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Sonntag, 3. Juli 2011

Namibia I - das Land der Weite

Das Buschmannland im Osten, Etosha und das Ovamboland im Norden:
die ersten 6 Tage Namibia 157.-162. Reisetag, Do. 02.06. – 07.06.2011
Grenzübergang Dobe/Botswana über Grootfontein mit Stopp am Hoba-Meteorit zum Etosha NP
(Währung: Namibischer Dollar, 1 € = 9,405 N$, 100 N$ = 10,66 €, Linksverkehr)

Die Einreise nach Namibia verläuft sehr entspannt und einfach. Keine Visakosten und auch sonst fallen keine Kosten an. Die Straßensteuer können wir hier am kleinen Grenzübergang nicht erhalten. (Das Carnet fürs Auto muss man nicht stempeln lassen, da Botswana, Namibia und Südafrika zur Southern Community gehören; somit nur bei Ein- und Ausreise eines der Länder stempeln!) Also Pässe stempeln und schon fahren wir durch das Buschmannland – den Osten von Namibia.
Namibia – das Land der Weite - gehört zu den am dünnsten besiedelten Gebieten der Erde. Auf einer Fläche, die 2,5 mal so groß ist wie Deutschland, leben nur zwei Millionen Menschen – und davon 80% im äußersten Nordosten des Landes, wo ein regenreiches Klima vorherrscht und Ackerbau betrieben werden kann. Dieses Jahr hat die Regenzeit ungewöhnlich viel Wasser gebracht, was wir in einigen Teilen Namibias noch spüren werden. Je weiter man nach Süden kommt, desto trockener wird es.

Tanja ist noch nicht ganz fit, daher verzichten wir auf die Erkundung der Dörfer der Ureinwohner – die San – oder auch Buschmänner genannt. Auf gut präparierter schnurgerader Schotterpiste fahren wir 3,5 Std. nach Grootfontein. Von Kulle haben wir den Tipp bekommen beim Maori Camp vorbei zu fahren und dort viel Wildfleisch zu kaufen. Der Deutsche Besitzer hat in seiner Kühltruhe so ziemlich alles was es hier an Wild zu essen gibt. Wir statten uns gut aus und mit vielen Kilos vakuumverpackten, tiefgekühlten Fleisch im Kühlschrank (Steaks zum Grillen von Kudu, Springbock, Gnu, Oryx, Zebra und Elantilope; geräucherter Schinken von Zebra, Eland, Kudu, Giraffe)  fahren wir weiter zum Hoba-Meteoriten, einen schwergewichtigen Brocken außerirdischen Weltraumgesteins (Eintritt 20 N$ p.P.) Das würfelförmige Stück Weltraummüll besteht aus 82% Eisen, 16% Nickel und Spuren anderer Metalle. Der Aufprall des gut 54.000 kg schweren Brockens muss einen ordentlichen Schlag getan haben.

Wir fahren auf guter Teerstraße Richtung Tsumeb und weiter bis kurz vor den Ethosha Nationalpark, wo wir nach einer Tagesetappe von 552 km wild am Straßenrand campieren um am nächsten Tag vor Sonnenaufgang am Parkeingang zu sein.

Ethosha Nationalpark – Namibias Tierparadies

Mittelpunkt des Etosha-Nationalparks ist die etwa 5.000 qkm große Etosha-Pfanne, eine Salztonpfanne, die zum westlichen Teil der Kalahari gehört. Übersetzt bedeutet  Ethosha „Großer weißer Platz des trockenen Wassers“.  Man kann hier nahezu alle Großtierarten des südlichen Afrikas finden. Gleich nach Sonnenaufgang sehen wir einen Leoparden auf seinem Streifzug. Das fängt ja gut an! Es folgt eine Gruppe von 5 Löwinnen. Anders  als in vielen Nationalparks, in denen man Tage damit zubringen kann, das Wild in den weiten Ebenen aufzustöbern, besteht Ethoshas Charme darin, dass die Tiere zu den Besuchern kommen: man legt sich an einem der vielen Wasserlöcher im Auto auf die Lauer und wartet auf die Tierprozessionen: etliche Zebtra- und Gnuherden, Springböcke und Oryxe, Elefanten, Giraffen, Steppenzebras, Springböcke, Streifengnus, Oryxantilopen, Elantilopen, Kudus, Strauße, Schakale, Hyänen und Löwen.

Der Parkeintritt liegt bei 80 N$ pro Person und 10 N$ fürs Fahrzeug; Camping 400 N$ für 2 Personen und Pkw für jedes der 3 Restcamps gleich) Ein unglaublich gut touristischer erschlossener Park. Die Straßen sind alle super und auch gut ohne Allrad befahrbar, es gibt Tankstellen, Kioske, Schwimmbäder, Picknickplätze, Wegweiser und sogar Park-Landkarten. Unglaublich – so was hatten wir lange nicht; nach all den wilden einsamen Parks, ist das hier sehr einfach! J

Wir starten am Osteingang (Von Lindequist Gate) beim Camp Namutoni, weiter bis zum mittleren Camp Halali, das ruhigste und kleinste von allen und Endpunkt für den ersten Tag Etosha ist das östlichste Camp Okaukuejo, an dem ein Wasserloch (nachts beleuchtet)  liegt, an dem man am Abend ziemlich sicher trinkende Spitzmaulnashörner beobachten kann. Sehr geil! Heute grillen wir inmitten von vielen zutraulichen Erdwühlmännchen und Mülleimer durchwühlenden Schakale unser erstes Wildfleisch – Zebra-Steak – doch wir müssen feststellen, dass wir diese schönen Tiere zukünftig wieder lieber anschauen, als zu essen – unser Fall ist das Zebrafleisch nicht.

Am nächsten Morgen kurz nach 6 Uhr pünktlich zum Sonnenaufgang starten wir mit unserer Pirschfahrt durch den Park Richtung Osten. Wir fahren zügig und in einer Kurve wären wir fast mit einer kreuzenden Giraffe hinter den Büschen frontal zusammengestoßen. Wir sind tierisch erschrocken – die Giraffe ebenso. Tanja sieht neben sich auf Augenhöhe nur vier lange rennende Beine – weniger als 50 cm vom Auto entfernt. Man muss erst mal schaffen, in einem Park in dem Sträucher kaum höher als 2 m sind, eine Giraffe (das größte Tier des Parks) zu übersehen! ;)
Kurz drauf sieht Tanja eine Löwin in der Steppe. Wir legen  uns auf die Lauer, denn meist ist ein Löwe nicht allein. Und wir haben Glück – es gesellen sich 8 weitere Löwinnen dazu. Kein Löwe in Sicht. Wir glauben schon, dass es hier emanzipierte Frauenbewegungen unter den Löwen gibt, doch dann taucht der Löwe auch noch auf und ein zweiter und mit dem noch zwei kleine Junge, einen davon trägt der Löwe im Maul. Eine Gruppe von 13 Löwen – man was für ein Glück! An einem Wasserloch können wir noch etliche Gnu- und Zebraherden trinken sehen und dann entdeckt Tanja wieder weitere Löwen unter einem Baum, direkt neben der Straße. 5 Löwinnen und zwei Junglöwen. Man – heute haben wir echt Dusel – Tag der 20 Löwen. Jesper betitelt Tanja dann als Königin der Löwen, da sie alle erspäht hat! Am Abend testen wir unser Springbock-Fleisch mit viel Gemüse und trinken mit 4 Neuseelandern ein paar Absacker während wir wieder 5 Nashörner am Wasserloch beim Trinken beobachten! Toller Tag!

Und so sind wir ratzfatz schon den 3.Tag im Nationalpark. Es reicht uns jetzt auch allmälich mit Parks und wir beschließen raus zu fahren, um uns in die schöne, luxuriöse Onguma Lodge – oder auch „The Fort“ genannt - kurz nach dem LIndequist Gate ein zu quartieren. (Zimmer oder Luxuszelte 70-300 Euro pro Person je nach Verpflegung und Camp, Camping 120 N$ pro Person, 4-Gänge-Dinner 20 USD p.P:) Wir genießen die Mittagssonne am Pool mit kühlen Drinks, beobachten vom Turm aus die untergehende Sonne am Wasserloch mit weitem Blick in den Etosha und runden den Tag mit einem erstklassigen 4-Gänge-Menü im edlen Restaurant ab. Tolles Ambiente (überall sind Fackeln aufgestellt, herausragende Architekturkonzeption, tolle Beleuchtung), sehr stilvoll und edel, alles ist offen mit Blick in den Etosha, Kaminfeuer brodeln an den Seiten und der Service ist perfekt! Tut gut mal wieder gepflegt und nicht in Busch-tauglichen Funktionsklamotten chic essen zu gehen. Traumhafte Lodge und sehr gute Küche! Und das mitten in wilder Natur in Afrika – das war wirklich die perfekte Abrundung unserer Safari-Erlebnisse.

über Oshakati durchs Ovamboland zu den Ruacana-Wasserfällen

Wir fahren von Osttor des Ethosha Nationalparks früh Richtung Nordwesten durchs Ovamboland nach Omuthiya wo wir mal wieder auftanken, Geld holen und vorher den Veterinärszaun zum erneuten kreuzen. Wir werden von der Polizei äußerst genau kontrolliert. Das Fleisch von Süd nach Nord mitzunehmen ist kein Problem (andersherum aber schon!). Unsere fehlende Roadtax-Bescheinigung, die wir ja aber nie an der Grenze erhalten haben, geht ihm ab. Als wir erklären, dass wir über den wenig frequentierten Grenzübergang Dobe kommen, winkt er uns doch weiter; das scheint ihm alles zu kompliziert zu sein, denn normalerweise stellt es jede Grenze aus und er kann sich nicht erklären warum Dobe nicht.
Ein paar Kilometer weiter werden wir von einem weiteren Polizisten herausgezogen, der Radarkontrollen macht. Wir sind 20 km/h zu schnell unterwegs gewesen und befürchten das Schlimmste. Der Polizist interessiert sich aber vielmehr für dieses Roadtax-Papier, das wir immer noch nicht haben. Er will uns eine Strafe ausstellen in Höhe von 4.000 N$ (400 €). Es dauert eine Weile bis wir im erklären, von wo wir kommen und dass wir dort keine Permit ausgestellt bekommen haben. Dafür ist der Grenzübergang zu klein. Wir versprechen ihm es bei der Ausreise auf jeden Fall zu bezahlen. Unsere Lügengeschichten und Überzeugungskraft ist mit den Monaten hier in Afrika echt ausgereift und so können wir ihn überzeugen uns straffrei fahren zu lassen. Nur befürchten wir es wird weitere Straßenkontrollen geben, ohne dieses Permit kommen wir wohl nicht bis nach Südafrika. Und dass wir zu schnell waren, hat er – nachdem wir uns um Kopf und Kragen geredet haben – ganz vergessen! ;-)

Es geht weiter auf guter Teerstraße nach Oshakati, wo wir den halben Tag damit verbringen Vorräte aufzufüllen, im Internetcafe die nötigsten Erledigungen zu vollbringen (was bei diesen afrikanischen Leitungen ein Grauss ist) und versuchen noch einen passenden zweiten Ersatzreifen zu bekommen. Unsere Monsterreifengröße hat aber eben keiner weit und breit. Ein Ersatzreifen muss also im Kaokoland reichen… wir fahren weiter durch das wasserreiche Ovamboland, einer der am dichtest besiedelten Regionen ganz Namibias: etwa 700.000 Menschen leben hier – fast ein Drittel der Gesamtbevölkerung, was man aber überhaupt nicht spürt, alles ist einsam! Die Landschaft ist flach, viele kleine Dörfer drängen sich am Straßenrand, Kühe und Esel laufen überall herum, in den Gärten wird Getreide und Mais angebaut. die vorangegangene Regenzeit hat hier ganze Überflutungen hinterlassen. Überall steht Wasser! An Uutapi vorbei kommen wir dann nach einer Tagesetappe von 402 km in ca. 6 Fahrstunden kurz nach Sonnenuntergang in Ruacana, direkt an der Grenze zu Angola gelegen, an (Sunset Restcamp 50 N$ p.P.).

Am  nächsten Tag geht es gleich früh zu den Ruacana-Falls, die so kurz nach der Regenzeit viel Wasser führen und enorm beeindruckend sind. Der Fluss Kunene entspringt in Angola, fließt nach Süden und teilt sich bei Ruacana in mehrere Einzelströme, die in 85 m tiefe und bis zu 700 m breite Schlucht hinunterstürzen, weiter gen Westen fließen (wo sie sich noch die Epupa-Wasserfälle hinunterstürzen) und mündet in den Atlantik. Die Grenze zwischen Angola und Namibia verläuft direkt an den Fällen und entlang des Kunene. Wir fahren zur Grenze und fragen ob wir näher an die Fälle fahren dürfen. Auf jeden Fall sehenswert. Man muss allerdings akribisch genau aufpassen, dass man keinen Fuß auf angolische Seite setzt, da man schnell verhaftet wird (die Strafe ist eine willkommene Zusatzeinnahmequelle der Grenzbeamten)

Diese Straßensteuer geht uns nicht aus dem Kopf und bevor wir bei der nächsten Straßenkontrolle eine hohe Strafe zahlen müssen, entschließen wir uns da wir eh kurz vor der Grenze nach Angola sind, einen Umweg zum Omahenene Grenzposten zu machen, denn dieses Roadtax-Papier können wir nur an den Grenzen erhalten (220 N$). Das klappt dann sogar, zwar will der Zoll dann gleich noch eine Autodurchsuchung machen und unser Carnet stempeln… aber davon bringen wir ihn ab! Jetzt dürfen wir auch offiziell auf Namibias Straßen fahren! -)

Im nächsten Blog erfahrt ihr mehr darüber, was wir Aufregendes im Kaokoveld getrieben haben…

Bis bald Eure Tanja und Jesper

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