein paar Anweisungen wie wir uns verhalten sollen, lassen uns aber viel Freiheit diesen Moment hier zu genießen. Man hat ganz und gar nicht das Gefühl von „Zoo“. Die Sonne kommt raus und mit einem Mal sind nahezu alle Mitglieder auf der Lichtung zu sehen. Gigantisch - so viele Berggorillas auf einmal rumtollen zu sehen. Nach gut über einer Stunde kommt der größte Silberrücken und Anführer dieser Gruppe auf Tanja zu. Sie bleibt total erstarrt stehen… der ist echt riesig… er geht direkt an ihr vorbei und setzt sich neben Manfred. Er dreht uns bockig den Rücken zu uns zeigt uns damit, dass wir uns nun wieder verdrücken sollen… als gleich… die „Besuchszeit“ ist nun vorbei! ;-) Und die Rancher nehmen dieses Zeichen ernst… abgesehen davon, sollen sich die Gruppen ohnehin nicht länger als eine Stunde bei den Gorillas aufhalten, um ihre natürlichen Verhaltensmuster nicht zu verändern und so schlingen wir uns zurück durch den Busch nach unten. Der „Gorilla-Besuch“ war für uns ein absolutes Highlight unserer langen Reise und jeden Groschen wert! Es war echt ein Glück das erleben zu können!
 Weiter unten stoßen wir auf Kinder, die alle schwere Wasserkanister den Bachlauf nach unten schleppen. Wir helfen ihnen, diese zu tragen, wovon sie zunächst total irritiert sind. J  Wir trinken noch nen Absacker mit Manfred und stoßen auf diesen wunderbaren Tag an.
Auf der Weiterfahrt, auf der von Deutschen erbauten Teerstraß,e von Kinigi über Musanze und Gitarama bis nach Huye (ehem. Butare), wirft uns ein Junge, der mit weiteren Kindern am Straßenrand sitzt einen Stein in die Windschutzscheibe. Jesper ist fuchsteufelswild, legt eine Vollbremsung ein und rennt dem Jungen hinterher. Die sind natürlich schneller und laufen schon den steilen Hang nach unten. Sie waren gerade dabei ihre gelben Wasserkanister am kleinen Bach-Wasserfall aufzufüllen. Jesper überlegt sich – noch ganz narrisch vor Wut – eine Strafe, schmeißt den Jungs einen gefüllten Kanister hinterher und schüttet alle mühsam aufgefüllten Kanister wieder aus. Das sollte ihnen ein Denkzettel sein. Das war aber glücklicherweise ein Einzelfall, denn in der Regel sind alle ganz nett, schreien laut „Mzungu“ (Weiße) wenn sie uns sehen und winken uns lachend oder neben dem Auto her rennend zu.
Huye (Butare) in den Parc National Nyungwe (Uwinka) und über Kibuye am Kivu-See nach KigaliAn der östlichen Randschwelle des zentralafrikanischen Grabenbruchs liegt in Höhen von 1.700 bis 3.000 m der sogenannte immergrüne Nebenwald. Die Bezeichnung Nebenwald entstand auf Grund unterschiedlicher Wasserkondensation, durch die der Wald häufig in Wolken gehüllt ist. Jesper will unbedingt einen Nebel-Regenwald sehen und angeblich ist der letzte noch intakte in Ruanda der Parc National de Nyungwe. Also auf dahin… 4,5 Std. Fahrt von Huye nach Uwinka… doch wir haben bestes Wetter und der vermeintliche Nebel-Regenwald hüllt sich nicht in Nebel und Wolken… so fahren wir durch den Wald mit riesigen – bis zu 60 m hohen  – Afrikanischen Mahagoni Bäumen und suchen den Nebel… ;-) Jesper ist endlos enttäuscht – kein Nebel – nur Sonnenschein.
Hier im Wald leben 86 Säugetierarten; die bekanntesten Tiere des Nyungwe-Waldes sind die Primaten, von denen es hier insgesamt 13 unterschiedliche Arten gibt. Allein beim befahren der Park-Hauptstraße laufen uns die unterschiedlichsten Affen vors Auto. Wir möchten gern eine der verschiedenen Wanderrouten zu einigen Wasserfällen gehen, doch wir sollen pro Route zahlen… und das nicht wenig. Mindestens 40 Dollar pro Person für die kürzeste Route von 2 Std. bis hin zu 90 Dollar wenn man den Schimpansen-Trail wählt. Das regt uns so langsam echt auf. Wie wär es wohl wenn wir bei uns zuhause für jede Bergtour, Tegernsee-Umrundung  oder bei der Surfer-Brücke im Englischen Garten Eintritt verlangen würden?!?! Wir legen Protest ein, drehen uns um und fahren aus dem Regenwald ohne bezahlte Wanderungen gemacht zu haben. Wir sind doch nicht die Melkkuh des Landes!
Wir fahren im Westen aus dem Park durch die Teeplantagen und entscheiden uns entlang des Kivu-Sees nach Kibuye und von dort nach Kigali zu fahren. Das soll zwar eine schlechte Piste, aber landschaftlich eine sehr reizvolle Strecke sein. Der See birgt zahllose Inseln und gewaltige Bergketten, die Uferlinie wird intensiv landwirtschaftlich genutzt und wir können grandiose Ausblicke auf den See genießen… naja genießen ist nicht der richtige Ausdruck… den kaum bleiben wir nur zwei Sekunden stehen, sind wir von einem halben Dorf umringt. Hier scheinen nicht viel Touristen her zu kommen und wenn „Weiße“ (Mzungu) mit einem Auto kommen, scheinen es meist Hilfsorganisationen zu sein, denn die Menschen hier halten nur die Hand auf. Sie scheinen gelernt zu haben, dass alle Weißen die hier vorbei kommen, brauchbare Dinge verteilen. Sie lächeln einen an, halten die Hand freudig auf und verstehen die Welt nicht mehr, als wir wider Erwarten nichts verteilen. Wir haben einige Diskussionen mit Leuten, die irrwitzigsten Dinge von uns fordern. Wir bekommen immer mehr das Gefühl, dass zu viel Hilfe für das Volk nicht gut ist. Wir fahren eine Straße entlang in der alle 20 m ein Schild einer vom „Westen“ unterstützen Hilfsorganisation oder Projektes angekündigt wird. Das ist schon irre!
Ab Kibuye ist die Strecke asphaltiert. Nach stundenlanger Rüttelpiste nun auf eine von Deutschen gebaute Straße zu kommen, ist Segen für unsere Ohren und unseren DJ. Nichts rüttelt und wackelt und wir erreichen bei schneller Fahrt kurz nach Sonnenuntergang die Hauptstadt Kigali, wo wir beim Hotel Chez Lando kostenlos im Hof kampieren können.
Kigali nach Rusumo zur Grenze nach TansaniaSchon an der Grenze nach der Einreise nach Ruanda bemerken wir, dass jeder zweite Einheimische ein lilafarbenes Tuch trägt. Wir erfahren, dass gerade eine Woche getrauert wird. In Gedanken an den Genozid von 1994 findet alljährlich nach dem 7.April (Gedenktag des Völkermords ) eine Trauerwoche statt. Diesem Massenvölkermord sind damals innerhalb von 100 Tagen 800.000 Menschen (der Stämme Tutsi und Hutu) zum Opfer gefallen. In Erinnerung an jene werden in jedem Dorf Trauermessen und Versammlungen abgehalten. Wir überlegen ob wir zu einem der zwei erschütternden Genozid-Gedenkstätten in der Nähe von Kigali fahren sollen.. denken aber dass es ganz schön makaber ist, hunderte von Schädeln, der damals in der Kirche erschlagenen Opfer (5.000 Frauen und Kinder) auf Bambusstangen aufgebahrt zu sehen und entschließen uns sehr früh am nächsten Tag aus Ruanda auszureisen. Nach 157 km in 1,5 Std. erreichen wir auf gut geteerter Straße bei strömenden Regen und kühlen 16°C die ruandische Grenze Rusumo um nach Tansania weiterzufahren. Die LKWs stehen wild durcheinander, da der Rechtsverkehr wieder in Linksverkehr wechselt. Wir bannen unseren Slalomweg zwischendurch, die Ausreise aus Ruanda erfolgt unbürokratisch in gerade mal 10 Minuten, wir erhaschen noch einen kurzen Blick auf die Rusumu-Wasserfälle und schon heißt es Goodbye Ruanda und Karibu in Tansania!
Fazit Ruanda:
Das Land ist derzeit stabil und sicher und eins der geordnetsten afrikanischen Länder, die wir bisher gesehen haben. Uganda ist sehr sauber, was unter anderem sicherlich auch am Plastiktütenverbot liegen mag. Hier ist alles bisl anders als in den anderen ostafrikanischen Ländern. Es wird meist französisch oder Kinyarwanda, eher selten englisch gesprochen, es herrscht wieder Rechtsverkehr und auch das Essen ist mehr französisch als afrikanisch – Froschschenkel, Schnecken usw.
Das Preisniveau in Ruanda ist jedoch relativ hoch, unter anderem wegen der massiven Präsenz der gut bezahlten Mitarbeiter von Hilfsorganisationen. Die Straßen sind äußerst gut (auch von EU-Geldern finanziert)… nach dem Sudan (von Chinesen finanziert) die besten, die wir bisher in Afrika gefahren sind. Wenn man allerdings durch ein Meer von Hilfsorganisations-Schildern fährt, bekommt man den Eindruck, dass das gar nicht mehr Ruanda – ein afrikanisches Land – ist. Irgendwie wird dieses Land „verwestlicht“ und verliert Charakter. Die Hilfe seitens des Westens ist einigen Fällen sicherlich nötig und sinnvoll, doch erscheint uns zu überladen und wir fragen uns ob so ein fruchtbares Land wirklich so viel Hilfe aus dem Westen, benötigt… zumal viel Geld der Hilfsorganisationen in die hohen Löhne der Mitarbeiter und die besten Fahrzeuge fließt. Selten haben wir so viele neue gut ausgestattete Landcruiser herumfahren sehen – alle von namhaften Hilfsorganisationen. (Das sind natürlich nur unsere subjektiven Empfindungen und Meinungen)
Wetter: angenehme 18-25°C warm, jeden Tag mal Regen, aber meist Sonnenschein

Statistik: in Ruanda gefahren: 928 km, bisher gesamt gefahren: 19.616 km, Dieselkosten: 1.028 RFr/Liter
Liebe Grüße
Tanja und Jesper

Mittwoch, 4. Mai 2011

Uganda - die "Perle Afrikas"

8 Tage Uganda, 98.-105. Reisetag,  Mo. 04.04. bis 10.04.2011
von Kenia kommend zur Grenze Busia nach Uganda, erstes Ziel Jinja/Uganda
(Uganda: +2 Std zu MEZ, Währung Uganda Shilling (UGX)) > 1 EUR = ca. 2.855 UGX, 1 USD = 2.400 UGX, Linksverkehr)
Die Einreise nach Uganda in Busia dauert in etwa 1 Stunde (50 USD p.P. Visa, 22 USD Roadtax, Polizeikontrolle>  wollen Comesa-Yellow-Card Versicherung sehen, Customs > Carnet stempeln). Gleich nach der Grenze fallen uns die vielen Radfahrern auf, die alle rosarote Hemden tragen, bis wir realisieren, dass das Fahrrad-Taxis sind, ausgestattet mit dick gepolsterten Gepäckträgern. Sensationell! Gefällt uns echt gut. Schade, dass Jesper sein pinkes Polohemd nicht anhatte… er hätte wirklich gut dazu gepasst und Tanja hätte ihn mal für ein paar Stunden hier ausgesetzt, damit er erstens bisl Reisetaschengeld verdienen und zweitens sich beim Radlfahren austoben kann! ;-)  Wir fahren die ersten Kilometer in Uganda entlang an pinken und gelben Stein-Häusern. Viele Mobilunternehmen lassen die Häuser in Ihren Werbefarben anmalen und „verzieren“ die Häuser dann noch mit ihren Logos… nicht unbedingt schön, aber schön farbenfroh! J
Uganda wird auch die „Perle Afrikas“ genannt, doch lange war das Land wegen seiner politischen Vergangenheit von der Reiselandkarte verschwunden. Das Land hat sich von den Schrecken der Diktatur erholt und entwickelte sich in den 90ern zu einem der stabilsten und wirtschaftlich erfolgreichsten Staaten im östlichen Afrika. Wir wollen uns nun von den Naturschönheiten „Weißer Nil“ mit seinen zahlreichen Wasserfällen, dem riesigen Lake Viktoria und dem Ruwenzori-Gebirge überzeugen.
Und gleich sehen wir… hier in Uganda ist es unglaublich grün, die Erde ist rot, es gibt viele Fahrradfahrer, gute Teerstraßen und sogar einen Fußgänger-Streifen am Straßenrand! Natürlich fehlen diese ätzenden Speed-Humps nirgends… ständig wird man von diesen Geschwindigkeits-Huppeln gebremst.
Wir düsen Richtung Jinja am Viktoriasee (wo der Weiße Nil entspringt) und dann nördlich am Weißen Nil entlang bis Njeru zum „The Haven“ (N00°32,561‘ E33°05,375‘), wo wir schon von Denise und Roland, die wir in Nairobi kennen gelernt haben, erwartet werden. Das ist wirklich ein richtig schöner Ort um zu campen… direkt am Nil mit Blick auf Stromschnellen, super schöne stilvolle Lodge mit Liebe zum Detail und sehr gutem Restaurant, warme saubere Duschen (verhandelte 10 USD p.P. Camping)… da werden wir erst mal bleiben. Wir genießen ein ausgezeichnetes 3-Gänge-Menü im Restaurant (35.000 UGX) und tauschen mit den beiden Schweizern Geschichten von Erlebten aus!
Jinja am Weißen Nil
Im Dachzelt hier mit Blick auf den Nil und den morgendlichen mit Nebel behangenen Wald dahinter aufzuwachen ist einzigartig! Es ist tropisch schwül und heiß, daher beschließen wir einfach herrlich nichts zu tun als diesen schönen Ort zu genießen. Am Nachmittag sitzen wir im Lodge-Restaurant und trinken Sundowner, als uns über uns in den Holzbalken des Dachs eine grüne dünne Schlange auffällt. Da sie gerade einen Gekko gefangen hat und am verspeisen ist, beunruhigt uns diese Schlange nicht wirklich. Wir fragen die Angestellten, welche Schlange das wohl sei… sie sind sehr beunruhigt und jede Minute kommen andere Bedienstete um die Schlange zu begutachten… das macht uns nun doch etwas nervös. Letztlich bitten sie uns den Platz zu wechseln und schon kommen sie in Gummistiefel und einem langen Besen mit Gift getränktem Schwamm daran befestigt an, stoßen die Schlange ängstlich vom Dach und schlagen dann wie Wahnsinnige mit Stecken auf die Schlange ein, bis sie tot ist. Das war wohl ihr letztes Gekko-Mahl. L es hat sich herausgestellt dass es eine grüne Mamba war. J
An unserem 100. Reisetag gönnen wir uns was Besonderes:  wir machen eine Rafting-Tour auf dem Weißen Nil; angeblich eine der schwierigsten Strecken der Welt (Grad 5). Es gibt vier Anbieter und wir entscheiden uns für einen Ganztagestrip bei Equator Rafting (75 USD p.P.; andere meist 100-120 USD) denn von der Ausstattung und „Sicherheitsdingen“ sind alle ähnlich. Wir starten an den Bujagali Falls mit einem Frühstück, müssen aber noch mit dem LKW weiterfahren und dann geht’s los. Wir sind nur zu dritt (Tanja, Jesper und Roland), doch haben noch drei Einheimische Guides mit in unserem Raft. Zudem gibt es noch ein begleitendes Savety-Raft und 3 Begleiter Kajaks mit Fotograf. Für 3 Touristen werden somit 10 Einheimische beschäftigt. J Nach Einweisung und ersten Manöver- und Kommandoversuchen geht’s dann auch gleich zur Sache. Die erste Stromschnelle hört man schon von Weitem rauschen, vorbei an unserem Camp „The Haven“, wo sich Denise Ruhe gönnt, stürzen wir uns die ersten kleinen Fälle hinunter; wir freuen uns die erste Hürde gemeistert zu haben, kommen aber gleich in die zweite Stromschnelle im direkten Anschluss und flippen … Das angenehme warme Wasser ist hier ganz schön wild; Tanja taucht als erstes wieder auf und wartet aufs Auftauchen der Jungs. Nach Luft japsend, mit weit aufgerissen Augen taucht Jesper 10 Meter neben ihr auf, doch Roland lässt lang auf sich warten. Er hatte leider einen Umweg beim Auftauchen unters Schlauchboot gemacht und merken müssen, dass das eine Sackgasse ist und konnte so nicht gleich auftauchen. Uns geht’s allen bis auf ein paar kleine Verletzungen, die wir uns von den Felsen zu ziehen gut, neu sammeln, Schlauboot umdrehen und dann hieven wir uns wie Wale ins rutschig nasse Boot. hier gibt’s einfach so gut wie keine Griffe oder Seile um sich reinzuziehen.
Es macht einen Riesenspaß und ist ganz schön aufregend wild. Wir paddeln insgesamt 30 km auf dem weißen Nil und müssen neun Stromschnellen und Walzen passieren. Mittagessen gibt es dann während wir auf dem Nil auf einem ruhigen Stück entlang floaten. Typisch afrikanisch mal wieder – die Portion für uns drei wird in zwei riesigen 20-Liter-Pottichen aufbewahrt, anstatt kleine passende Behälter zu finden. Sehr lustig! Ein heftiges Gewitter braut sich zusammen und der schwarze Himmel mit den Blitzen in allen Himmelsrichtungen sieht vom Wasser mystisch aus. Wir geraten in eine Walze und schweben sekundenlang oben auf, das Boot dreht sich, so dass wir nun rückwärts stehen und wir warten was passiert… in welche Richtung wir wohl gezogen werden… wir flippen noch einmal. Dieses Mal haben sich die Jungs die Knie aufgeschlagen und Tanja hat sich die Hand durchs feste Halten am Seil aufgerieben. Auf einem ruhigeren Abschnitt kurz vor der nächsten Hürde meint Jesper noch einmal mehr als alle anderen kentern zu müssen und fällt einfach mal so wie ein Wassersack über Bord. J Große Wikinger können schon mal ihr Gleichgewicht verlieren!!  Alle Boot-Insassen schwanken zwischen Totlachen und panischer Hektik, da Jesper schnell vor der nächsten Stromschnelle ins Boot gezogen werden muss! ;-) Es war ihm doch recht peinlich und im Nachhinein behauptet er, Tanja hätte ihn gestoßen! die Rafting-Tour war wirklich actionreich und würden wir jederzeit wieder machen!
Als wir uns für die Rückfahrt bereit machen, erleben wir mal wieder die afrikanische Version einer Tour-Organisation. Die Kajaks, Schlauchboote, Paddel und Allerlei werden einfach auf die Ladefläche des LKWs geschmissen. Zwischen all dem unordentlichen Krempel stellen wir uns zusammen mit den 10 Einheimischen hinten auf die Ladefläche und halten uns an den Metallstangen des LKWs fest. Als wir losfahren wundern wir uns warum einige unserer Mitpaddler ihren Helm wieder anziehen. Am einsetzenden Regen kann es ja kaum liegen, denn schließlich sind wir ja schon alle vom Fluss nass… doch nach den ersten Metern wird es uns klar… wir rumpeln mit dem LKW, hinten auf der Ladefläche stehend, mitten durch den Busch mit vielen Schlaglöchern und die ganze Zeit peitschen Ästen, Stacheln und Bäume über oder an unsere Köpfe, wenn man nicht gerade zu richtigen Zeit in Deckung geht; Paddel, Boxen oder Kajaks rutschen einem beim Bremsen oder Schlagloch, in das wir mal wieder fallen, direkt in die Kniekehle, oder unsere Köpfe schleudern an eine der Metallstangen, weil der verrückte Fahrer mit Schwung doch um die Kuh herum fährt, als sie umzufahren. Die Ugander erspähen dann ein paar Bananenstauden und Mangobäume… Sie schnallen die Helme fester und fangen an, während der wilden Fahrt an herunterhängenden Ästen zu ziehen, um im Vorbeisausen die Mangos auf unsere Ladefläche zu schütteln. Es gelingt und sie beißen alle zufriedene in ihre „geklauten“ noch harten Mangos. Das ist echt abenteuerlich und laut unserer Einschätzung war die Fahrt auf der Ladefläche über diese Rumpelpiste mitten durch den Busch gefährlicher als jede Stromschnelle des heutigen Tages! ;-)
Am nächsten Tag geht Jesper in Jinja Golf spielen und genießt das Glück mit Ugandas Nummer Zwei spielen zu dürfen! Dieser hatte sein letztes Turnier wohl 7 unter par gespielt. Der Platz am Victoria-See ist eher schlecht, aber für 8 USD Greenfee kann man auch nicht wirklich viel erwarten und Jesper ist froh, dass er seine - durch halb Afrika transportierten - Golfschläger mal wieder zum Einsatz bringen kann. ;-)
Wir spüren mal wieder die Regenzeit - Gewitter, Regen und Sonnenschein wechseln sich ab, es bleibt aber durchgehend tropisch heiß und erdrückend schwül bei 30°C. Tanja liest sich den ganzen Tag entspannt in der Lodge, mit Blick auf den Nil, in die nächsten Länder ein und am Abend runden wir den entspannten Tag mit den zwei Schweizern bei einem weiteren 3-Gänge-Menü im chilligen stilvollen Restaurant ab; auch der starke Regen kann uns den tollen gemeinsamen letzten Abend bei südafrikanischen Wein, den die beiden von unten noch dabei hatten, nicht verderben.
Jinja über Kampala zu den Kasenda Kraterseen bei Fort Portal
Wir fahren am Freitag (08.04.) weiter in die 1,5 Mio. Stadt Kampala. Uns erwartet ein furchtbares Verkehrschaos. Hier gibt es keine Verkehrsregeln,  außer „der Stärkere oder Frechere gewinnt“. Tausende Motorräder, Roller, Fahrräder und Autos – alle konfus und durcheinander. Wo bei uns tausende von Tauben sitzen, lauern hier in der ganzen Stadt hunderte von riesigen Marabus (diese Klaffschnabelvögel werden bis 1,60 hoch) auf den Bäumen und Häuserdächern. Es gibt riesige Shopping-Malls, wo wir uns mal wieder ausstatten, schnell noch Bilharziose-Tabletten kaufen, frühstücken und dann düsen wir auf relative schlechter Piste nach Fort Portal zu den Kasenda Crater Lakes (Tagesetappe ca. 400 km). Etliche Vulkansee, die in steilen und dicht bewachsenen Vulkankratern zu Fuße des Ruwenzori-Gebirges liegen. Die Landschaft ist extrem grün und fruchtbar, viele Tee- und Bananenplantagen säumen die hübschen dunkel scheinende tiefen Kraterseen immer mit Blick aufs Ruwenzori Massiv. Wir campen auf dem Lake Kifuruka Eco Camp (direkt auf einem Kraterrand zwischen zwei Vulkanseen und genießen mal wieder eines unserer bayerischen Menüs, die wir noch dabei haben.
Fort Portal über Kasese, durch den Queen Elizabeth-Nationalpark nach Kabale an den Lake Bunyoni
Die Regenzeit holt uns ein und ist es immer wieder regnerisch, was aber bei angenehmen 25°C überhaupt nicht weiter stört, ganz im Gegenteil. Der Regenwald um die Seen wirkt noch viel mystischer und uns gefällt es hier außerordentlich gut. Diese Region soll angeblich eine der höchsten Primatenpopulation weltweit aufweisen. Daher legen wir uns am Lake Nkuruba (beim Lake Nkuruba Nature Reserve Camping) auf die Lauer und beobachten schwarz-weiße und rote Kolobus-Affen in den Bäumen. Es wimmelt nur so von Affen…  man kann sich gar nicht satt sehen, wie die in den Bäumen jagen, spielen und tollen.
Wir hatten erst darüber nachgedacht noch im Ruwenzori wandern zu gehen, hierfür müssten wir aber eine Woche Zeit einschieben… doch wir müssen irgendwann auch mal wieder zurückfliegen und arbeiten… und es kommen bestimmt noch ein paar unerwartete Zwischenfälle die Zeit brauchen… somit fällt es aus!
Es geht dann weiter von Fort Portal nach Kasese (1,5 Std.) durch die grüne Landschaft in der jeder „Anwohner“ mit einer Machete rumläuft, wir passieren wieder den Äquator und durchfahren den Queen-Elizabeth-Nationalpark (Transit kostenfrei, bei Durchfahrt viele Tiere gesehen). Die Landschaft wird karger und Savannen-Busch-Landschaft begleitet uns bis nach Kabale, wo wir zum wunderschön gelegenen Bunyoni-See fahren . Dieser See ist ebenfalls ein Vulkansee, hat 29 kleine Inselchen zu bieten und ist angeblich bilharziose-frei! Wir kommen am Abend im Bunyoni Overlander Camp direkt am See gelegen an und treffen Denise und Roland per Zufall wieder.
Wir haben ein Halbzeit-Tief und beschließen einen Tag hier am Bunyoni-See zu bleiben und nicht im Auto zu sitzen! Jesper hat was gut zu machen und organisiert eine Bootsfahrt auf dem See. Er gibt Tanja zu verstehen, dass er sie direkt am Seeufer, wo unser Auto steht gleich abzuholen. Jede Frau hätte wahrscheinlich damit gerechnet, dass der Mann mit einem Ruderboot und ner Rose anpaddelt. Damit ist bei Jesper aber nicht zu rechnen. Tanja kriegt sich vor Lachen nicht mehr ein, als Jesper sie am Ufer abholt… nicht in einem Ruderboot.. sondern mit einer leuchtenden Sicherheitsweste ausgestattet auf einem Jet-Ski und einer gepflügten tropischen Blume kommt er da an. J der vermeintliche schnelle Ritt über den See, gleicht eher einem Schneckenausflug, denn der „Rennschlitten“ ist gedrosselt gewesen! Wir hatten unseren Spaß und einen wunderschönen Sommertag am See!!!! J
Die Sonne knallt - so nah am Äquator - ganz schön herunter; am Abend ist alles klamm und es regnet häufig. Hier machen wohl auch viele Geschäftsleute und Liebespärchen aus Ruanda Urlaub. Am Abend kommen einige zu unserem Auto am See und wollen zusammen von uns und unserem DJ Bilder machen. Vielleicht sollten wir jetzt auch mal anfangen Geld für Fotos mit uns zu verlangen….  ;-)
Lake Bunyoni/Uganda, Grenzübergang Katuna nach Kinigi/Uganda
Wir brechen am Montag (11.04.) früh Richtung Grenze nach Ruanda auf. Wir erhaschen noch einen herrlichen Sonnenaufgang über den See und in 20 km Teerstraße kommen wir schon zur Grenze nach Katuna. Die Ausreise erfolgt in 15 Minuten recht unbürokratisch und schnell, ohne etwas zu zahlen.

Fazit Uganda:
Wetter und Landschaft:
Wir hatten tagsüber meist Glück mit dem Wetter. Größtenteils hat die Sonne geschienen, aber auf Abend zu gab es meist täglich Regen. Es war sehr schwül und heiß, nachts wurde es etwas kühler (um 20°C). Die Landschaft ist toll – überall saftig grün, viele Tee- und Bananenplantagen.
Leute: die Menschen sind meist eher zurückhaltend und mustern einen zu Beginn recht skeptisch, doch nach gebrochenem Eis, sind sie sehr nett.

Statistik: in Uganda gefahren: 960 km, bisher gesamt gefahren: 18.688 km, Dieselkosten: teurer als Kenia, haben nicht tanken müssen
Servus und bis bald
Eure Tanja und Euer Jesper