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Donnerstag, 27. Januar 2011

Ahlan wa sahlan - Jordanien

2.Etappe: Naher Osten – Jordanien

15.Tag, Di. 11.01.2011:
Damaskus (Syrien) nach Jerash (Jordanien)
Tages-Etappe: 278 km in 5,5 Std. Fahrzeit
Grenzübergang Syrien/Jordanien: Ausreise Syrien 20 Min, Einreise Jordanien 1,5 Std.
…nach 20 Minuten Ausreise aus Syrien geht’s nun weiter zur Einreise nach Jordanien. Erst durch die Car Inspection, wo wir eine ausgefüllte blaue Karte erhalten, die für die Ausreise sehr wichtig ist (also unbedingt aufheben!!), dann jordanische Dinar abheben, eine Versicherung abschließen (1 Monat, 36 JD), dann zur Visa Station. Wir sollen zum Foreigner Schalter und warten… der  war aber so eingestaubt, dass dort bestimmt schon seit Wochen kein Tourist mehr stand… wir lassen uns nicht ins Boxhorn jagen und werden selbst aktiv, also weiter zum „Araberschalter“, dort wird hochmodern unsere Iris gescannt und danach ist erst einmal warten angesagt, bis unser Visa ausgestellt wird (20 JD p.P.), dann noch einstempeln lassen und weiter zum Customs. Dort lassen wir unser Carnet wieder abstempeln, und zahlen 20 JD für Roadtax und Einreisesteuer und dann dürfen wir nach einer letzten Passkontrolle einreisen!
Auch die Jordanier sind äußerst freundlich. Wir werden häufig von Checkpoints gefragt „woher, wohin“, aber sobald sie hören dass wir aus Deutschland sind, geht der Daumen hoch, sie lächeln und heißen uns in Ihrem Land willkommen. „Ahlan wa sahlan“ Welcome to Jordan!!! J
Wir fahren gleich nach Jerash, genießen einen fantastischen Blick bei Abendsonne auf die orange leuchtende Stadtkulisse und finden dort vor den Ruinen auf dem Parkplatz vor dem Touristpolice-Office ein Plätzchen wo wir herzlich willkommen geheißen werden, unser Schlafplätzchen einzurichten. Wir hören nur „save, save..  we watch…stay here…“. Hier in Jordanien ist die Tourist-Police irgendwie überall und sie sorgen sich sehr um die Sicherheit der Besucher. Sie wollen ganz genau wissen woher des Weges, wo wir die nächsten Tage sind, wo wir ausreisen, usw. Das passiert uns fast jeden Tag. Sie wollen gleich Tee mit uns trinken und zeigen uns die Toiletten. Wir wollen aber erst was kochen. Sie schwänzeln neugierig um unseren Kochtopf, verschwinden dann aber um zu beten. Als es uns draußen zu kalt wird, gehen wir zu den Wachmännern und trinken mit ihnen Tee. Die hocken zu fünft in ihrem 2 qm großen Office und quatschen… richtig viel zu tun haben die hier echt nicht. Die Konversation ist äußerst lustig… deren Englisch dürftig und unser Arabisch auch noch sehr dünn. Sie erzählen uns viel über ihre Familie, die Kinder usw. wir fragen nach der Wettervorhersage für die nächsten Tage und bekommen folgende Antwort: „Tomorrow cold sun, next tomorrow day rain and a lit snow“. Echt lustig wie wir kommunizieren…aber es klappt und der Abend vergeht schnell. .. von Schnee, der hier erwartet wird, wollen wir eigentlich nichts mehr hören!  Einer der Wachmänner nimmt sein „Muslime sein“ nicht so ernst und fragt uns ob wir deutsches Bier dabei haben… wir geben ihm eins und er ist begeistert, denn angeblich sind die jordanischen Biere fürchterlich. Wir schlafen endlich wieder im Dachzelt; es ist saukalt und wir sind um unsere Daunenschlafsäcke sehr dankbar. Wir haben hier auf dem Parkplatz zwar WLAN aber die Finger frieren fast ab, so dass wir es vorziehen im Schlafsack einzumummeln, dass nur die Nasen raus schauen, die wir alle paar Stunden im Schlafsack aufwärmen! J
16.Tag, Mi. 12.01.2011:Jerash nach Amman, Tages-Etappe: 62 km
Bei Sonnenschein und kalten 6°-10°C, weckt uns einer der Wachmänner früh auf, weil sie schon mit Tee auf uns warten und danach heim wollen um zu schlafen. Wir bringen die letzten Lebkuchen aus Deutschland mit und besichtigen dann Jerash – früher Gerasa genannt. Die Anlage von Jerash ist weitläufig… auch wenn wir Palmyra mystischer finden, beeindruckt uns Jerash sehr! Nicht ohne Grund gilt das antike Gerasa als eine der imposantesten Ruinenstätten des gesamten Nahen Ostens und wir das „Pompeji des Ostens“ genannt. Eine 600 m lange Kolonnadenstraße, ein riesiges Forum, davor ein 12 m hoher Triumphbogen, kolossale Reste einer Vielzahl von Tempel, Torbauten, Theater, Kirchen, Bäder… fraglich nur warum Jerash so am Hang gebaut wurde.

Am Nachmittag fahren wir in die jordanische Hauptstadt - nach Amman. Die Hügellage und die zahlreichen Einbahnstraßen machen das verkehrsreiche Amman zu einer unübersichtlichen Stadt. Wir schlagen unser Nachtlager im Areal der Theodor-Schneller-Schule auf, wo man gegen eine kleine Gebühr campen darf. Die 10°C-Grenze ist endlich durchbrochen und wir packen seit Tourstart zum ersten Mal unsere Liegestühle bei milden 15°C in der Sonne aus. Wenn Wind kommt ist es eigentlich noch zu kalt, aber wir genießen unsere Siesta in der Sonne sehr! J
Am Abend nehmen wir ein Taxi ins Zentrum um vom Zitadellenhügel (Jebel al-Qala) den  Sonnenuntergang zu genießen. Amman ist wie Rom auf 7 Hügeln gegründet, erstreckt sich nun aber auf über 20 Hügeln. Dieses Häusermeer ist herrlich anzusehen. Tanja genießt den Ausblick auf die tausend Dächer der Stadt, aufs Römische Theater und schaut sich den Herkules-Tempel an, wohingegen Jesper anfängt zu zicken. Sein Pensum „alte Steine zu beschauen“ ist allmählich mehr als aufgebraucht und somit sollte Tanja für die kommenden Tage wieder mehr Natur einplanen… was glücklicherweise eh angedacht war. ;-) Hinzukommt Jespes Fußball-Entzug… wer ihn kennt weiß, in welche männliche Zicke er bei Sportentzug mutieren kann! ;-) Tanja muss sich schnell ein Programm einfallen lassen, um dessen Laune zu ändern. Also steigen wir den Berg zu Fuß ab und machen eine Challenge, wer die Treppen als erster runter rennt. Man muss einfach nur wissen, wie man Kinder beschäftigt… dann quengeln diese nicht mehr! J somit „sprinten“ wir also zur Altstadt, schlendern über den Goldmarkt, essen unter lauter Einheimischen in einem leckeren Restaurant typisch arabisch und beschließen endlich mal frische Lebensmittel auf dem Markt einzukaufen. Das Feilschen macht Jesper dort richtig Spaß und wir kommen mit vollen Tüten frischem Gemüsen und Obst zurück zu unserem DJ. Dort hätten wir zwar in unserem Dachzelt wieder freies WLan, aber es ist nachts immer noch zu kalt um länger als 10 Minuten die Hände aus dem Schlafsack zu stecken um am Laptop zu tippeln… also dick einpacken und früh schlafen! J


17.Tag, Do. 13.01.2011:Amman über den Berg Nebo ins Jordantal ans Tote Meer, Tages-Etappe: 97 km

Wir starten bei Sonnenschein und 10°C in Amman, um uns auf die Spuren von Moses zu machen. Unsere Erkältung wird nicht besser… was vor allem Tanja anfängt zu nerven, denn schließlich kommen wir dem Roten Meer immer näher und Tanja sieht ihr Tauchen schon fast gefährdet. Der Druckausgleich könnte so echt schwer werden.
Über Madaba fahren wir auf den Berg Nebo, wo Moses hinauf gestiegen sein soll und der Herr ihm das gelobte Land  gezeigt hat, in das Moses aber nicht mehr ziehen durfte; er starb vorher. Dort oben ist es so windig, dass wir uns gegen den Wind lehnen können ohne umzufallen. Die Aussicht vom 808 m hohen Berg auf das Jordantal, Totes Meer und Jericho/Israel ist atemberaubend.
Anschließend machen wir einen Abstecher zur sagenumworbenen Mosesquelle (Ain Musa), die zu dieser Jahreszeit ausgestorben war… kein einziger Pilger. Hier soll Moses durch einen Schlag an den Fels eine Quelle erzeugt haben. Die Quelle ist unter alten Eukalyptusbäumen neben viel Abfall… muss man nicht gesehen haben.  dann schlängeln wir uns die Serpentinen runter durch die karge aber tolle Wüstenlandschaft zum Jordantal. Diese Flusssenke des Jordan wird in der Bibel die „Steppe von Moab“ und bei den Arabern Ghor, „Senke“ genannt. Sie ist ein Teil des geologischen Grabenbruchs, der von der Beqa’a-Ebene im Libanon über den See Genezareth, das Tote und Rote Meer bis auf den afrikanischen Kontinent reicht und sich dort als Great Rift Valley fortsetzt. Die fruchtbare Senke wird landwirtschaftlich intensiv genutzt. Wir sehen nur Frauen auf dem Feld; wenn Männer da sind, sitzen sie in Gruppen irgendwo im Schatten und Ratschen… das nennen wir mal Arbeitsteilung. J
Unser Thermometer steigt und steigt und zeigt uns endlich milde 17°C an und als wir dann am Toten Meer ankommen, durchbrechen wir erstmals die 20°C-Grenze und haben 24°C! Jippie – FlipFlops und kurze Hosen raus! Wir wollen endlich Frühstücken und suchen uns am Meer ein ruhiges Örtchen um unser Müsli zu machen… doch die Ruhe sollte nicht lange gewähren. Kaum hatten wir unser Obst rein geschnipselt , kommen mehrere Esel aus verschiedenen Richtungen mit vielen Kindern auf uns zu. Die Kinderschar reiht sich einen Meter genau vor uns auf, um uns einfach nur anzustarren, sie wollten nichts, einfach nur schauen… das war vielleicht ein komisches Gefühl. Wir kamen uns vor wie Tiger im Zoo. Hoffentlich geht das nicht so weiter… also nach dem Müsli und vielen seltsamen Minuten, schnell flüchten zum einzigen öffentlichen Strandabschnitt – dem Amman Beach Resort. Wir handeln aus, dass wir dort campen dürfen, inklusive Baden, Duschen und Frischwasser nutzen. Das erste Mal seit unserer Reise ist es mild als wir das Zelt aufbauen und wir mal keinen Schlafsack nachts brauchen… man macht das jetzt Spaß, wenn man sich beim Kochen draußen nicht mehr den Arsch abfriert! ;-) Gleich nach dem Aufbau unserer Dachzelts, steht auch schon ein Tourist-Police-Man vor uns, drückt uns sein Telefon in die Hand und wir sprechen mit dem Chef in Amman um unseren Aufenthalt, Autokennzeichen, nächster geplanter Standort und Name durchzugeben – alles nur zu unserer Sicherheit wie sie uns vergewissern. Aber jetzt endlich ab ins Wasser…Das Tote Meer (arabisch Bahr al-Lut)  ist mit ca. 400 m unter dem Meeresspiegel, der tiefste Punkte der Erde. Wer im toten Meer badet, geht aufgrund des hohen Salzgehaltes von 33% nicht unter – echt ein unglaubliches Gefühl! Ein dummer Tourist taucht unter und kotzt sich danach fast die Lunge aus… das kann hier tödlich sein und sollte man lieber vermeiden!  Wir lassen den Tag bei Utsch-Utsch Musik und nem Becks ausklingen… JaRoRO: wir haben hier einen geilen Radiosender gefunden…. Mit dem hättet ihr echt eure Freude – da ist Ibiza nichts dagegen! :-)


18.Tag, Fr. 14.01.2011:Totes Meer übers Wadi Mujib und Dana nach Petra, Tages-Etappe: 216 km

Toll bei milden Temperaturen aus dem Dachzelt zu steigen! Ein letzter Spaziergang am Toten Meer und dann fahren wir entlang der Küste zum Wadi Mujib. Das ist das spektakulärste der zahlreichen Seitentäler des Jordan-Grabenbruchs und gilt auch als das Eldorado für Abenteuersportler. Wir wollen eigentlich eine Canyoning-Tour machen, aber zu dieser Jahreszeit werden leider keine Touren durchgeführt, da die spontanen Platzregen und Sturzfluten lebensgefährlich werden können… sehr schade, dass wir zur falschen Jahreszeit da sind… wobei Jesper – der Klippenspringer ;-) - wahrscheinlich ganz froh darum ist, dass er sich nicht wieder überwinden muss, in irgendwelche Löcher und Gumpen zu springen! ;-) Der Tag hat hier auch nur 24 Stunden… und bei Jesper könnte das länger dauern… ;-)
Somit geht es weiter in den Dana Nature Reserve, wo wir eine Trekkingtour machen möchten, da das aber Wet-trails sind und man richtig nass wird, es nur 5 Grad hat und wir beide noch gscheit erkältet sind, lassen wir das lieber sein und fahren gleich bis Petra weiter. Vorher werden wir mal wieder von einem Mann zum Tee eingeladen, ein weiterer Mann hält an und fragt uns ob er uns helfen kann… die sind echt alle süß und äußerst gastfreundlich und scheinen sich in dieser „Nebensaison“ richtig zu freuen mal Leute zu treffen, einzuladen und zu quatschen. Die Landschaft bis Petra ist klasse und wir machen viele Stopps, um einfach nur die Ausblicke zu genießen. Viele Jordanier scheinen das gleich zu tun… an Ihrem freien Freitag sieht man in allen Ecken Einheimische grillen, spielen und picknicken.

In Petra angekommen fahren wir Richtung Kleinpetra zum Talkessel des Amarin Beduin Camp. Das ist ein modernes Beduinencamp mit warmen Duschen, einem großen Beduinenzelt mit Lagerfeuer und tollen „Wildcamp-Platz“ zwischen rot glühenden Felsen bei Sonnenuntergang. Die Beduinen sind alle wirklich ausgesprochen freundlich, offen und fürsorglich. Wir trinken wieder viel Tee zusammen, quatschen und lachen. Heute machen wir unser erstes eigenes Lagerfeuer und kochen endlich über offenem Feuer!!! Bei 8°C sind wir tapfer… und wärmen uns anschließend nochmal kurz im Beduinenzelt auf, wo wir die drei einzigen weiteren Gäste kennenlernen. Einen Dänen aus Brasilien mit seiner Frau und einen Holländer. Wir quatschen und wir erfahren, dass vor zwei Tagen sein dänischer Freund, obwohl er ein Visum hatte, nicht nach Sudan einreisen durfte. Es scheint derzeit große Probleme mit den Dänen im Sudan zu geben. Wir fangen an uns Sorgen zu machen, ob Jesper einreisen darf, denn falls nicht haben wir ein mittelschweres Problem… wir müssen entweder über Landweg durch den Tschad, Zentralafrika und den Kongo ausweichen um nach Äthiopien zu kommen oder per Seeweg von Ägypten über Eritrea, Somalia oder Dschibuti wieder einreisen. Beide Lösungen bereiten uns Bauchschmerzen. Tanja beruhigt Jesper auf arabische Weise  - alles wird klappen - in schā' Allāh!


19.Tag, Sa. 15.01.2011:Petra nach Aqaba ans Rote Meer, Tages-Etappe: 100 km

Die wohl bekannteste Attraktion Jordaniens und eines der architektonischen Wunder dieser Welt ist Ruinenstadt der Nabatäer – Petra. Über 800 Gräber und Tempel wurden vor 2000 Jahren in den weichen, farbigen Fels gehaun. Die Einmaligkeit des Ortes offenbart sich schon beim Gang durch die fast 2 km lange Siq-Schlucht mit bis zu 70 m hohen Felswänden, vorbei an der Fassade des Schatzhauses des Pharaos (Khazne Faraun), das wohl bekannteste „Denkmal“ von Petra, das durch Indiana Jones bestimmt jeder schon gesehen hat und hinauf zum Hohen Opferplatz. Die meisten Besucher nehmen einen Esel für den doch etwas schweißtreibenden Aufstieg (Prozessionsweg). Wir entscheiden uns für die sportlichere Variante und erweitern unser Tagessportpensum mit einer anschließenden Abstiegswanderung durch die Schlucht Wadi Farasa, vorbei an etlichen Gräbern und Felshöhlen, sind ganz alleine Zeuge von einer Kamelbaby-Geburt und stoßen dann abschließend auf die imposante Königswand. In den 12 Mausoleen wurden vermutlich nabatäische Könige beigesetzt. Die Wanderung war eine gute Entscheidung, denn wir waren wieder ganz alleine ohne Touristenmassen und konnten entlegenere Ecken von Petra mit all den typischen marmorierten Felsformationen und Maserungen im Gestein erkunden. Traumhaft!

Der ursprüngliche Plan war von Petra ins Wadi Rum zu fahren… das Wetter ist aber immer noch ausgesprochen schlecht – kalt und Regen – und uns zieht es ins Warme. Somit verwerfen wir den Plan und fahren direkt noch nach Aqaba. Die Bucht von Aqaba – in der auf engstem Raum vier Staaten – Saudi-Arabien, Ägypten, Israel und Jordanien – aneinandergrenzen, erfreut sich eines gesegneten ganzjährigem milden Klima und wir freuen uns milde 20°C auf unserem Außenthermometer zu erblicken. J zum zweiten Mal über 20°C – womit haben wir das verdient.:-) Wir finden 4 km vor der Saudi-Grenze einen netten Campingplatz direkt am Meer (AquaMarinePark Main Beach 4, ca. 10 km südlich von Aqaba) und sind neben zwei Franzosen die einzigen Gäste!

20.Tag, So. 16.01.2011:Aqaba am Roten Meer

Wir wachen bei Sonnenaufgang auf, mit Blick aufs Meer und es wieder um die 20°C warm… jetzt fängt der Urlaub erst richtig an! Nach 3 Wochen müssen wir uns endlich mal unserer Schmutzwäsche widmen. Die Personen, die wissen für wie viel Tage wir U-Wäsche dabei haben, wissen wie notwendig das nun ist. J So waschen wir 3 Stunden mit Hand all unsere Wäsche. Das ist schon richtig Arbeit… da zieht man doch lieber weiterhin das T-Shirt noch ein paar Tage länger an! J Wir nutzen das milde Klima und räumen unser Auto nochmal komplett aus und neu ein. Unsere „Wohnung“ war noch nicht wirklich komfortabel eingerichtet und irgendwie haben wir nichts gefunden… aber jetzt haben wir uns neu eingerichtet. Wie tut so ein Wohnungsputz doch gut! J wir wollen eine Weile am roten Meer entspannen und bleiben hier.
An den öffentlichen Stränden von Aqaba sieht man nur vollverschleierte Frauen, die ebenfalls so vollbekleidet baden gehen. Bikinis sind an diesen Stränden mehr als unpassend. Tanja verzichtet darauf, denn zwischen all den verschleierten Frauen würde sie sich wie nackt vorkommen und geht erst ins Wasser als wir alleine am Strand sind. Außer ein paar Jordanier sind hier keine Touristen.

Fünf Männer, die wie Gangster ausschauen fahren in ihrem protzigen alten Mercedes vor und halten bei uns an. Sie fragen uns erstaunlicherweise ob sie uns vom Suk was mitbringen sollen. Gerne lassen wir uns Lammfleisch mitbringen. Als sie wiederkommen haben sie für uns alle eingekauft und laden uns zum Abendessen vor ihrem Zelt ein. Die Jungs sind aus Amman und machen Männerurlaub zusammen in einem Zelt hier am Strand. Wir nehmen die Einladung an, beteiligen uns mit bayrisch angemachtem Salat, Kartoffeln und viel Gemüse und Sie übernehmen den Rest. Aus dieser Spontaneinladung ergibt sich eine superlustige Strandparty zu siebt. Sie kommen aus Palästina und heißen Mousa, Ahamed, Salah, Ahamed  und Bahaa.
Der „Anführer“ und auch Chef im Berufsleben dieser „Gang“ hat Jesper ins Herz geschlossen und nennt ihn ständig „brother“. Nicht nur in Deutschland sind Autoverkäufer Verbrecher! J die fünf arbeiten alle unter Ahamed in einem Gebrauchtwagen-Autohaus… oder wahrscheinlich eher ein kleiner Hinterhof mit diversen Handelsgeschäften! ;-) Uns sind die Jungs echt supersympathisch, wir lachen den ganzen Abend. Mein Arabisch-Buch (Arabisch-Deutsch) gibt Mousa gar nicht mehr aus der Hand. Er lernt Deutsch und Tanja weiterhin arabisch. Sie versteht zunehmend mehr und lernt stetig dazu. Sie kann schon arabische Zahlen lesen und schreiben, was beim Einkaufen sehr hilfreich ist um nicht einen Touristenaufpreis zu zahlen. Der Abend wird immer lustiger.. nach einem arabischen Luxus-Grillen machen wir Feuer und fangen an zu singen. Erst die Jungs was arabisches und dann wir zwei was deutsches und dänisches. Jeder singt irgendwie bei den anderen mit, was zunehmender schräger und lustiger wird. Wir tanzen ums Feuer, machen lustige Fotos und schließen uns gegenseitig ins Herz. Tanjas Offenheit beindruckt die Jungs sehr und sie lesen ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Wir fragen uns ob sie das Zuhause bei Ihren Frauen auch machen, oder ob daheim die Frauen kochen. Denn  wir können verraten: die Jungs können echt gut kochen und packen fleißig an wenns ums abspülen geht! ;-)  wir quatschen auch lange über die Lage in Israel. In Jordanien wird der Palästinenser-Anteil auf 60% geschätzt. Da Jordanien den Palästinenser als einziges arabisches Land volle Staatsbürgerrechte zu gesteht,  leben die Jungs in Amman. Somit geht ein echt toller entspannter Tag zu Ende.

21.Tag, Mo. 17.01.2011:Aqaba am Roten Meer

Auch diesen Tag hängen wir mit unseren neuen Palästinenser-Freunden ab. Die Jungs verköstigen uns mit einem klasse arabischen „Brunch“ (Chabisa, Humus, u.a.). An die Art zu essen haben wir uns schon gewöhnt. Jeder ist von jedem. Egal was und egal wie – alles einfach zwischen Fladenbrot mit einer Hand klemmen und ab in den Mund. Danach fordern wir die Jungs zum Volleyball-Duell auf. Köstlich wie sie in ihren Unterhosen (auch lange Skiunterhosen! J), nach Luft schnappend (die rauchen einfach zu viel!) mit uns am Strand spielen. Wir haben richtig richtig viel Spaß mit ihnen. Die Männer hupfen dann alle in Unterhosen ins Meer, während Tanja das Spektakel lieber von außen bekleidet beschaut, denn sie würde wohl von Blicken komplett ausgezogen werden. J  Die Jungs gehen dann in die Stadt, denn derzeit ist grad der Fußball Asia-Cup und sie wollen das Duell Syrien gegen Jordanien sehen. Wir gehen erst später in die Stadt. Die Jordanier gewinnen und wir sagen nur „die Leopoldstraße zu WM-Zeiten ist nix dagegen“. Die Jordanier sind völlig aus dem Häuschen und freuen sich lautstark. Autocorso vom Feinsten. Es sind zwar viel weniger als auf der Leopold aber dafür sind die doppelt so laut und im Hupen wesentlich erprobter. ;-) schön zu sehen wie die sich freuen können. Wir versuchen im internet noch was über die Probleme mit der Einreise von Dänen im Sudan herauszubekommen… und kommen daher erst spät zum Strand zurück. Unsere „Freunde“ erwarten uns schon sehnlichst. Sie haben unsere Stühle in Sicherheit gebracht, als wohl andere Touristen diese entwenden wollten. Wir bringen Bier und Chips mit und die nächste Party steigt. Wieder springen wir singend ums Feuer und haben tolle Gespräche. Gerade wegen Tagen wie die letzten zwei sind wir sehr froh so zu reisen wie wir reisen. Das sind wirklich tolle Erlebnisse, die wir im Hotel nicht gehabt hätten und wir können selbst entscheiden wo und wie lange wir bleiben!

22.Tag, Di. 18.01.2011:Aqaba am Roten Meer zum Wadi Rum, Tages-Etappe: 113 km

Heute ist großer Abschied von unseren Jungs angesagt... sie müssen wieder nach Amman und Arbeiten. Eigentlich hätten sie gestern schon losfahren müssen, aber es war einfach zu nett zusammen. Und ganz nach dem  arabischen Lebensstil „slowly, slowly!“ oder „komm ich heut nicht, komm ich morgen!“ ;-)

Heute machen wir uns auf die Spuren von Lawrence von Arabien – wo Peter O’Toole als Lawrence von Arabien im gleichnamigen Film die Beduinenkämpfer gegen die türkischen Truppe ins Feld führte. Ca. 50 km östlich des Meeres erstreckt sich in der Hismah-Wüste das Wadi Rum. Wir haben häufig gelesen, dass man – wenn man über den offiziellen Eingang in das Wadi fährt – nicht mit dem eigenen Fahrzeug fahren darf und wenn dann nur mit Guide. Das wollen wir umgehen und versuchen über den Süden bei Saudi-Arabien beim inoffiziellen Eingang ins Wadi Rum zu finden. Wir passieren ein paar Militärposten und schrammen ziemlich häufig verdammt nah die Grenze nach Saudi-Arabien. Uns fällt ein Stein vom Herzen, dass es da keine Probleme gab, denn Tanja hat nicht auf die Richtungsangabe der Polizei vertraut… bisher waren deren Richtungsangaben meist nicht verlässlich und sehr variabel zu interpretieren, so dass sie dachte eine andere Richtung wäre die bessere – gegen Jespers Gefühl. Das musste sie sich natürlich ständig anhören, als wir nach 2 Stunden vor demselben Berg standen und feststellen mussten, dass wir in der Wüste im Kreis gefahren sind!
J Da hat Jesper triumphiert als sein Gefühl richtiger war! Wir lernen dazu und navigieren die nächsten Stunden deutlich besser – diesmal mit Kompass – und kommen schließlich ins Wadi. Obwohl es sehr bewölkt ist (und auch wieder kalt bei 5°C und leichter Regen) sind wir vom eindrucksvollen Wüstengebirgen begeistert. Außer ein paar Kamel-reitende Beduinen begegnet uns kein Mensch. Nur viel Wüste, Steine, Kamele, ein paar Skelette und ein paar dürre Büsche. Wir suchen uns vor Sonnenuntergang ein schönes wildes windgeschütztes Plätzchen und fangen über unserem Lagerfeuer an unser frisches Lammfleisch vom Markt in Aqaba zu kochen, doch als es anfängt zu regnen, steigen wir auf den Gaskocher um und liegen dann um 19:30 Uhr schon im Dachzelt. Wir haben jetzt komplett unseren Rhythmus dem Sonnenauf- und untergang angepasst. J

23.Tag, Mi. 19.01.2011:Wadi Rum nach Aqaba am Roten Meer, Tages-Etappe: 154 km

Der Tag scheint vielversprechend zu werden… die Sonne schafft es ab und an schon am frühen Morgen durch die Wolken und ab mittags ist es endlich wieder sonnig. Wir brechen auf um das Wadi Rum zu erkunden. Besteigen gleich die erste kleine Felsbrücke, dann suchen wir die große Jebel Burdah Felsbrücke. Es ist fast gar nichts los hier… sehen nur selten mal ein Auto. Wir waren uns sicher richtig navigiert zu haben… doch wir sehen einfach diese Brücke nicht. Erst nachdem wir 10 Minuten in alle Richtungen spähen, bemerken wir dass wir direkt davor stehen, nur konnten wir weil wir so nah dran stehen, die Felsbrücke nicht sehen. Wir haben uns echt totgelacht. Vor lauter Wald sieht man keine Bäume mehr, oder?! J Wir haben für Jordanien noch keine routingfähigen Karten gekauft; erst ab Ägypten haben wir gute Karten. Das war eine bewusste Entscheidung um unser Orientierungsgefühl bisl zu verbessern. Somit navigieren wir mit Juan’s Wadikarte und Kompass und mit der Sonne durchs Wadi Rum… und wir finden alles meist aufs erste mal! Das macht echt Spaß! Wir finden dann auch die bisl versteckte  Felsbrücke am Jebel  Umm Fruth. Dort stoßen wir auf einen Beduinen der nach unserem Guide fragt. Als wir antworten wundert er sich, dass wir das alleine gefunden haben.  Er erklärt uns, dass sich vor kurzem hier in diesem Gebiet einige Beduinen verirrt haben und nach Ihnen gesucht wurde. Das war ja dann doch ein Kompliment! J Wir stoßen auf die Roten Dünen und testen endlich das Können unseres DJs. Jesper sitzt wie ein Rennfahrer konzentriert am Steuer und man kann sichtlich seine Befriedigung sehen. Der erste Wüstentest nach 2 Tagen Wüste inkl. steinige Berge, enge Täler und Schluchten, Dünen und sonstiger Untergrund ist bestanden. Gefährt und Fahrer können ihre Leistung sehen lassen! Die Landschaft ist wirklich atemberaubend – Verwerfungen von Sandstein auf Granitsockeln, die bei der Bildung des ostafrikanischen Grabenbruchs angehoben wurden. Die Sonne gibt seit mittags alles und all die Felsformationen leuchten von Gelb über alle Rottöne. Super! Wir düsen bei Nachmittagssonne noch durch ein paar Schluchten und beenden unseren Wadi-Rum-Ausflug beim Berg der berüchtigten „7-Säulen der Weisheit“, denen T.E.Lawrence den Namen gab. Wir fahren auch schön brav beim „Haupteingang“ vorbei am Visitor-Center aus dem Wadi. ;-)

Zurück nach Aqaba, wo es gleich um 15 Grad wärmer ist. Wir haben noch Zeit und schlendern über den Markt um Grillkohle und Kartoffelschäler zu finden und campen wieder wild am Roten Meer in der Nähe einer Tauchbasis, denn morgen geht’s endlich Unterwasser!!!!


24.Tag, Do. 20.01.2011:Aqaba am Toten Meer und dann per Fähre nach Nuweiba (Ägypten), Tages-Etappe: 21 km
Ausreise Jordanien: 20 Minuten

Der Golf von Aqaba zählt mit seinen Korallenriffen angeblich zu den schönsten Tauchgebieten der Welt. Das wollen wir testen! Endlich ist es soweit – unser erster Tauch-Tag im Roten Meer steht uns bevor! Juhu!! Wir sind die einzigen Taucher und unser Guide Alaa von den Barracuda Divers schlägt die Tour zum Wreck of the Cedar Pride vor! Das intakte Wrack ist toll bewachsen und super einfach von Land aus zu betauchen; keine langen Bootsfahren, sondern nur 5 Minuten mit Minibus und über den Strand rein. Der König hat das Wrack versenken lassen, um eine Unterwasserwelt-Attraktion für Jordanien zu schaffen. Wirklich gelungen. Man kann ins Wrack tauchen und es gibt eine große Luftkammer. Spannend! Jesper schlägt sich gut und die Ohren machen mit. Dieses mal ohne Zwang wie in Thailand! ;-) Der zweite Tauchgang war ein schöner Rifftauchgang an der South Bay; klare weite Sicht. Wirklich schön hier – wir haben die Tauchgänge genossen und auch der Preis inkl. Equipment war fair (50 USD pro Person für zwei Tauchgänge)! ;.-)

Wir fahren wieder in Stadt um unser Ticket für die Nachtfähre um Mitternacht zu kaufen. Dort lernen wir Mohammed Ali kennen – ein sehr sympathischer Mitarbeiter im Büro. Ich glaub er hat noch nie 2 Stunden gebraucht um ein Ticket für 2 Personen und ein Fahrzeug auszustellen.. das lag aber nicht daran dass er so langsam war, sondern dass Jesper in zugetextet hat und ein nettes, lustiges Gespräch entstand. Mohammed hat dann erst mal Tee gebracht und wir haben es uns auf der Couch gemütlich gemacht um weiter mit ihm zu scherzen. Er erzählt uns von der Hochzeit seiner Geschwister und den typischen Bräuchen dazu.  Jesper hasst es zu warten und scheint unsere Zeit bis Mitternacht möglichst zu füllen, damit wir nicht im Hafen warten müssen! ;-)
Die restliche Zeit nutzen wir mit Einkäufen jeglicher Art. Die skurrilste Begegnung war in einem Autozubehör-Ramsch-Laden, als wir versucht haben passende neue Fußmatten für unseren Toyota zu bekommen. Ich glaub die Verkäufer haben all ihre Modelle vor uns ausgebreitet… aber keins hat wirklich von der Größe her gepasst.  Wir kommen ins Gespräch mit dem Besitzer; er ist Sudanese und wir sprechen über die Einreise und evtl. Probleme die im Sudan auftreten können. Er empfiehlt uns ein gutes typisch jordanisches Restaurant, wo wir wieder mal hervorragend unter Einheimischen essen. Wirklich lustig war der „Hähnchen-Grill“ – es war eine Art 10-eckiges Rad, wo die Hendl festgesteckt wurden. Der „Koch“ hat das Rad mit der linken Hand gedreht und mit der rechten Hand hatte er einen Fön in der Hand. Damit hat er vom Feuer das er vor dem Rad stehen hatte, die heiße Luft in das Rad geblasen. J wir konnten gar nicht wegschauen, das war so lustig  - das war echt köstlich. Die sind echt einfallsreich! ;-)

Wir sind pünktlich um 22 Uhr beim Ferry-Gate und erledigen in 20 Minuten die Ausreise aus Jordanien: Customs Tax 8 JD p.P. und 5 JD Fahrzeug, dann Ausreisestempel im Pass holen und Carnet ausstempeln lassen,  und dann im Auto warten bis wir angewiesen werden auf die Fähre zu fahren. Vorher wird unser Auto mit 4 weiteren Privatfahrzeugen durch einen Riesen-Scanner gefahren… wir fragen uns, nach was genau sie dabei suchen, werden aber weitergewunken, ohne dass wir weiter inspiziert werden. Jetzt kommt wieder der blaue Zettel von der Einreise ins Spiel… ohne den kommt man hier nicht weg… wir suchen eine Zeit lang….und wussten erst gar nicht was die von uns wollen… nachdem wir alles was wir so hatten vorgezeigt hatten, war auch dieses Problemchen gelöst.
Einparken der Riesentrucks auf der Fähre war sensationell. Alle LKWs müssen rückwärts auf die Fähre fahren und parken auf 20 cm nebeneinander… mein Gott… wir wollten wirklich kein LKW Fahrer hier sein! Das ist Meisterleistung und dauert daher auch ziemlich lange. Auf der Fähre geht’s nach dem Einparken dann auch schon zum Ägyptischen Einreiseschalter. Wir bekommen zwar einen Einreisestempel im Pass von den Ägyptern, uns wird aber der Pass gegen ein Zettelchen mit arabischer Schrift abgenommen. Wir werden wohl den Pass in Nuweiba wieder bekommen.. hoffen wir zumindest. J Auf dem Passagierdeck sind viele hunderte Passagiere… keine Touristen, nur Araber…und …. Tanja ist nicht nur die einzige blonde Frau… sie ist die einzige Frau auf der ganzen Fähre. Die Araber sitzen auf den wenigen Sitzmöglichkeiten und am Boden und haben sich dort ihr Nachtlager auf ihren vollgestopften Plastiktüten bereitet. Wir sind gerade dabei uns mitten zwischen den Arabern auf einem noch freiem paar Quadrat-Zentimeter-Platz am Boden niederzulassen und einzurichten und vorzustellen wie bequem diese Nacht wohl werden wird, als ein „Matrose“ kommt und uns auffordert mitzukommen. Er bringt uns in einen großen leeren Raum mit vielen Tischen – das Crew-Restaurant – und weist uns hier niederzulassen. Wir sind uns jetzt nicht sicher, ob er uns vor den „Araberblicken“ oder die Araber vor uns schützen wollte. ;-) wir kommen uns fast weggeschlossen vor, und finden es fast schade, denn es schien spannend zu werden zwischen all den Leuten auf dem Boden zu nächtigen…. Na, wie auch immer wir schlafen bis die Fähre anlegt und um 5:30 Uhr morgens heißt es dann rausfahren aus der Fähre… nun sind wir auf ägyptischen Boden! wir starten unsere letzte Etappe auf – rein geografisch gesehen – asiatischem Boden: die Sinai-Halbinsel in Ägypten, bevor endlich unsere Afrika-Etappe startet.

Unser Fazit zu Jordanien und unserer Reise bisher: absolutes Highlight seit Tourstart ist nach wie vor für uns die Gastfreundlichkeit der Araber (angefangen von den Türken, über die Syrer und Jordanier) und die Herzlichkeit wie man empfangen bzw. aufgenommen wird.  Das imponiert uns wirklich sehr! Wir haben noch nie so viel Tee getrunken und Lammfleisch gegessen wie die letzten Wochen. Wir wundern uns wie sehr man hier die Deutschen und Dänen mag, man kennt die Bayern Fußballspieler und noch so manches, worüber wir wirklich schmunzeln müssen.
 Jespers Sightseeing-Highlight von Jordanien ist die „Prachstraße Cardo Maximus“ in Jerash/Gerasa und Tanja’s Highlight die Wanderung in der Farasa-Schlucht in Petra… oder doch vielleicht das Tauchen in Aqaba! J
Der Ekelfaktor und die fehlende Hygiene einfacherer Hotels steigt und daher sind wir richtig froh, dass auch die Temperaturen steigen und wir endlich in unserem Dachzelt fern von allem Grabbelgetier und ekligen Toiletten übernachten können.
Die jordanischen Straßen sind bestens geteert, die Verkehrsschilder vorbildlich meist sowohl arabisch als auch in unserer Sprache zu verstehen (womit es fast die Spannung verliert! ;-)), sie fahren weniger wild wie die Syrer und sind was neue Medien angeht ziemlich up to date. Viele Internet-Cafés und WLAN und hin und wieder bekommen wir einen richtig guten Radiosender rein, wo wir topaktuelle Musik hören können und Abwechslung zu arabischen Sendern erhalten!
Gesundheitlich und Stimmungstechnisch geht’s uns bestens. Die Landestypischen Speisen munden uns sehr!
Dennoch freuen wir uns jetzt nach Ägypten zu kommen… den wärmeren Regionen entgegen… wo man auch als Frau an den Touristenstränden mal im Bikini liegen kann! J

Km-Stand: ca. 1.100 km gefahren in Jordanien, Gesamt: 5.527 km


Eure Dänsch und Euer Jesper


P.S. Wir wissen von den Unruhen und politisch angespannten Lage in Ägypten. Wir versuchen uns gut zu informieren – sowohl über die deutsche und dänische Botschaften, als auch vor Ort in Kairo lebende Personen, die wir auf unserer Reise kennengelernt haben. Also macht Euch keine Sorge! Wir sind per Mail (jt@marpak.de) oder über unser ägyptisches Telefon erreichbar: +201523106721 - bis ca. 14.02. (da wollen wir wenn alles klappt mit der Fähre von Assuan/Ägypten in den Sudan reisen) Wir freuen uns von Euch zu hören.

Montag, 17. Januar 2011

Welcome to Syria

2.Etappe: Naher Osten – Syrien
10.Tag, Do. 06.01.2011:
Hatay/Türkei über Grenze nach Syrien, dann Stopp im Simeon-Kloster bis nach Aleppo/Halab in Syrien
Tages-Etappe: 105 km in 2 Std. Fahrzeit
Grenzübergang: Türkei/Syrien in 1,5 Std.
Wir sind bei 6°C und Nebel im Dachzelt hinter der Tankstelle aufgewacht. Der Tankwart ist dezent aber sehr neugierig um unser Dachzelt geschlichen. Glaub es haben wohl noch nicht so viele „Dachschläfer“ bei ihm an der Tankstelle übernachtet! ;-) Er konnte kein Englisch aber er hat uns mehrfach zum Tee in seiner warmen Stube eingeladen... das haben wir verstanden und somit starten wir den Tag vor dem warmen Ofen, bringen deutsche Lebkuchen mit und versuchen uns in ein wenig arabischer Konversation, machen das Auto grenzsicher und dann geht es auf zur türkisch/syrischen Grenze.
Die Ausreise aus der Türkei verlief nach einigen Kontrollen problemlos. Dann wurde es spannend – die syrische Einreise. Es kommt gleich ein freundlicher Syrer auf uns zu und will uns bei den einzelnen Schritten helfen... wir waren erst misstrauisch und glaubten, dass es für die Hilfe bestimmt Bakschisch will. Wir sind eines besseren belehrt worden. Er war einfach nur hilfsbereit und es war selbstverständlich für ihn uns Gästen zu helfen. Also erst unser bereits vorhandenes Visa einstempeln lassen, dann weiter zum Zoll zur Carnet-Beschauung, weiter zur Bank – 100 USD Dieselsteuer, 9 USD Customs/Roadtax und  54 USD Versicherung zahlen. dann wieder zur Insurance und ein Dokument ausstellen lassen, für den Stempel wieder 2 USD zahlen, zurück zur Bank und Carnet für 5 USD abstempeln lassen, dann noch zum Zoll/Customs und das Fahrzeug kurz beschauen lassen und dann heißt es nach ca. 1,5 Stunden Prozedere  und 170 USD gesamt, freie Durchfahrt und welcome to Syria! Juhe!! Lief alles glatt und wir sind beeindruckt, wie freundlich die Syrer sind. Sie fragen zwar immer erst ernst „woher, wohin, welcher Staatsbürger“ und dann lächeln sie und heißen einen herzlich willkommen.
 Ahlan wa-sahlan! Nun sind wir also in Syrien – und wir sind erstaunt wie auf einmal wirklich ein Riesenunterschied zur Türkei erkennbar wird. Die Landschaft ist viel rauer, der Ackerboden ist aus roter Erde, die Gebäude einstöckig und viel einfacher und die Menschen sind sowas von hilfsbereit, dass wir es gar nicht glauben können. Sie gehen unglaublich freundlich und offen auf Besucher zu, ohne eine „Gegenleistung“ zu erwarten oder aufdringlich zu sein. Alle winken uns und lächeln, heißen uns willkommen (welcome to syria) und man hat das Gefühl, sie meinen es auch wirklich so.
Wir fahren gleich nach der Grenze durch ein paar Dörfer auf der Suche nach dem Simeonskloster. Wir verfahren uns total… in Syrien gibt es so gut wie keine Straßenschilder und wenn es mal richtungsanzeigende Schilder gibt, dann meist nur auf Arabisch. Das macht es schwieriger… besser gesagt spannend – gerade mit unseren noch dürftigen Kartenvorräten! ;-) Wir sind mitten in einem Dorf und wissen nicht mehr wohin, wir fragen Einheimische und zeigen unseren Reiseführer mit der arabischen Übersetzung. Englisch kann so gut wie kein Syrer… jetzt geht es in Zeichensprache über. Der von uns gefragte Syrer lächelt, zeigt uns, dass wir warten sollen und springt sofort in sein Auto um 10 Minuten vor uns her zu fahren und den richtigen Weg zu zeigen. Wir bedanken uns mit Plätzchen aus unserer Heimat… er ist peinlich berührt und will lange nicht zugreifen. Solche hilfsbereiten Aktionen erleben wir mehrmals täglich. Das macht uns sprachlos. Für uns sind bisher die Syrer die freundlichsten Menschen, die Hilfsbereitschaft als Selbstverständlich ansehen; da können wir uns alle eine Scheibe abschneiden.
Nach den horrenden Dieselpreisen von der Türkei haben wir unsere Reisegeschwindigkeit bisl nach unten gesetzt und schaffen es nun anstatt mit 15 L pro 100 km mit 11,3 L zu fahren – und das noch voll bepackt! J
Das Simeonskloster (Qala’at Sama’an) ist ja doch eine gewisse Sehenswürdigkeit und ist bestimmt ausgeschildert... dachten wir. War es dann auch als wir auf dem richtigen Weg waren, aber auf jedem Schild das zum Simeonskloster weist, musste man viel Fantasie aufbringen um zu erkennen dass auch das Kloster gemeint ist. Meist sind die Sehenswürdigkeiten unter einem anderen Namen bekannt, die dann auch jedesmal anders geschrieben werden. Vor Ort sind wir die einzigen Besucher und wir kochen uns das erste Mal in der Natur was. Es ist kalt und regnerisch als wir uns dann die Ruinen anschauen. Der damalige Mönch Simeon hat schon als junger Mann so sehr in Askese gelebt, dass man ihm Wundertaten nachsagte und viel Pilger das Kloster bereisten. Die anderen Mönche waren von den Pilgerströmen bald genervt, so dass Simeon sich einen Berg gesucht, eine 19m hohe und 4 qm breite Säule gebaut hat, um da oben auf der Säule angeblich 30 Jahre seines Lebens in Ruhe zu verbringen. Das war somit der erste Säulen-Heilige. Der hat mal seine Ruhe da oben gehabt, würden wir sagen! J unglaublich!
Tanja’a neue Kamera gibt heute gleich den Geist auf. Das Display ist defekt.. so ein Mist! Jetzt schon ….das ärgert uns sehr. Aber auch dafür werden wir eine Lösung finden.
Es geht weiter nach Aleppo – auch ash-Shahba („die Graue“) genannt - , die größte Stadt des Landes. Im Vergleich zu Damaskus galt Aleppo als fortschrittlicher und moderner, was sich heute umgekehrt hat. Kaum sind wir in der Stadt, sehen wir so gut wie keine Frauen und wenn dann nur akkurat und voll verschleiert! Auch hier sind wir sprachlos, als Jesper uns in eine extrem enge und belebte Straße manövriert, wo links und rechts kaum 10 cm Platz war, sich zwischendurch auch noch Händler zwängen und dann mindesten 10 nette Syrer uns durch diese Labyrinth-artige Straße lotsen. Alles mit einer selbstverständlichen, freundlichen Hilfsbereitschaft. Wir finden direkt im Zentrum einen Parkplatz (ich frag mich immer noch wie wir da rein gekommen sind), nehmen ein einfaches Hotelzimmer (Hotel Radouan), fahren mit dem Taxi zum Souk und der Zitadelle, schnuppern syrische Marktluft, haben nette Gespräche mit Händlern, bekommen einige Gummidichtungen, die wir noch brauchen geschenkt und landen letztlich in einem typisch aleppinischem Restaurant. Der Koch zerrt und gleich in die Küche und lässt uns in jeden Kochtopf gucken und erklärt uns sowohl den syrischen Namen als auch die sehr fantasievolle englische Übersetzung des Gerichts. Wir essen fantastisch! Die Stadt ist verrückt und spannend zugleich. Davon wollen wir morgen mehr sehen.

11.Tag, Fr. 07.01.2011:
Aleppo mit Stopp in Sirdjilla weiter über Hama und Homs zur Krak des Chevalliers
Tages-Etappe: 299 km in 5 Std. Fahrzeit
Nach einer saukalten Nacht (es gab keine Heizung ins unserem Zimmer) erkunden wir morgens die Altstadt von  Aleppo. Wir konnten gleich feststellen, dass Freitag hier auch wirklich ein ernstgenommener Ruhetag ist. In der Türkei wurde der Ruhetag, sowie der Feiertag durchaus nicht so ernst genommen. Man merkt einfach, dass der Tourismus solche Regeln durchbricht. Hier ist das noch nicht so. Wo gestern unser DJ durch eine belebte Straße durch manövriert wurde und kaum mehr Platz war, steht unser DJ nun einsam und verlassen in einer dreckigen Straße. Auf dem Weg zur Zitadelle von Aleppo folgen uns einige Syrer, die versuchen mit uns auf Arabisch Kontakt aufzunehmen und freundlich zu sein. Die Straßen sind wie leergefegt; wo gestern noch reges Markttreiben, bei lauten Hupgetöne und Gesänge herrschte und es von tausenden von Menschen wimmelte, sehen wir jetzt nur leergefegte Gassen mit heruntergefahrenen Rollladen und geschlossenen Ständen. In einem Cafe direkt vor der Zitadelle starten wir den Tag mit einem syrischen Frühstück bei Pfefferminztee – eingemummelt im Schal und Mütze! J Die Wolken lassen ab und an die Sonne doch mal durchblitzen und so besichtigen wir die Zitadelle (150 syr.Lira p.P.). Sehr sehenswert!
Auf der Weiterfahrt Richtung Hama und Homs machen wir einen Exkurs nach Sirdjilla, die wohl am besten erhaltene Tote Stadt. Als wir ankommen, regnet es. Dennoch schauen wir uns das natürlich an, sind dann aber auch froh uns im Auto aufzuwärmen und weiter zur Krak de Chevalliers Burg zufahren.
Leider regnet es in Strömen und die Temperaturen sagen auch nur 5 Grad an, so dass wir den eigentlichen Plan beim Hotel Le Table Ronde zu campen knicken und ins Hotel Beibars gehen. Vorher lernen wir am Straßenrand Hatem kennen und gehen mit ihm ins Restaurant El Kala’a mit großartigem Blick auf die Burg. Der nette Besitzer bringt uns 14 verschiedene typisch syrische und libanesiche Mezze (Vorspeisen), damit wir alles testen können. Es schmeckt alles hervorragend und auch unsere Mägen haben es ausgezeichnet vertragen, was vielleicht auch am anschließend vom Besitzer ausgegebenen Raki liegt!
Heute gehen wir – für uns extrem untypisch – schon um 22 Uhr ins Bett, da wir nun versuchen unseren Tages- und Nachtrhythmus der Jahreszeit anzupassen… denn schließlich sind die Tage zu dieser Jahreszeit sehr kurz und es ist jeden Tag zwischen 16 und 17 Uhr stockfinster. Damit wir mehr bei Tageslicht erleben und unser nächstes Nachtlager endlich mal bei Tageslicht erreichen, versuchen wir nun noch viel früher aufzustehen. Bisher haben wir das noch nicht so hinbekommen. ;-) Jesper ist wirklich schwer aus dem Bett zu bekommen.
Ach und für alle die es noch nicht mitbekommen haben… seit Syrien sind wir nun verheiratet. Es ist viel komfortabler als Ehepaar zu reisen. Die ganzen Fragen warum Tanja nicht mit ihrem Bruder und Ehemann reist und das Angebaggere… da haben wir kurzen Prozess gemacht, sind nun ein Ehepaar, Tanja trägt einen Ehering und alles ist paletti. J

12.Tag, Sa. 08.01.2011:
Krak des Chevaliers über Homs nach Palmyra
Tages-Etappe: 241 km in 3,5 Std. Fahrzeit
Beim Frühstück mit Blick auf die Burg hoffen wir, dass es endlich aufhört zu regnen…und gegen Mittag sollte das nun endlich wahr werden. J Nachdem uns Hatem zum „versteckten“ Geldautomaten gelotst hatte, haben wir ihn gefragt, ob er uns die Burg zeigen möchte. Wir haben gestern von ihm erfahren, dass seine Großeltern noch in der Burg gelebt hatten und er seine ganze Kindheit lang in der Burg gespielt hatte und daher jeden Winkel und Geschichten darüber kennt. Einen besseren Führer konnten wir nicht finden. Er hat uns zwei Stunden lang durch die Gänge und Räume der 3 ha großen Burg geführt und viel darüber erzählt. Den Namen Krak des Chevaliers hat die Burg von den Kreuzfahrern – auch die Franken - (im Jahr 1031) erhalten, doch die Syrer kennen die Burg nur unter Qala’at al-Husn. Es ist die schönste und am besten erhaltene Kreuzritterburg Syriens (Eintritt 150 SL p.P.). Jeder Eroberungsangriff seitens der Muslime blieb erfolglos. Erst der große Baibars war es schließlich, dem die Erstürmung der Burg gelang und 1291 die Herrschaft der Franken im Orient beendete. Die Burg ist sehr gut erhalten… von den Pferdeställen, den arabischen Bädern, den Zisternen über den Rittersaal, die Speisesääle, die Kapelle/Moschee zum Turm des Sultans. Wirklich sehenswert.
Anschließend geht es mittags nun endlich bei Sonnenschein weiter Richtung Homs. In Homs waren alle Wegweiser und Schilder wieder nur auf Arabisch, so dass es für uns sehr schwierig war, die richtige Abfahrt nach Palmyra zu finden und wir uns letztlich total verfahren haben. Ein netter Apotheker, den wir um den richtigen Weg gefragt haben, setzt sich wieder spontan in sein Auto um 15 Min vor uns her zu fahren und auf den richtigen Weg zu bringen… wir sind wieder sprachlos, wie selbstlos und hilfsbereit Syrer sind!! Nun sind wir auf dem Weg nach Palmyra. Dort werden wir einen „italienischen Spanier“ Juan wieder treffen. Er ist alleine mit dem Motorrad 3 Monate lang unterwegs. Die Fahrt von Homs nach Palmyra geht geradeaus entlang auf einer gut geteerten Straße durch ockerfarbene Wüsten. Ab und an kann man ein paar Beduinen mit ihren Schafherden und Eseln sehen. Man merkt, dass wir auf der Transitstrecke nach Bagdad sind.. viele Ölquellen, Laster, wilde Überholversuche und Wüste. Ja – endlich Wüste!!

Angekommen in Palmyra/Tadmur genießen wir bei Abendsonne den Ausblick auf das Ruinenfeld von der Burg Qala’at Ibn Ma’n aus. Alles leuchtet gelb und rosa. Tolle Aussicht und wir freuen uns auf eine Nacht im Dachzelt, auf einem Campingplatz zwischen Olivenbäumen direkt neben dem Baal-Tempel. Juan ist auch angekommen. Wir sind die einzigen Gäste und die Beduinen freuen sich mit uns Tee im Beduinenzelt zu trinken. Wir drei beschließen diese Beduinen im Zelt über deren Feuer italienisch zu bekochen, anstatt im kalten draußen allein vor uns her zubrutzeln. es war ein toller Abend bei netten Gesprächen über Beduinenleben, viel Rotwein, Raki, Tee und danach konnten unsere Klamotten gar nicht mehr nach Schweiß stinken, denn alles wurde in diesem Zelt bei Feuer gänzlich „weggeräuchert“ J.
Thanks Juan - for all that great information and the maps!!!


13.Tag, So. 09.01.2011:
Palmyra über Homs nach Damaskus
Tages-Etappe: 402 km in 7 Std. Fahrzeit
Endlich wolkenfreier Himmel und Sonnenschein! J da können wir auch über die 4°C und den eiskalten Wind hinwegsehen. Dick eingepackt, nach dem obligatorischen Tee und offenem Feuer bei unseren Beduinen, erkunden wir das schönste Ruinenfeld Syriens - Palmyra! Vom Hadrianstor, der römische Säulenstraße, der Baal-Tempel, zum Tal der Gräber und der Zitadelle. Die Stimmung ist hier ganz alleine ohne andere Touristen wirklich faszinierend. Die Winterjahreszeit hat zwar den Nachteil, dass wir uns seit Tagen den Arsch abfrieren und es sehr früh dunkel wird, aber auch den ganz großen Vorteil, dass wir fast immer alleine bei allen touristischen Anziehungspunkten sind, alle Schlepper und Souvenirverkäufer noch „Urlaub“ haben und daher eine tolle ungestörte Stimmung erleben dürfen! Palmyra ist klasse und wird für uns unser Highlight von Syrien bleiben!

Nach ausgiebiger Besichtigung geht’s am Abend weiter nach Damaskus. Tanja steckt die Kälte seit Tagen in den Knochen und hat sich gscheit erkältet. Kein Wunder, ständig Regen, Kälte und bei jeder Moschee auch noch ohne Schuhe auf kalten Boden latschen… ;-) Somit suchen wir mal ein einfaches Hotel mit warmer Dusche. Die Fahrt durch Damaskus wird allmählich mehr zur Irrfahrt, da Verkehrschaos herrscht und wo wir hinwollen wieder nur arabische Schilder zu finden sind… von Straßenschilder erst gar nicht zu reden. Jesper passt sich unglaublich gut dem arabischen Fahrstil an, hupt fleißig, drängelt (und vor unserem DJ haben die meisten dann doch Respekt) und bleibt extrem ruhig, wenn die Syrer mal wieder aus einer einspurigen Straße doch lieber eine 4 spurige Straße machen und wild durcheinander kreuzen und drängeln. Während Jesper munter die Spuren wechselt, versucht Tanja arabische Verkehrsschilder mit den arabischen Schriftzeichen unseres Reiseführers abzugleichen und den richtigen Weg zu finden. Nach 2 Std. schaffen wir dann doch da hinzukommen wo wir hinwollen…. Wie bisher immer! J Hier in Damaskus fällt auf, dass wieder viel mehr Frauen zu sehen sind, Päärchen auch mal hand in hand gehen. Somit können wir bestätigen – Damaskus ist viel modernen und offener als Aleppo. wir essen mal wieder köstlich syrische Küche mit Schawarma und anderen Leckereien und fallen im heruntergekommenen Zimmer bei Heizstrahler nur noch ins Bett.


14.Tag, Mo. 10.01.2011:
Damaskus
Heute ist Fahrpause und wir erkunden Damaskus. Es ist auffällig, dass je südlicher wir kommen, desto untouristischer wird alles. Vor allem die Märkte. Hier in Damaskus spricht uns keiner mehr an, keiner versucht sich in unserer Sprache, hier kaufen zu 99,9% Einheimische und nicht Touristen ein. Das gefällt uns und wir genießen unseren nachmittäglichen Spaziergang (leider wieder bei Kälte und Regen) durch Damaskus Marktstraßen, kaufen Gewürze und Nüsse, lassen uns von orientalischen Eindrücken inspirieren, schauen uns die großartige Umayyaden-Moschee an und landen abends in einem WLAN-Cafe um mal wieder nach einem hoffentlich aufmunternden Wetterbericht zu schauen. 21 Uhr zu Bett gehen…wir passen uns an! J


15.Tag, Di. 11.01.2011:
Damaskus übers Drusengebirge mit Stopp in Salkhad und Bosra (Syrien) nach Jerash/Jordanien
Tages-Etappe: 278 km in 5,5 Std. Fahrzeit
Grenzübergang Syrien/Jordanien: Ausreise Syrien 20 Min, Einreise Jordanien 1,5 Std.
Jesper schafft es fast jeden morgen zum Frühstück seiner Tradition treu zu bleiben. Brot mit Käse und Marmelade on top! Die Dänen, sag ich nur! J Auch wenn der Käse nun dem Schafskäse weicht und die Marmelade mehr Zucker als Frucht ist.. Jesper hält an dieser nun nicht mehr appetitlichen Mischung fest.
Wir schaffen es heute vor Sonnenaufgang auf dem Weg raus aus Damaskus zu sein und durch den Hauran und das  Drusengebirge Richtung jordanische Grenze zu fahren. Hier ist die Landschaft von schwarzem Lavastein geprägt. Erster Zwischenstopp auf die Festung in Salkhad und dann nach Bosra, zum größten frei stehendem Amphitheater der Welt (150 SL p.P.). Und dann haben wir endlich wieder Sonnenschein und können das Theater ohne Jacken erkunden. Das tut gut! Währenddessen putzt ein netter Syrer von 150 SL unser komplett verschlammtes Auto. Wir machen unser wieder für den bevorstehenden Grenzübergang bereit und passieren bei Derâa die syrischen Grenzposten, lassen unser Carnet für 2 SL ausstempeln, zahlen 500 SL Ausreisesteuer p.P. und bekommen dann unseren Ausreisestempel im Pass. 20 Min und nun heißt es khatrak Syrien…. Weiter zur jordanischen Einreise… bis zum nächsten mal mit Jordanien-Geschichten!

Eure Dänsch und Euer Jesper!

P.S. … die Ehepaar-Geschichten sind natürlich nur geflunkert! ;-)

Montag, 10. Januar 2011

2. Etappe Naher Osten - Türkei

3.Tag, Do.30.12.2010:
Plovdiv/Bulgarien über Svilengrad und Edirne nach Istanbul/Türkei
Tages-Etappe: 477 km (davon ca. 230 km in der Türkei) in 6 Std. Fahrzeit
Grenzübergang Bulgarien/Türkei: 20 Min., 5 Kontrollen
… so nach dem Grenzübergang Bulgarien/Türkei sind wir nun in der Türkei und in Istanbul angekommen (ehemals Byzanz und Konstantinopel). Die Vororte dieser 12 Mio.-Stadt sind wie scheinbar in vielen Orten der Türkei mit zahlreichen Wohnhochhäusern zu gekleistert. Hübsch ist was anderes, aber als wir in die Nähe der Altstadt kommen, geht uns das Herz auf und wir finden diese Stadt gleich sehr sympathisch und interessant. Hier erlebt man eine einmalige Synthese aus Orient und Okzident. Moderne Shoppingmals neben jahrhundertealten Basaren, Minirock neben Schleicher und Hochhäuser neben altosmanischen Holzhäusern.
Istanbul ist die einzige Stadt der Welt, die auf zwei Kontinenten – Europa und Asien -  liegt. Wir fahren zunächst in das Stadtteil Sultanahmet, welches auf einer Landzunge in der Altstadt liegt, die vom Goldenen Horn, dem Bosporus und Marmarmeer umspült wird.
Es war nicht einfach zu unserem Hotel in Sultanahmet (Hotel Adamar) zu gelangen. Da unser Hotel fast neben der Yerabatan-Zisterne bzw. Hagia Sophia liegt und demnach einige Straßen für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind, sind war letztlich eine Stunde in Istanbul umhergeirrt um endlich vor dem Hotel zu stehen. Es ist zugegebenermaßen auch ein wenig schwer mit einem 7 x 7 cm großen Istanbul-Stadtplan, alle Gassen und Straßen zu finden. Das wird uns bei Jesper puristischer Veranlagung wohl öfters noch passieren. Ich sag nur „ach das brauchen wir doch nicht. Ich will Abenteuer und nicht alles planen, das finden wir auch so.“ J
Unsere Freundin Svjetlana hat schon auf uns gewartet und daher sind wir (nachdem unser DJ nach ein paar schwierigen Anläufen endlich einen Parkplatz gefunden hatte) gleich auf den Grand Bazar gegangen, um die Stadt auf uns wirken zu lassen. Beim ersten Dürüm, Ayran und türkischen Tee haben wir alle die Eindrücke auf uns wirken lassen und mit einem kühlen Bier in der Hotelbar abgerundet.

4.Tag, Fr. 31.12.2010:
Istanbul/Türkei

Nach einem Frühstück im Hotel - mit sensationellem Blick über Istanbul - sind wir zusammen mit Svjetlana zur Stadtbesichtigung losgezogen. (Das Hotel ist wirklich zu empfehlen. Wir haben ein Zimmer mit Blick auf die Hagia Sophia und Blaue Moschee. Das Restaurant hat einen  360 Grad Blick  auf Istanbul und wenn es bisl wärmer ist, kann man auch auf der Dachterrasse essen)
Die Sonne hat geschienen, aber es war saukalt. Auf unserem Programm stand zuerst die  Hagia Sophia/ AyaSofya Müzesi. Mit ihrem rötlich schimmernden Mauerwerk und den später in osmanischen Zeiten angebauten vier Minaretten gehört die gut 1400 Jahre alte christliche Kirche immer noch zu den prägenden Erscheinungen der Istanbuler Silhouette und ist bis heute ein Wahrzeichen der Stadt. Die Kuppel hat einen Scheitelpunkt von 49 m und 31 m Durchmesser.

Dann gings weiter zum Topkapi-Palast. Er war über 4 Jh. das Zentrum der  osmanischen Weltmacht. Hier lebten der Sultan, politisches und geistliches Oberhaupt  der Muslime und seine Haremsfamilie, hier wurden Reichsgeschäfte geführt, die Spitze der osmanischen Bürokratie ausgebildet und das Elitekorps des Sultans untergebracht. Die Palastanlage nimmt zwar eine große Fläche ein, wirkt aber auf uns nicht überaus monumental. Nach der  Schatzkammer, dem Harem und anschließendem Tee in der Cafeteria im Tulpengarten mit Blick auf den Bosporus (auch wenn es saukalt war!) haben wir Mädls noch die Blaue Moschee (Sultanahmet Camii) besucht, während Jesper es vorgezogen hat, ein Mittagsschläfchen zu machen. Er hat ja jetzt Urlaub!
J Der riesige Komplex der Blauen Moschee wirkt von außen wesentlich eleganten als die Hagia Sophia. Die Kuppel ist gewaltige 43 m hoch mit einem Durchmesser von 23,5 m.

Den letzten Tag des Jahres haben wir drei dann im Hotel bei einem Gala-Silvester-Dinner mit orientalischem Programm beendet. Wir dachten auf unserer Dachterrasse sind wir die Helden, da wir jedes Feuerwerk der Stadt sehen werden… weit gefehlt. Die Istanbuler schießen wohl zu Silvester nicht gern… Also nach der Flasche Sekt ab ins Taxi und zu den angesagtesten Clubs der Stadt gefahren. Da sind wir erst mal vom Hocker gefallen, als die in den ersten Clubs weit über 150 EUR p.P. Eintritt haben wollten. J aber wir sind fündig geworden und haben nur 100 TL p.P. Eintritt (ca. 50 EUR) gezahlt und einen eindrucksvollen lustigen Abend bei viel „utsch-Utsch“House Musik gehabt. Jesper wurde ständig von türkischen Männern angesprochen, da er mit zwei Frauen unterwegs war…ein paar raue Machtkämpfe, nette Gespräche, viel Tanzen und Trinken… Um 7 Uhr morgens sind wir drei gut „betankt“ mit dem Taxi zurück ins Hotel. Svjetlana musste sich nach der ernüchternden Dusche leider schon auf den Weg zum Flughafen machen, während wir zwei unseren Rausch ausgeschlafen haben. J hat Spaß gemacht mit Dir Süße! J
                                                                                                              

5.Tag, Sa. 01.01.2011:
Istanbul/Türkei

Total verkatert wollten wir den ersten sonnigen Tag des Jahres nicht verschlafen und sind um 11 Uhr schon wieder auf Stadterkundung losgezogen. Unser Spaziergang startet bei der Yerabatan-Zisterne (336 Säulen tragen das Gewölbe der Trinkwasser-Zisterne), zur Blauen Moschee/Sultan Ahmet Camii, vorbei am Cemberlitas Hamami, der Beyazit Camii, dem Großen Bazar zur Süleymaniye Camii, die wir uns auch angeschaut haben. Alles sehr eindrucksvoll.. die Gesänge des Muezzin in den Straßen, das Hupen aller Verkehrsteilnehmer und das Gewimmel tausender Leute in den Straßen. Gefällt uns! Nach einem Abstecher des Old Egypt Bazars (Misir  Carsisi, auch Gewürzbazar genannt) spazieren wir bei Minusgraden über die Galata-Brücke. Dort steht alle Meter ein Angler.. verrückt… die angeln dort zu jeder Tages- und Nachtzeit. Sogar an Silvester Nacht um 1 Uhr, als wir mit dem Taxi vorbei fuhren.

 Jetzt geht’s zu Istanbuls europäischsten Stadtteilen: Galata und Beyoglu. Zwischen all den Läden schleichen wir uns den Berg zum Galata-Turm (Galata Kulesi, 60 m hoch), um gerade noch die untergehende Sonne über Istanbul erleben zu können! Da der Turm auf einem Hügel steht, kann man aus 140 m Höhe ein Panorama über das Häusermeer dies- und jenseits vom Goldenen Horn und Bosporus bestaunen. Der Turm wurde 1348 als Befestigungsturm errichtet. Später diente er als Lagerraum, Gefängnis, Leuchtturm und Feuerwache. Heute sind dort ein Restaurant und ein Nachtclub untergebracht.
Durchgefroren entschließen wir uns auf der belebten Istikklal-Straße (Fußgängerzone und pulsierendes Herz des jungen Istanbuls, Kunst und Kultur pur Herzhh) in einem der zahlreichen Kebab-Restaurants aufzuwärmen, bevor wir vom Taksim-Platz ein Taxi zurück zum Hotel nehmen! Obwohl heute Feiertag ist, waren alle Geschäfte und Märkte geöffnet und belebt wie die Tage zuvor!
Die vielen Gässchen, nette Cafés und die zahlreichen Kulturmöglichkeiten in Istanbul gefallen uns sehr gut und ich glaube wir waren nicht das letzte Mal in Istanbul!
J  Aber beim nächsten mal werden wir uns auf jeden Fall eine wärmere Jahreszeit aussuchen!!!

6.Tag, So. 02.01.2011:
Istanbul über Izmit nach Ankara
Tages-Etappe: 469 km in 6 Std. Fahrzeit


Heute geht es weiter nach Zentralanatolien. Gegen Mittag machen wir uns auf nach Ankara. Der Weg dahin – über tadelloser Autobahn erreichbar - war eher langweilig und leider wurde es zunehmend bewölkter, so dass wir im totalen Nebel und bei Dunkelheit in Ankara ankamen.

Jahrhunderte dämmerte die Siedlung Ankara (in 900 m Höhe gelegen) als Provinznest dahin, bis sie Staatsgründer Atatürk – der Türkenvater – aus geografischen Gründen 1923 zur Hauptstadt erklärte. Danach folgte der rasante Aufstieg zur ungeliebten Millionenmetropole; am Stadtrand dominieren Armenviertel. Zwei Drittel der über 3,6 Mio. zählenden Bevölkerung leben in „gecekondus“, in über Nacht gedeckten Häusern.
Wir suchen uns ein Hotel (Hitit Otel: einfach, billig, W-Lan, aber nicht gut) nahe der Zitadelle, da es mit campen hier schlecht aussieht. Wir werden intuitiv erstaunlich schnell fündig mit unserer 6 x 6 cm großen Stadtkarte. Wir lernen im Hotel einen Berliner kennen der in Polen diverse Dönerfirmen betreibt und quatschen mit ihm zusammen bei türkischen Tee und Bier den Abend lang.


7.Tag, Mo. 03.01.2011:
Ankara über Tuz Golü – Nevsehir – Aksaray – Uchisar nach Göreme (Nationalpark)
Tages-Etappe: 346 km in 5 Std. Fahrzeit
Viele Türken sagen über Ankara: „Das Schönste an Ankara sei, das Abendflugzug zurück nach Istanbul.“ Wir schließen uns der Aussage vollständig an – Ankara muss man nicht gesehen haben. Jesper wollte Ankara eigentlich gänzlich ignorieren. Aber nun sind wir hier, um uns selbst ein Bild zu machen und schauen uns die Zitadelle an, die den Kern der Altstadt bildet. Auf dem 978 m hohen Hügel, hat sie schon für die Hethitern als Fluchtburg gedient. Zwei dicke Mauerringe umfassen die darüber liegende Ak Kale, die „Weiße Burg“. Wir spazieren los um die Burg zu ersteigen… aber leider aussichtslos. Scheinbar ist sie im Winter geschlossen. So laufen wir um die Burg durch viele Müllberge hindurch und bekommen ein wenig Angst, da der Weg durch sehr arme Viertel führt. Wir kaufen einem Händler noch ein paar Früchte ab, nehmen einen Ausblick auf die Häuserdächer, die im Nebel hängen, zusammen mit den Müllbergen und der Armut die man erkennen kann und dann entschließen wir uns zum Abstieg und schnellen Weiterfahrt.

Die Fahrt führt uns durch Anatolien, vorbei am größten Salzsee – dem Tuz Golü -  nach Kappadokien. Wie nicht von dieser Welt wirkt die Landschaft im Dreieck Nevsehir-Kayseri-Nigde. Feenkamine, Felspyramiden und Steinkegel sind von Höhlen durchlöchert wie Emmentaler. Am Anfang der Geschichte Kappadokiens standen die Vulkanausbrüche des 3916 m hohen Erciyes Dagi und des Hasan Dagi. Die Gegend wurde mit einer Mischung aus Asche, Lava, Tuff und Schlamm überzogen. In Jahrmillionen haben Wind, Regen, Hitze und Kälte aus dem porösen Material unzählige Kegel, Schluchten und skurril geformte Felsen geschnitten. Im Tuffstein bauten die ersten Menschen schon 4.000 Jahre Wohnungen, Kirchen und Klöster. Hier faszinieren vorwiegend christliche Bauten. Ab dem 2.Jh. begannen von Römern verfolgte Christen, unterirdische Städte zu errichten. Sie wurden im 7 Jh. zum Zufluchtsort tausender Christen, als muslimische Araber ins Byzantinische Reich einfielen. Kappadokien ist die letzte Rückzugsbastion der Christen Kleinasiens. Viele der Städte waren so groß, dass die bis zu 20.000 Menschen Platz boten.
Wir kommen bei Dämmerung an und sind von der Landschaft fasziniert. Vorbei am toll beleuchteten Uchisar, suchen wir uns in Göreme ein Höhlenhotel, da es immer noch Minusgrade hat. Wir finden ein super schönes Hotel (Divan Cave Hotel) und ergattern ein Höhlenzimmer in einem dieser Tufffelsen mit offenen Kamin. Die erste Nacht hatten wir dummerweise vergessen uns um Holz zu kümmern, somit wurde es eine sehr kalte Nacht. ;-) Wir wärmen uns noch vor dem Schlafen gehen in einem sehr sehr leckeren und stilvollen Restaurant bei typisch kappadokischer Küche auf. Viel Humus, Lamm und Gemüse! Fein!


8.Tag, Di. 04.01.2011:
Göreme (Nationalpark)
Heute wollen wir mal Natur erleben und nicht Autofahren. Der kleine  Ort Göreme liegt Inmitten pittoresker Felsen und Feenkamine. Diese skurrile Tufflandschaft mit all den Kegeln, Kaminen und Pyramiden, ist einfach nur schön anzuschauen. Im Nationalpark (Göreme Mili Parki) sind ein Dutzend Felsenkirchen vom 9. bis 13.Jh. durch einen Pfad verbunden.
Wir machen eine 6stündige Wanderung durch diese tolle – wenn auch leider bewölkte, kalte und verregnete - Landschaft. Zuerst geht es Richtung Avanos zu einer verlassenen Tuffstein-Stadt, die wir gespannt erkunden. Wahnsinn, wie die da früher gehaust haben. Kleine „gemütliche“ Räume mit Wasserlöchern, Feuerstellen und verdammt wenig Platz für eine Familie um darin zu schlafen. Alles ist total verwinkelt und miteinander verbunden. Wir fragen uns, wie diese Leute damals in extrem hoch gelegene Höhlen bzw. Felswohnungen – bis zu 100 m hoch -  gelangt sind. Theorien über Stricke. Leiter und Treppen lassen uns dennoch im Dunkeln stehen.
Es ist immer noch sau kalt und wir erkunden einen einsamen Pfad – ohne auch nur einem Menschen zu begegnen – der uns in die Berge führt. Die Landschaft ist fast mystisch bei diesem Nebel. Gegen Mittag nehmen wir die Schlucht durch das Rose-Valley und können bei ein paar Sonnenstrahlen, so etwas wie ein Café mitten in der Tufflandschaft in einem Berg erkennen. Wir erreichen das „Flintstone-Café“ – sind aber die einzigen Gäste. Der „Wirt“ bringt uns gleich wärmenden Tee und frisch gepressten O-Saft und zeigt uns die versteckte, in Fels gehauene und verwinkelte Kirche. Sensationell! Es braucht zwar etwas Kletterkunst um all die Räume und Ebenen zu erreichen, aber so etwas haben wir noch nie gesehen. Von außen für Feinde kaum zu erkennen, da ja der Fels einfach ausgehöhlt wurde und innen so viele Räume und Gänge.
Wir staunen die ganze Wanderung lang und finden es spannend nach weiteren Verstecken zu suchen. Durch das angrenzende Red-Valley steigen wir durch viele Höhlen und Tunnel zurück nach Göreme ab. Jeder der mal in der Nähe ist, sollte unbedingt diese Märchenlandschaft erkunden!!!
Gegen  Ende unserer Wanderung begegnen wir doch ein paar Touristen – fast ausschließlich Japanerinnen.

Heute sind wir schlauer und lassen uns vom Hotel Feuerholz geben. Jesper reicht das Holz aber nicht und macht sich mit Taschenlampe und Axt auf, um in der Stadt bei Dunkelheit nach Holz zu suchen... Köstlich wenn man ihn beobachtet hat, wie er sich von Grundstück zu Grundstück um die wilden Hunde schleicht und überlegt, was er wohl klauen könnte. Bei der Auswahl spielte natürlich die Größe des Holzes eine Rolle – schließlich sollte es ohne große Anstrengung in unseren kleinen Höhlenkamin passen, gut und lang brennen und nicht tausende Ungeziefer in unsere Höhle mitbringen.
Fazit: Wir kamen nicht auf die Idee, dass die Christen damals keinen gescheiten Rauch-Abzug hatten, da ja die Feuer von außen nicht als solche erkannt werden durften; es gab auch kaum Fenster – schließlich waren es ja Höhlenverstecke. Wir hatten ein verdammt gemütliches, warmes Feuer in unserer Höhle und wir haben den Champagner und die restlichen Weihnachtskekse von Tanja’s Mama genossen…  dabei haben wir, vor lauter Freude dass es endlich warm war, einfach ignoriert, dass wir vor lauter Qualm kaum mehr schnaufen und nichts mehr sehen konnten. J


9.Tag, Mi. 05.01.2011:
Göreme – Stopp in Uchisar und Kaymakli, über Nidge – Adana – Iksensenderun nach Atakya bzw. Hatay (kurz vor Grenze)
Tages-Etappe: 530 km in 9 Std. Fahrzeit
Wir würden noch länger bleiben, aber bei diesem tristen, kalten Wetter macht es nicht so Laune. Jesper nimmt es Tanja immer noch übel, dass sie ihn um einen Tag gebracht hat um Ankara zu sehen. Hier wäre es einfach schöner gewesen. J
Wir fahren weiter mit kurzem Abstecher in den benachbarten Ort Uchisar: der wabenartig ausgehöhlte Tufffelsen von Uchisar ist der höchst gelegene Punkt Kappadokiens. Von der Burg aus, hat man über die steile Klippe einen Blick über die Traumlandschaft.
Weiter durch frisch verschneite Landschaft nach Kaymakli, eine sehr gut erhaltene unterirdische Stadt. Oberirdisch unscheinbar, reicht das Labyrinth der unterirdischen Städte bis zu acht Etagen. Wir nehmen einen kaum zu verstehenden englisch sprechenden Guide und kriechen mit ihm durch Tierställe, Lebensmittellager, Schlafräume, Gemeinschaftsküchen, Friedhöfe und Andachtsstellen. Im unterirdischen Gewirr von Räumen, Straßen und Gängen haben Menschen bereits vor 4.000 Jahren Schutz gesucht. Die riesige Fluchtburg war mit mühlensteinartigen Rolltüren zu verriegeln. Für Frischluft sorgt ein ausgeklügeltes Belüftungssystem. Auch wenn wir den Gestank da unten echt nicht erleben möchten. Da muss es trotz allem derart gestunken haben… Hier haben zeitweise 5.000 Leute in über 2.000 Miniräumen gehaust. Ein architektonisches Meisterwerk!

Wir wollen nun endlich in den wärmeren Süden und fahren Richtung Adana. Juhu… mit einem Mal steigen die Temperaturen über Null Grad und in Adana erreichen wir sogar 16 Grad!!
Wir fahren kurz in die Stadt Adana um einen Campingplatz zu suchen. Doch in einer 1,6 Mio. Stadt, stellt es sich als schwierig heraus, ganz ohne Stadtplan einen Campingplatz zu finden. So fahren wir weiter über Iksenderun nach Atakay um dort bei erneuter Kälte und Nebel auf einem Feld hinter einer einsamen Tankstelle 20 km vor der nächsten Grenze das erste mal im Dachzelt zu übernachten. Morgen früh werden wir unser Auto noch neu packen bzw. Grenzsicher machen und dann geht’s auf nach Syrien! Ihr hört wieder von uns!

Eure Dänsch und Euer Jesper


Statistik Türkei: ca. 1.400 gefahrene km in der Türkei, 2 Tankstopps, Dieselkosten pro Liter in der Türkei: ca. 1,50-1,60 EUR > für 233 EUR in der Türkei getankt

Statistik Gesamt:
Gesamt: Gefahrene Gesamt-km seit München 3.470 km.
Bisher: 8 Tankstopps, Dieselkosten gesamt: 662 EUR