Nordafrika – Sudan
11 Tage Sudan, 50.-60. Reisetag, 15.-25.02.2011
Wadi Halfa
Nach einem ganzen Tag Fahrt über den Nasser-Stausee kommen wir Dienstag vormittags (15.02.) im Sudan in Wadi Halfa (+2 Std zu MEZ; Währung: 1 € = 4,23 SDG; 1 USD = 3,20 SDG) an und es ist merklich wärmer als noch in Ägypten (tagsüber 35-40°C). Das erste Mal, dass die Sonne richtig herunter brennt und wir, ohne uns zu bewegen, das Schwitzen anfangen.J Unsere Personenfähre legt an und nach chaotischen Abladen und Papierkram können wir kurz vor 13 Uhr die Fähre verlassen, um noch eine chaotischere Einreise beim Zoll zu erleben. Wir lernen Mazur kennen, ohne den hier keiner sein Auto von der PKW-Fähre bekommt. Er erledigt den ganzen Papierkram mit dem Carnet, der Registrierung und das Abladen, wenn die Autofähre mit unserem DJ hoffentlich ankommt (für 40 USD 1 PKW und 2 Personen, zzgl. Aliens Registration pro Person 42 USD, Mazur benötigt Passfotos, Kopien der Pässe, Pässe und Carnet). Da voraussichtlich bis zum nächsten Tag Warten aufs Auto angesagt ist, mischen wir uns „unters Volk“ und erleben Wadi Halfa. Ein kleines Nest mit vielen staubigen Sandstraßen, farbenfroh gekleidete „Teefrauen“, ein paar Läden – viel gibt es hier nicht. Wir besteigen zusammen mit den anderen vieren (Andrew, Frank, Louise und Lorraine) den höchsten Berg der „Stadt“ – dauert ganze 10 Minuten ;-) genießen den Ausblick und Einblick in das städtische Treiben, die „Jungs“ spielen dann am Stadtrand mit den Kindern Fußball, anschließend springen wir - um zurück zur Stadt zu kommen - auf ein „Eseltaxi“ (ein Esel mit Hänger, auf dem Fisch transportiert wird – wir stinken danach wie die Hölle, aber es hat richtig Spaß gemacht, zumal ständig einer von uns vieren, beim holprigen Galoppieren vom Wagen geflogen ist und während des Fahrens wieder aufspringen musste), essen abends zu sechst mit den Händen sensationell leckeren frischen Fisch für stolze 1,50 EUR, trinken Tee, unterhalten uns mit Sudanesen und treffen Omer, den wir schon bei Suez getroffen hatten wieder. Wir lassen uns im etwas besseren Hotel Kilopatra (15 SDG pro Person) nieder – wobei keines der Hotels wirklich gut ist und den Namen Hotel verdient. ;-)
Am folgenden Tag (Mittwoch) kommt die Fähre mit unseren Fahrzeugen schon an! Juhe!!! Manchmal kann es wohl auch Donnerstag werden. Doch hier läuft alles nach dem Motto IBM (insha’alla – so Gott will, Bokra – morgen oder irgendwann in der Zukunft, und Malesh – Sorry, Entschuldigung). Die Zeit läuft einfach ein gutes bisschen langsamer. Nachdem wir alle Falafel gefrühstückt haben, gehen die drei Männer mit Mazur in den Hafen, um die Autos in Empfang zu nehmen, wohingegen die Frauen sich die Zeit mit Teetrinken und Kartenspielen vertreiben. Das Abladen des Pontons stellt sich als kleines Problem heraus, denn dieser ist so sehr beladen, dass er viel zu tief im Wasser liegt und nicht daran zu denken wäre, unsere Fahrzeuge herauszufahren. Somit musste erst die ganze Ladung abgeladen werden um an Höhe zu gewinnen. Hier dauert auch das „normale (ineffektive) Arbeiten“ etwas länger und somit gelingt es uns doch nach 6 Stunden die 4 Fahrzeuge von der Fähre zu bekommen. Maximal gehen wohl nur 5 PKWs auf die Fähre…gut dass derzeit nicht viele Traveller unterwegs sind und wir somit ein Plätzchen bekommen haben. J Wir verstehen uns mit den vier „Engländern bzw. Schotten“ gut und beschließen alle noch ein bisschen länger zusammen reisen. Am späten Nachmittag können wir dann mit frischen Lebensmitteln bepackt endlich weiterfahren und suchen uns dann 37 km hinter Wadi Halfa mitten in der Wüste ein tolles Plätzchen und kochen gemeinsam zu sechst ein 3-Gänge-Menü bei Vollmond und milden abendlichen Temperaturen (25°C nachts)! Ein Traum! Endlich geht die Sonne auch später unter (19 Uhr) und dafür später auf… so sind unsere Tage am Abend endlich wieder länger!
Durch die Wüste entlang des Nils nach Dongola bis nach Karima/Jebel Barkal
Wir haben am nächsten Tag (Do.17.02) ein lange Fahrt vor uns und daher ist um 6 Uhr aufstehen angesagt, gemeinsam frühstücken und so fahren wir bei Sonnenschein mit unseren 3 Fahrzeugen entlang des Niltals durch die leicht hügelige sandige Landschaft nach Dongola. (Tagesetappe Wadi Halfa über Dongola nach Karima >578 km in 5,5 Std.) Die Straße ist ausgezeichnet (insg. 900 km geteert) – wurde von den Chinesen wohl erst fertiggestellt. Nach genau 4 Stunden kommen wir im staubigen aber äußerst hübschen Dongola an. Geteerte Straßen gehen spätestens jetzt in staubige Pfade über. Der Einkauf ist abenteuerlich, die Leute sehr freundlich, die Stadt unglaublich ursprünglich, einfach und das Alltagsleben scheint wie 100 Jahre nach hinten versetzt. Wir genießen wie häufig Falafel und Tee und beobachten das Treiben um uns herum.. überall Esel, Ziegen, Staub, viele Leute, Handwerksgeschäfte.. (die GPS-Tracks4Africa und Reise-Knowhow Karten könnt ihr alle vergessen – fast alle Straßen sind falsch oder nicht vorhanden – mehrfach durchfragen ist deutlich besser. Dabei sollte man mindestens 3 Leute fragen und die Antworten sollten übereinstimmen, denn die Sudanesen sind zu stolz um zu sagen, dass sie es nicht wissen und erzählen einem einfach irgendwas, nur um zu helfen).
Die Hauptverbindungsstraßen sind so gut, dass wir noch am selben Tag 1,5 Std. weiter durch die Nubische Wüste nach Karima zum Berg „Jebel Barkal“ fahren. Früher glaubte man dass der Berg das Zuhause des Gottes Amun war, der Thron zweier Länder: Ägypten und Nubien. Wir besteigen alle den Berg über die Nord-West-Seite und schaffen es noch zum Sonnenuntergang am Gipfel anzukommen. Der Rundumblick von dort auf den Nil, die Stadt Karima, den Ruinen des Amun- und Mut-Tempels und den königlichen Friedhof mit ca. 20 Pyramiden ist wirklich fantastisch. Auf einer Seite des Berges kann man über Dünen nach unten driften – ein Riesenspaß in Megaschritten den steilen Hang im weichen roten Sand zu gleiten!!! Wir campen wieder mit den Schotten mitten zwischen den Pyramiden – ein traumhafter idyllischer Platz um wild zu campen - und kochen wieder über offenem Feuer Fleisch, Gemüse und abschließend leckere Schokobananen aus dem Feuer.
Karima/Jebel Barkal mit Stopp in Ed Damer zu den Meroe Pyramiden
Am 4.Tag im Sudan (Fr, 18.02.) geht’s gemeinsam weiter durch die Bayuda-Wüste – ebenfalls auf geteerter Straße. Rundherum nichts außer Wüste, hin und wieder sieht man mal einen Baum oder eine Viehherde. Nach 3 Std. Fahrt machen wir Stopp in der Marktstadt Ed Damer, um unsere Lebensmittel und Wasservorräte wieder aufzustocken. Da heute Freitag ist und somit fast alle in der Moschee sitzen, sind nur wenige Marktbuden besetzt. Dieser Markt war wirklich sehenswert… all das Fleisch hängend mit tausenden Fliegen daran, die alten Gemüsewaagen, wie liebevoll das Obst aufeinandergestapelt wird und die zerfetzten Stofffetzen über den Buden, die vor Sonne und Sand schützen sollen. Tanja und Andrew fragen einen Sudanesen, ob sie Fotos von seinem Stand machen dürfen… innerhalb weniger Minuten sind sie von Sudanesen umringt, die sich fotografieren lassen wollen. Die haben richtig Spaß dran sich ablichten zu lassen und zu posieren… und sie erwarten auch wirklich nichts dafür…. wollen das Bild sehen und lachen mit uns. Es ist scheißeheiß, wir halten uns aber dennoch schon seit Wochen an die „Kleidungsordnung“ arabischer Länder… immer lange Hose und lange Hemden.
Am Nachmittag kommen wir nach 386 km dann bei den Meroe Pyramiden (Royal City) an und folgen einem Tipp von anderen Reisenden, an der Touristpolice vorbei, zwischen den Bergen mit Blick auf die Pyramiden zu kampieren (N16°56.030‘ E033°45.242‘). Das war der bisher beste Wildcampplatz überhaupt. Jesper und Andrew reparieren ein paar Kleinigkeiten an den Autos (unsere vordere Dachträgerplatte muss mit den Boxen fester verschraubt werden), während die Mädls kochen. Es ist richtig heiß (35-40°C), aber es weht ein starker Wind, der einem wie ein Riesenfön ins Gesicht bläst. Keine Moskitos, milde Nacht (26°C), fantastischer Ausblick auf die Pyramiden und so essen wir wieder zu sechst und genießen das Leben und die Ruhe hier allein mitten in der Wüste!
Bei Rührei und Fruchtsalat am nächsten Morgen beschließen wir, hier noch einen Tag zu bleiben und zu relaxen. Die anderen vier müssen aber weiter, da ihre Kilimandjaro-Besteigung schon fest geplant ist und sie bisl Zeitdruck haben. Wir verabschieden uns, doch wir werden uns bestimmt in Malawi oder Tansania wiedersehen. An unserem Ruhetag erledigen wir bei 37°C noch viele Kleinigkeiten, wie Moskitonetz flicken, Auto prüfen und auffüllen, aufräumen und dann gönnen wir uns eine Siesta und runden den Tag mit unserem zweiten bayrischen Menü auf dieser Reise ab – es gibt Würstl mit Kraut und Kartoffelbrei, Brezeln und Weißbier! Herrlich!
Meroe Pyramiden nach Khartoum
Nach Sonnenaufgang (So, 20.02.) schauen wir uns an unserem 6.Tag im Sudan die Meroe Pyramiden doch mal aus der Nähe an (Eintritt 20 SDG pro Person). Wir sind wieder die einzigen Besucher und können daher eine tolle Stimmung genießen. Beeindruckend wie die Pyramiden zwischen all den Dünen liegen, der Wind Muster in die Dünen bläst und die Pyramiden tolle Schatten schmeißen. Es ist wieder 37°C heiß und starker Wind treibt uns in jede Ritze Sand. Ständig knirscht es zwischen den Zähnen, in den Ohren sammelt sich Sand und ohne Sonnenbrille reibt man sich ständig Staub aus den Augen.
Wir fahren danach 262 km in gut 3 Stunden über die gute Teerstraße durch die Wüste Richtung Shendi. Die Straße ist stark befahren, vor allem von LKWs und überall am Straßenrand liegen zerfetzte Reifen. Es gibt keine 5 Meter ohne Gummiteile. Zwischendurch liegen Tierkadaver an der Straße, die ersten Tukuls (Rundhütten) und öffentliche Wasserkalabassen sind zu sehen und als wir endlose Felder mit Plastiktüten und Müll sehen, wissen wir: wir sind nun auf dem Weg in eine Großstadt – nach Khartoum. Angekommen in Khartoum schauen wir uns den angeblichen Overlander-Treffpunkt – den Blue Nile Sailing Club an – doch dort ist einfach niemand! Wir fahren zum „neuen“ Treffpunkt vieler Reisender - ins „Sudan National Camping Reserve“ (N15°31.479‘ E032°34.178‘; 5 SDG pro Person und 5 SDG pro Fahrzeug) im Südosten von Khartoum. Dort sehen wir die Schotten wieder und lernen andere Reisende kennen.
Wir verbringen vier Nächte in Khartoum, da wir einiges an Papierkram erledigen zu haben, wobei wir lernen müssen, dass Bürokratie auch außerhalb Deutschland ganz schön langwierig sein kann. ;-) Wir organisieren so am ersten Tag bei der Äthiopischen Botschaft unser Visa für 2 Monate Äthiopien (man braucht Passfotos und Passkopie, Dauer: innerhalb eines Tages, manchmal auch erst am Folgetag, Kosten 20 USD p.P.), lassen in einer abgefahrenen und abenteuerlichen Toyoto-Werkstatt (Abayezeed Motors N15°35.396‘ E032°31.141‘ > sieht zwar chaotisch aus, aber sind echt fit die Jungs) einen Ölwechsel machen J, wechseln Filter, waschen mal wieder unsere ganzen Klamotten, besorgen Malaria-Notfall-Tabletten und versuchen unser Travelpermit für die Kassala-Region zu bekommen. Angeblich braucht man eine Reisegenehmigung um dort zu reisen. Doch das Vorhaben dieses Papier zu erhalten, stellt sich als schwieriger heraus und vertagen wir auf den Folgetag.
Wir lernen einen netten Sudanesen kennen, der uns den ganzen Vormittag hilft. Er ist gerade frisch verheiratet, was man gut an den Henna-Tatoos die seine Hände und Füße schmücken erkennt. bei Frauen sehen die Henna-Muster ja wirklich hübsch aus, aber bei Männern sieht es nur aus, als seien die Hände komplett in Tinte getaucht ;-) er ist wirklich sehr hilfsbereit und lädt uns in sein Elternhaus ein. Unsere Reise führt uns vom Aliens Departement, zum Human Affairs Departement und und und… Fazit – wir haben immer noch kein Permit. Jeder Beamte schickt uns woanders hin,.. keiner weiß wirklich was… eine ganz heiße Spur bekommen wir noch… angeblich erhalten wir diese Genehmigung recht schnell im Ministry of Tourism. Also auf dahin… doch das Büro ist vor 8 Wochen umgezogen… keiner weiß wohin… das Hinweisschild ist nur in Arabisch geschrieben…aber nach einem Tag Suche sind wir fündig und erhalten kostenlos innerhalb von 15 Minuten unser Fotografie- und Reisegenehmigungspapiere. Geht doch! Hat ja nur 1,5 Tage gedauert J (Ministry of Tourism > Stadtteil Riyadh) Zudem benötigen wir für die Einreise in Äthiopien ein Empfehlungsschreiben bzw. Garantieschreiben über das Fahrzeug von der Deutschen Botschaft. Das gilt es auch noch zu organisieren und auszudrucken (bekommt man über Email von der Dt. Botschaft in Addis Abeba bei Fr. Werner, Kosten 20 EUR, in Äthiopien in 460 Birr zu zahlen)
Doch neben all den Erledigungen die gemacht werden müssen, haben wir auch viel Freizeitprogramm. Wir fahren zum Mogran Family Park um den Zusammenfluss des Blauen Nils, der im Tana-See in Äthiopien entspringt und des Weißen Nils, der im Viktoriasee entspringt, anzuschauen… doch das ist wirklich nicht spektakulär. Wir besuchen den Souk ed Dinka – ein Markt der in der Nähe eines Toiletten-Second-Hand-Marktes liegt – sensationell. Wer würde von uns schon ein gebrauchtes Klo kaufen? J hier werden die wildesten Sachen verkauft… unvorstellbar. Wir essen Ful, hocken am Boden und trinken bei einer Teefrau wieder Tee, beobachten das Markttreiben, werden häufig angequatscht, weil wir die einzigen auffallenden Ausländer sind und zu guter letzt schauen wir uns im Stadion ein Fußballspiel an. Wir haben das Glück, dass derzeit der Fußball-Afrika-Cup (African Nations Championship) läuft und – was für ein Zufall – auch im Sudan ausgerichtet wird. J so waren wir zum Halbfinalspiel Tunesien gegen Algerien im Stadion und haben das Fußballspiel mit Elfmeter miterleben dürfen. Wir waren die einzigen „Weißen“ im Stadion und Tanja neben drei „Tee-Frauen“ die einzige Frau! Am Abend haben wir auch noch auf Großleinwand mit vielen Sudanesen das Spiel Sudan gegen Angola mit gefiebert. Leider ist der Sudan im Elfmeterschießen beim letzten Tor raus geflogen und Tunesien wird gegen Angola im Finale stehen. So schnell wie die enttäuschten Sudanesen hab ich noch nie einen Deutschen nach einem verlorenen Spiel den Fernseher ausschalten sehen…
Am letzten Tag in Khartoum wollen wir uns den größten Kamelmarkt im Sudan anschauen, der am Mittwoch und Sonntag im Westen von Omdurman stattfindet. Wir fragen mal wieder nach dem Weg und lernen den netten Polizisten Abahaua kennen, der gleich bei uns einsteigt und uns den Weg zeigt. Er begleitet uns den ganzen Vormittag. Angekommen am Kamelmarkt sind wir überwältigt. Es ist ein tolles Erlebnis zwischen all den Kamelen, Scheichen, Beduinen und Käufern im Staub der Wüste herumzuschleichen, Kamele angeboten zu bekommen (für Tanja wurden ganze 50 Kamele geboten) und mit einigen Einheimischen zu scherzen. Durch Abahaua bekommen wir auch gleich einen guten Zugang zu Einheimischen, können die Aussicht vom Rücken eines Kamels genießen und tolle Fotos schießen. Anschließend bummeln wir noch durch den weitläufigen Markt in Omdurman, werden dann von unserem Polizisten noch nach Hause eingeladen und wir lernen seine Frau Nesima, sowie die Töchter kennen, die gleich für uns kochen wollen. Die sind alle so lieb und wir lernen wieder viele Wörter arabisch dazu. Sie haben nicht viel, aber zeigen eine Gastfreundlichkeit die uns sehr beeindruckt. Zurück am Campingplatz findet Jesper einige Jungs zum Fußballspielen. Wir freunden uns mit einem Eritreer an, der uns an einem Abend mit in einen Fußball-Club nimmt. Dort schauen wir mit vielen Männern das Spiel Bayern München gegen Intermailand an. Schon komisch mitten im Sudan gemeinsam mit 100 Sudanesen bei einem Tor für Bayern zu jubeln. Jeder Sudanese kennt bestimmt teilweise mehr Bayernspieler beim Namen als so mancher Münchner. J
Tanja wird während Jesper Fußball spielt von 20 sudanesischen Studentinnen umzingelt. Sie brennen alle darauf mit ihr zu quatschen und weichen ihr nicht mehr von der Seite. Sie machen derzeit eine Studienreise nach Khartoum und übernachten auch hier auf dem Campingplatz. So kommt es, dass wir abends zusammen mit den Mädls typisch sudanesisch essen und uns Löcher in den Bauch gefragt werden! J
Khartoum über Gedaref nach Kassala und dann über Gedaref nach Gallabat zur sudan./äthiop. Grenze
Nach den ganzen Tagen Khartoum, Papierkram, viel Staub, Hitze, Moskitos und Menschen über Menschen wollen wir nun doch weiter und machen uns am Donnerstag auf nach Kassala. Wir fahren auf der meist gut geteerten Straße durch die Wüste von Khartoum über Wad Medani nach Gedaref (ca. km). Die ebene karge Wüstenlandschaft geht nun in eine Ackerlandschaft mit mehr Bäumen und Büschen über. Riesige Getreidefelder, vereinzelt nur noch einfache Strohhütten, Lehmhäuser-Dörfer der Nomadenstämme Rashaida und Beja (die sehr farbenfroh gekleidet sind), viele Viehherden und Hirten, immer wieder Tierkadaver am Straßenrand, die in der Sonne bestialisch stinken. Es wird immer heißer, die Temperaturen erreichen staubtrockene 45°C. Als wir im Auto fast 50°C erreicht haben, schalten wir doch mal die Klimaanlage an. ;-) Wir fahren von Gedaref weiter und in der Ferne tauchen die ersten Berge seit langem am Horizont auf. Wir fahren durch viele primitive Vordörfer, die gute Teerstraße bietet nun doch einige Schlaglöcher, sehen viele Windhosen, die noch mehr Staub aufwirbeln und kommen dann nach einer Tagesetappe von 612 km und ca. 8 Std. Fahrzeit in Kassala an. Unsere Reiseerlaubnis für Kassala, für die wir 1,5 Tage Zeit in Khartoum verschwendet haben, brauchen wir bei der Kontrolle doch nicht J na das hat sich ja rentiert! ;-) Hier ist einfach alles willkürlich.
Angeblich soll Kassala ein sehr romantisch schöner Ort am Fuße des Granitgebirges (Taka Mountains), neben der Grenze zu Eritrea sein, wo alle Sudanesen ihre Flitterwochen verbringen. Wir können diesen Charme der Stadt leider nicht spüren … für uns ist Kassala nur heiß, staubig und jeglicher Flair fehlt. Auch das beste Honeymoon-Hotel der Stadt (Hotel Hipton, stolze 83 SDG pro Zimmer pro Nacht) bietet nur getrennte Betten (wer um Gottes Willen will hier seine Flitterwochen verbringen?!?;-)), viele Moskitos und ein äußert ekliges Bad. Wir sind enttäuscht, denn auch zum Wandern in den Bergen – die wirklich toll aussehen – ist es einfach zu heiß und so beschließen wir noch am Abend bei einem frischen Mangosaft im Internetcafe (das so langsam ist, dass wir 1 Std. benötigen, nur um unsere Emails kurz zu checken und eine Info bekommen, dass unsere Homeoage nach 15 Min. laden doch nicht geöffnet werden kann), dass wir gleich morgen früh weiter zur Grenze nach Äthiopien fahren werden.
Gesagt – getan. Nach 11 Tagen im Sudan fahren wir früher als eigentlich geplant zur äthiopischen Grenze. Wir genießen noch kurz nach 6 Uhr morgens den Sonnenaufgang bei den Taka-Bergen und dann geht’s in 2 Std. von Kassala nach Gedaref. In dieser verträumten Stadt, in der hunderte von alten Vespa-Rollern rumfahren (sind wohl ein Relikt der italienischen Kolonialzeit in Eritrea) frühstücken wir wieder Falafel mit Kichererbsen und Fisch, tanken und müssen unser Botschafts-Empfehlungsschreiben für die Grenze ausdrucken, was sich als gar nicht so leicht herausstellt, in einer Stadt in der alles wie vor 50 Jahren ist und kaum moderne Technik geschweige denn Drucker Einzug erhalten haben. Nach weiteren 2 Stunden Fahrt kommen wir nach Gallabat, wo wir fast die Grenze übersehen hätten und zu weit gefahren sind. Wir haben uns schon gewundert warum so viele Leute auf die Straße laufen und uns anhalten wollen. J Ein Helfer erklärt uns das Ausreiseprozedere. Bei der Security einschreiben, zum Zoll und das Carnet abstempeln, zur Bank und Geld wechseln, zur Immigration die Pässe ausstempeln und dann geht’s in Äthiopien weiter mit der Einreise. Wir denken, dass es prinzipiell alles recht schnell geht… wir hatten nur wieder das Glück Freitag Mittag an der Grenze anzukommen… und das in einem arabischen Land… das musste ja etwas länger dauern. ;-) Die Pässe werden recht fix ausgestempelt aber beim Customs/Zoll müssen wir bei drückend heißen 45°C Grad im Schatten geschlagene 1,5 Std. warten, bis der Chef, der unser Carnet stempeln darf, nach der Mittagssiesta und dem Moschee-Besuch endlich eintrudelt (Ausreisekosten: Carnet 10 USD). Unser Auto stand in der Sonne und die Temperaturanzeige zeigt ganze 54°C Innentemperatur an. Wir sind wie erschlagen von der Hitze und trudeln so nach 2 Stunden Ausreiseprozess zur Grenze nach Äthiopien, die aus einer einfachen Schnur mit Plastiktüten dran besteht. In Metemma (gleich hinter der Grenzschnur) geht’s dann mit der Einreise in Äthiopien weiter… dazu im nächsten Blog mehr! Wir freuen uns nun darauf, ein Land zu sehen, das nicht nur arabisch geprägt ist und wir bei dieser Hitze endlich Shorts und T-Shirts bedenkenlos tragen können… und wir freuen uns schon auf das erste kühle Bier, da im Sudan Alkohol verboten war und wir eine Bestrafung mit Peitschenhieben doch nicht riskieren wollten. J
Fazit Sudan:
Land und Leute: Die Sudanesen sind sehr aufgeschlossen, freundlich und quatschen gerne mit einem. Oft wird uns zu gewunken und zugelacht; wir werden häufig zum essen oder nach Hause eingeladen. Die Frauen sind im Vergleich zu den vorangegangenen arabischen Ländern weniger streng verhüllt und haben viel farbenfrohere Gewänder an. Nach einigen Tagen Sudan können wir sagen, dass der Puls einfach etwas langsamer schlägt, man braucht viel Geduld und Humor, denn man muss häufig warten, keiner kennt sich aus und alles ist bürokratisch. Wir empfinden häufig dass 10 Leute rumsitzen, wovon dann nur einer arbeitet,… und das nur im Schneckentempo… aber bei der Hitze auch verständlich. ;-) wir wollen gar nicht erst wissen wie drückend heiß es hier erst im Sommer ist…
Der Sudan ist kein Land mit vielen klassischen Touristenattraktionen (außer Meroe). Die Attraktion besteht eher im Land/Landschaft selbst und den Menschen an sich – die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Sudanesen, das weite staubige und teilweise sehr einsame Land, die Wüste und die Ursprünglichkeit in der hier noch gelebt wird. Die Sudanesen fühlen sich gleich verantwortlich für einen und helfen wo sie können, meist indem sie gleich ins Auto zusteigen und den Weg zeigen.
Unsere Ängste, dass Dänen bei der Einreise Schwierigkeiten bekommen, ist völlig unbegründet gewesen. Die meisten Sudanesen wissen gar nichts über Dänemark, geschweige denn etwas über die Mohammed-Karrikaturen. Somit outet sich Jesper nach einer Woche doch als Däne. Wir haben uns die ganze Zeit im Land sicher gefühlt.
Klima und Vegetation: Wir können nur vom Nordsudan sprechen und hier ist die Landschaft von Wüsten geprägt; ständig ist alles sandig und staubig… vielen kleine sandige Hügel, gemischt mit Steinen und hin und wieder tauchen vereinzelt Bäume auf. Entlang des Nils ist es – wie auch in Ägypten – schön saftig grün und man kommt an vielen kleinen Dörfchen/Oasen vorbei. Dennoch ist das größte Land Afrikas sehr dünn besiedelt und wild campen ist ein Genuss, denn man bleibt allein.
kaum Moskitos in den Wüsten, sondern nur um den Nil herum und in Städten, heiß: tagsüber staubtrocken bei 35-45 Grad im Schatten, nachts frischer aber immer noch angenehm warm
Straßen: Hauptverbindungsstraßen im Norden alle ausgezeichnet geteert, viel Müll und Reifenteile an Stadtränden
Statistik: im Sudan gefahren 2.484 km, gesamt gefahren 11.906 km, Dieselkosten in Sudan 1,67 SDG/Liter (ca.0,40 EUR/Liter).
Nach einem ganzen Tag Fahrt über den Nasser-Stausee kommen wir Dienstag vormittags (15.02.) im Sudan in Wadi Halfa (+2 Std zu MEZ; Währung: 1 € = 4,23 SDG; 1 USD = 3,20 SDG) an und es ist merklich wärmer als noch in Ägypten (tagsüber 35-40°C). Das erste Mal, dass die Sonne richtig herunter brennt und wir, ohne uns zu bewegen, das Schwitzen anfangen.J Unsere Personenfähre legt an und nach chaotischen Abladen und Papierkram können wir kurz vor 13 Uhr die Fähre verlassen, um noch eine chaotischere Einreise beim Zoll zu erleben. Wir lernen Mazur kennen, ohne den hier keiner sein Auto von der PKW-Fähre bekommt. Er erledigt den ganzen Papierkram mit dem Carnet, der Registrierung und das Abladen, wenn die Autofähre mit unserem DJ hoffentlich ankommt (für 40 USD 1 PKW und 2 Personen, zzgl. Aliens Registration pro Person 42 USD, Mazur benötigt Passfotos, Kopien der Pässe, Pässe und Carnet). Da voraussichtlich bis zum nächsten Tag Warten aufs Auto angesagt ist, mischen wir uns „unters Volk“ und erleben Wadi Halfa. Ein kleines Nest mit vielen staubigen Sandstraßen, farbenfroh gekleidete „Teefrauen“, ein paar Läden – viel gibt es hier nicht. Wir besteigen zusammen mit den anderen vieren (Andrew, Frank, Louise und Lorraine) den höchsten Berg der „Stadt“ – dauert ganze 10 Minuten ;-) genießen den Ausblick und Einblick in das städtische Treiben, die „Jungs“ spielen dann am Stadtrand mit den Kindern Fußball, anschließend springen wir - um zurück zur Stadt zu kommen - auf ein „Eseltaxi“ (ein Esel mit Hänger, auf dem Fisch transportiert wird – wir stinken danach wie die Hölle, aber es hat richtig Spaß gemacht, zumal ständig einer von uns vieren, beim holprigen Galoppieren vom Wagen geflogen ist und während des Fahrens wieder aufspringen musste), essen abends zu sechst mit den Händen sensationell leckeren frischen Fisch für stolze 1,50 EUR, trinken Tee, unterhalten uns mit Sudanesen und treffen Omer, den wir schon bei Suez getroffen hatten wieder. Wir lassen uns im etwas besseren Hotel Kilopatra (15 SDG pro Person) nieder – wobei keines der Hotels wirklich gut ist und den Namen Hotel verdient. ;-)
Am folgenden Tag (Mittwoch) kommt die Fähre mit unseren Fahrzeugen schon an! Juhe!!! Manchmal kann es wohl auch Donnerstag werden. Doch hier läuft alles nach dem Motto IBM (insha’alla – so Gott will, Bokra – morgen oder irgendwann in der Zukunft, und Malesh – Sorry, Entschuldigung). Die Zeit läuft einfach ein gutes bisschen langsamer. Nachdem wir alle Falafel gefrühstückt haben, gehen die drei Männer mit Mazur in den Hafen, um die Autos in Empfang zu nehmen, wohingegen die Frauen sich die Zeit mit Teetrinken und Kartenspielen vertreiben. Das Abladen des Pontons stellt sich als kleines Problem heraus, denn dieser ist so sehr beladen, dass er viel zu tief im Wasser liegt und nicht daran zu denken wäre, unsere Fahrzeuge herauszufahren. Somit musste erst die ganze Ladung abgeladen werden um an Höhe zu gewinnen. Hier dauert auch das „normale (ineffektive) Arbeiten“ etwas länger und somit gelingt es uns doch nach 6 Stunden die 4 Fahrzeuge von der Fähre zu bekommen. Maximal gehen wohl nur 5 PKWs auf die Fähre…gut dass derzeit nicht viele Traveller unterwegs sind und wir somit ein Plätzchen bekommen haben. J Wir verstehen uns mit den vier „Engländern bzw. Schotten“ gut und beschließen alle noch ein bisschen länger zusammen reisen. Am späten Nachmittag können wir dann mit frischen Lebensmitteln bepackt endlich weiterfahren und suchen uns dann 37 km hinter Wadi Halfa mitten in der Wüste ein tolles Plätzchen und kochen gemeinsam zu sechst ein 3-Gänge-Menü bei Vollmond und milden abendlichen Temperaturen (25°C nachts)! Ein Traum! Endlich geht die Sonne auch später unter (19 Uhr) und dafür später auf… so sind unsere Tage am Abend endlich wieder länger!
Durch die Wüste entlang des Nils nach Dongola bis nach Karima/Jebel Barkal
Wir haben am nächsten Tag (Do.17.02) ein lange Fahrt vor uns und daher ist um 6 Uhr aufstehen angesagt, gemeinsam frühstücken und so fahren wir bei Sonnenschein mit unseren 3 Fahrzeugen entlang des Niltals durch die leicht hügelige sandige Landschaft nach Dongola. (Tagesetappe Wadi Halfa über Dongola nach Karima >578 km in 5,5 Std.) Die Straße ist ausgezeichnet (insg. 900 km geteert) – wurde von den Chinesen wohl erst fertiggestellt. Nach genau 4 Stunden kommen wir im staubigen aber äußerst hübschen Dongola an. Geteerte Straßen gehen spätestens jetzt in staubige Pfade über. Der Einkauf ist abenteuerlich, die Leute sehr freundlich, die Stadt unglaublich ursprünglich, einfach und das Alltagsleben scheint wie 100 Jahre nach hinten versetzt. Wir genießen wie häufig Falafel und Tee und beobachten das Treiben um uns herum.. überall Esel, Ziegen, Staub, viele Leute, Handwerksgeschäfte.. (die GPS-Tracks4Africa und Reise-Knowhow Karten könnt ihr alle vergessen – fast alle Straßen sind falsch oder nicht vorhanden – mehrfach durchfragen ist deutlich besser. Dabei sollte man mindestens 3 Leute fragen und die Antworten sollten übereinstimmen, denn die Sudanesen sind zu stolz um zu sagen, dass sie es nicht wissen und erzählen einem einfach irgendwas, nur um zu helfen).
Die Hauptverbindungsstraßen sind so gut, dass wir noch am selben Tag 1,5 Std. weiter durch die Nubische Wüste nach Karima zum Berg „Jebel Barkal“ fahren. Früher glaubte man dass der Berg das Zuhause des Gottes Amun war, der Thron zweier Länder: Ägypten und Nubien. Wir besteigen alle den Berg über die Nord-West-Seite und schaffen es noch zum Sonnenuntergang am Gipfel anzukommen. Der Rundumblick von dort auf den Nil, die Stadt Karima, den Ruinen des Amun- und Mut-Tempels und den königlichen Friedhof mit ca. 20 Pyramiden ist wirklich fantastisch. Auf einer Seite des Berges kann man über Dünen nach unten driften – ein Riesenspaß in Megaschritten den steilen Hang im weichen roten Sand zu gleiten!!! Wir campen wieder mit den Schotten mitten zwischen den Pyramiden – ein traumhafter idyllischer Platz um wild zu campen - und kochen wieder über offenem Feuer Fleisch, Gemüse und abschließend leckere Schokobananen aus dem Feuer.
Karima/Jebel Barkal mit Stopp in Ed Damer zu den Meroe Pyramiden
Am 4.Tag im Sudan (Fr, 18.02.) geht’s gemeinsam weiter durch die Bayuda-Wüste – ebenfalls auf geteerter Straße. Rundherum nichts außer Wüste, hin und wieder sieht man mal einen Baum oder eine Viehherde. Nach 3 Std. Fahrt machen wir Stopp in der Marktstadt Ed Damer, um unsere Lebensmittel und Wasservorräte wieder aufzustocken. Da heute Freitag ist und somit fast alle in der Moschee sitzen, sind nur wenige Marktbuden besetzt. Dieser Markt war wirklich sehenswert… all das Fleisch hängend mit tausenden Fliegen daran, die alten Gemüsewaagen, wie liebevoll das Obst aufeinandergestapelt wird und die zerfetzten Stofffetzen über den Buden, die vor Sonne und Sand schützen sollen. Tanja und Andrew fragen einen Sudanesen, ob sie Fotos von seinem Stand machen dürfen… innerhalb weniger Minuten sind sie von Sudanesen umringt, die sich fotografieren lassen wollen. Die haben richtig Spaß dran sich ablichten zu lassen und zu posieren… und sie erwarten auch wirklich nichts dafür…. wollen das Bild sehen und lachen mit uns. Es ist scheißeheiß, wir halten uns aber dennoch schon seit Wochen an die „Kleidungsordnung“ arabischer Länder… immer lange Hose und lange Hemden.
Am Nachmittag kommen wir nach 386 km dann bei den Meroe Pyramiden (Royal City) an und folgen einem Tipp von anderen Reisenden, an der Touristpolice vorbei, zwischen den Bergen mit Blick auf die Pyramiden zu kampieren (N16°56.030‘ E033°45.242‘). Das war der bisher beste Wildcampplatz überhaupt. Jesper und Andrew reparieren ein paar Kleinigkeiten an den Autos (unsere vordere Dachträgerplatte muss mit den Boxen fester verschraubt werden), während die Mädls kochen. Es ist richtig heiß (35-40°C), aber es weht ein starker Wind, der einem wie ein Riesenfön ins Gesicht bläst. Keine Moskitos, milde Nacht (26°C), fantastischer Ausblick auf die Pyramiden und so essen wir wieder zu sechst und genießen das Leben und die Ruhe hier allein mitten in der Wüste!
Bei Rührei und Fruchtsalat am nächsten Morgen beschließen wir, hier noch einen Tag zu bleiben und zu relaxen. Die anderen vier müssen aber weiter, da ihre Kilimandjaro-Besteigung schon fest geplant ist und sie bisl Zeitdruck haben. Wir verabschieden uns, doch wir werden uns bestimmt in Malawi oder Tansania wiedersehen. An unserem Ruhetag erledigen wir bei 37°C noch viele Kleinigkeiten, wie Moskitonetz flicken, Auto prüfen und auffüllen, aufräumen und dann gönnen wir uns eine Siesta und runden den Tag mit unserem zweiten bayrischen Menü auf dieser Reise ab – es gibt Würstl mit Kraut und Kartoffelbrei, Brezeln und Weißbier! Herrlich!
Meroe Pyramiden nach Khartoum
Nach Sonnenaufgang (So, 20.02.) schauen wir uns an unserem 6.Tag im Sudan die Meroe Pyramiden doch mal aus der Nähe an (Eintritt 20 SDG pro Person). Wir sind wieder die einzigen Besucher und können daher eine tolle Stimmung genießen. Beeindruckend wie die Pyramiden zwischen all den Dünen liegen, der Wind Muster in die Dünen bläst und die Pyramiden tolle Schatten schmeißen. Es ist wieder 37°C heiß und starker Wind treibt uns in jede Ritze Sand. Ständig knirscht es zwischen den Zähnen, in den Ohren sammelt sich Sand und ohne Sonnenbrille reibt man sich ständig Staub aus den Augen.
Wir fahren danach 262 km in gut 3 Stunden über die gute Teerstraße durch die Wüste Richtung Shendi. Die Straße ist stark befahren, vor allem von LKWs und überall am Straßenrand liegen zerfetzte Reifen. Es gibt keine 5 Meter ohne Gummiteile. Zwischendurch liegen Tierkadaver an der Straße, die ersten Tukuls (Rundhütten) und öffentliche Wasserkalabassen sind zu sehen und als wir endlose Felder mit Plastiktüten und Müll sehen, wissen wir: wir sind nun auf dem Weg in eine Großstadt – nach Khartoum. Angekommen in Khartoum schauen wir uns den angeblichen Overlander-Treffpunkt – den Blue Nile Sailing Club an – doch dort ist einfach niemand! Wir fahren zum „neuen“ Treffpunkt vieler Reisender - ins „Sudan National Camping Reserve“ (N15°31.479‘ E032°34.178‘; 5 SDG pro Person und 5 SDG pro Fahrzeug) im Südosten von Khartoum. Dort sehen wir die Schotten wieder und lernen andere Reisende kennen.
Wir verbringen vier Nächte in Khartoum, da wir einiges an Papierkram erledigen zu haben, wobei wir lernen müssen, dass Bürokratie auch außerhalb Deutschland ganz schön langwierig sein kann. ;-) Wir organisieren so am ersten Tag bei der Äthiopischen Botschaft unser Visa für 2 Monate Äthiopien (man braucht Passfotos und Passkopie, Dauer: innerhalb eines Tages, manchmal auch erst am Folgetag, Kosten 20 USD p.P.), lassen in einer abgefahrenen und abenteuerlichen Toyoto-Werkstatt (Abayezeed Motors N15°35.396‘ E032°31.141‘ > sieht zwar chaotisch aus, aber sind echt fit die Jungs) einen Ölwechsel machen J, wechseln Filter, waschen mal wieder unsere ganzen Klamotten, besorgen Malaria-Notfall-Tabletten und versuchen unser Travelpermit für die Kassala-Region zu bekommen. Angeblich braucht man eine Reisegenehmigung um dort zu reisen. Doch das Vorhaben dieses Papier zu erhalten, stellt sich als schwieriger heraus und vertagen wir auf den Folgetag.
Wir lernen einen netten Sudanesen kennen, der uns den ganzen Vormittag hilft. Er ist gerade frisch verheiratet, was man gut an den Henna-Tatoos die seine Hände und Füße schmücken erkennt. bei Frauen sehen die Henna-Muster ja wirklich hübsch aus, aber bei Männern sieht es nur aus, als seien die Hände komplett in Tinte getaucht ;-) er ist wirklich sehr hilfsbereit und lädt uns in sein Elternhaus ein. Unsere Reise führt uns vom Aliens Departement, zum Human Affairs Departement und und und… Fazit – wir haben immer noch kein Permit. Jeder Beamte schickt uns woanders hin,.. keiner weiß wirklich was… eine ganz heiße Spur bekommen wir noch… angeblich erhalten wir diese Genehmigung recht schnell im Ministry of Tourism. Also auf dahin… doch das Büro ist vor 8 Wochen umgezogen… keiner weiß wohin… das Hinweisschild ist nur in Arabisch geschrieben…aber nach einem Tag Suche sind wir fündig und erhalten kostenlos innerhalb von 15 Minuten unser Fotografie- und Reisegenehmigungspapiere. Geht doch! Hat ja nur 1,5 Tage gedauert J (Ministry of Tourism > Stadtteil Riyadh) Zudem benötigen wir für die Einreise in Äthiopien ein Empfehlungsschreiben bzw. Garantieschreiben über das Fahrzeug von der Deutschen Botschaft. Das gilt es auch noch zu organisieren und auszudrucken (bekommt man über Email von der Dt. Botschaft in Addis Abeba bei Fr. Werner, Kosten 20 EUR, in Äthiopien in 460 Birr zu zahlen)
Doch neben all den Erledigungen die gemacht werden müssen, haben wir auch viel Freizeitprogramm. Wir fahren zum Mogran Family Park um den Zusammenfluss des Blauen Nils, der im Tana-See in Äthiopien entspringt und des Weißen Nils, der im Viktoriasee entspringt, anzuschauen… doch das ist wirklich nicht spektakulär. Wir besuchen den Souk ed Dinka – ein Markt der in der Nähe eines Toiletten-Second-Hand-Marktes liegt – sensationell. Wer würde von uns schon ein gebrauchtes Klo kaufen? J hier werden die wildesten Sachen verkauft… unvorstellbar. Wir essen Ful, hocken am Boden und trinken bei einer Teefrau wieder Tee, beobachten das Markttreiben, werden häufig angequatscht, weil wir die einzigen auffallenden Ausländer sind und zu guter letzt schauen wir uns im Stadion ein Fußballspiel an. Wir haben das Glück, dass derzeit der Fußball-Afrika-Cup (African Nations Championship) läuft und – was für ein Zufall – auch im Sudan ausgerichtet wird. J so waren wir zum Halbfinalspiel Tunesien gegen Algerien im Stadion und haben das Fußballspiel mit Elfmeter miterleben dürfen. Wir waren die einzigen „Weißen“ im Stadion und Tanja neben drei „Tee-Frauen“ die einzige Frau! Am Abend haben wir auch noch auf Großleinwand mit vielen Sudanesen das Spiel Sudan gegen Angola mit gefiebert. Leider ist der Sudan im Elfmeterschießen beim letzten Tor raus geflogen und Tunesien wird gegen Angola im Finale stehen. So schnell wie die enttäuschten Sudanesen hab ich noch nie einen Deutschen nach einem verlorenen Spiel den Fernseher ausschalten sehen…
Am letzten Tag in Khartoum wollen wir uns den größten Kamelmarkt im Sudan anschauen, der am Mittwoch und Sonntag im Westen von Omdurman stattfindet. Wir fragen mal wieder nach dem Weg und lernen den netten Polizisten Abahaua kennen, der gleich bei uns einsteigt und uns den Weg zeigt. Er begleitet uns den ganzen Vormittag. Angekommen am Kamelmarkt sind wir überwältigt. Es ist ein tolles Erlebnis zwischen all den Kamelen, Scheichen, Beduinen und Käufern im Staub der Wüste herumzuschleichen, Kamele angeboten zu bekommen (für Tanja wurden ganze 50 Kamele geboten) und mit einigen Einheimischen zu scherzen. Durch Abahaua bekommen wir auch gleich einen guten Zugang zu Einheimischen, können die Aussicht vom Rücken eines Kamels genießen und tolle Fotos schießen. Anschließend bummeln wir noch durch den weitläufigen Markt in Omdurman, werden dann von unserem Polizisten noch nach Hause eingeladen und wir lernen seine Frau Nesima, sowie die Töchter kennen, die gleich für uns kochen wollen. Die sind alle so lieb und wir lernen wieder viele Wörter arabisch dazu. Sie haben nicht viel, aber zeigen eine Gastfreundlichkeit die uns sehr beeindruckt. Zurück am Campingplatz findet Jesper einige Jungs zum Fußballspielen. Wir freunden uns mit einem Eritreer an, der uns an einem Abend mit in einen Fußball-Club nimmt. Dort schauen wir mit vielen Männern das Spiel Bayern München gegen Intermailand an. Schon komisch mitten im Sudan gemeinsam mit 100 Sudanesen bei einem Tor für Bayern zu jubeln. Jeder Sudanese kennt bestimmt teilweise mehr Bayernspieler beim Namen als so mancher Münchner. J
Tanja wird während Jesper Fußball spielt von 20 sudanesischen Studentinnen umzingelt. Sie brennen alle darauf mit ihr zu quatschen und weichen ihr nicht mehr von der Seite. Sie machen derzeit eine Studienreise nach Khartoum und übernachten auch hier auf dem Campingplatz. So kommt es, dass wir abends zusammen mit den Mädls typisch sudanesisch essen und uns Löcher in den Bauch gefragt werden! J
Khartoum über Gedaref nach Kassala und dann über Gedaref nach Gallabat zur sudan./äthiop. Grenze
Nach den ganzen Tagen Khartoum, Papierkram, viel Staub, Hitze, Moskitos und Menschen über Menschen wollen wir nun doch weiter und machen uns am Donnerstag auf nach Kassala. Wir fahren auf der meist gut geteerten Straße durch die Wüste von Khartoum über Wad Medani nach Gedaref (ca. km). Die ebene karge Wüstenlandschaft geht nun in eine Ackerlandschaft mit mehr Bäumen und Büschen über. Riesige Getreidefelder, vereinzelt nur noch einfache Strohhütten, Lehmhäuser-Dörfer der Nomadenstämme Rashaida und Beja (die sehr farbenfroh gekleidet sind), viele Viehherden und Hirten, immer wieder Tierkadaver am Straßenrand, die in der Sonne bestialisch stinken. Es wird immer heißer, die Temperaturen erreichen staubtrockene 45°C. Als wir im Auto fast 50°C erreicht haben, schalten wir doch mal die Klimaanlage an. ;-) Wir fahren von Gedaref weiter und in der Ferne tauchen die ersten Berge seit langem am Horizont auf. Wir fahren durch viele primitive Vordörfer, die gute Teerstraße bietet nun doch einige Schlaglöcher, sehen viele Windhosen, die noch mehr Staub aufwirbeln und kommen dann nach einer Tagesetappe von 612 km und ca. 8 Std. Fahrzeit in Kassala an. Unsere Reiseerlaubnis für Kassala, für die wir 1,5 Tage Zeit in Khartoum verschwendet haben, brauchen wir bei der Kontrolle doch nicht J na das hat sich ja rentiert! ;-) Hier ist einfach alles willkürlich.
Angeblich soll Kassala ein sehr romantisch schöner Ort am Fuße des Granitgebirges (Taka Mountains), neben der Grenze zu Eritrea sein, wo alle Sudanesen ihre Flitterwochen verbringen. Wir können diesen Charme der Stadt leider nicht spüren … für uns ist Kassala nur heiß, staubig und jeglicher Flair fehlt. Auch das beste Honeymoon-Hotel der Stadt (Hotel Hipton, stolze 83 SDG pro Zimmer pro Nacht) bietet nur getrennte Betten (wer um Gottes Willen will hier seine Flitterwochen verbringen?!?;-)), viele Moskitos und ein äußert ekliges Bad. Wir sind enttäuscht, denn auch zum Wandern in den Bergen – die wirklich toll aussehen – ist es einfach zu heiß und so beschließen wir noch am Abend bei einem frischen Mangosaft im Internetcafe (das so langsam ist, dass wir 1 Std. benötigen, nur um unsere Emails kurz zu checken und eine Info bekommen, dass unsere Homeoage nach 15 Min. laden doch nicht geöffnet werden kann), dass wir gleich morgen früh weiter zur Grenze nach Äthiopien fahren werden.
Gesagt – getan. Nach 11 Tagen im Sudan fahren wir früher als eigentlich geplant zur äthiopischen Grenze. Wir genießen noch kurz nach 6 Uhr morgens den Sonnenaufgang bei den Taka-Bergen und dann geht’s in 2 Std. von Kassala nach Gedaref. In dieser verträumten Stadt, in der hunderte von alten Vespa-Rollern rumfahren (sind wohl ein Relikt der italienischen Kolonialzeit in Eritrea) frühstücken wir wieder Falafel mit Kichererbsen und Fisch, tanken und müssen unser Botschafts-Empfehlungsschreiben für die Grenze ausdrucken, was sich als gar nicht so leicht herausstellt, in einer Stadt in der alles wie vor 50 Jahren ist und kaum moderne Technik geschweige denn Drucker Einzug erhalten haben. Nach weiteren 2 Stunden Fahrt kommen wir nach Gallabat, wo wir fast die Grenze übersehen hätten und zu weit gefahren sind. Wir haben uns schon gewundert warum so viele Leute auf die Straße laufen und uns anhalten wollen. J Ein Helfer erklärt uns das Ausreiseprozedere. Bei der Security einschreiben, zum Zoll und das Carnet abstempeln, zur Bank und Geld wechseln, zur Immigration die Pässe ausstempeln und dann geht’s in Äthiopien weiter mit der Einreise. Wir denken, dass es prinzipiell alles recht schnell geht… wir hatten nur wieder das Glück Freitag Mittag an der Grenze anzukommen… und das in einem arabischen Land… das musste ja etwas länger dauern. ;-) Die Pässe werden recht fix ausgestempelt aber beim Customs/Zoll müssen wir bei drückend heißen 45°C Grad im Schatten geschlagene 1,5 Std. warten, bis der Chef, der unser Carnet stempeln darf, nach der Mittagssiesta und dem Moschee-Besuch endlich eintrudelt (Ausreisekosten: Carnet 10 USD). Unser Auto stand in der Sonne und die Temperaturanzeige zeigt ganze 54°C Innentemperatur an. Wir sind wie erschlagen von der Hitze und trudeln so nach 2 Stunden Ausreiseprozess zur Grenze nach Äthiopien, die aus einer einfachen Schnur mit Plastiktüten dran besteht. In Metemma (gleich hinter der Grenzschnur) geht’s dann mit der Einreise in Äthiopien weiter… dazu im nächsten Blog mehr! Wir freuen uns nun darauf, ein Land zu sehen, das nicht nur arabisch geprägt ist und wir bei dieser Hitze endlich Shorts und T-Shirts bedenkenlos tragen können… und wir freuen uns schon auf das erste kühle Bier, da im Sudan Alkohol verboten war und wir eine Bestrafung mit Peitschenhieben doch nicht riskieren wollten. J
Fazit Sudan:
Land und Leute: Die Sudanesen sind sehr aufgeschlossen, freundlich und quatschen gerne mit einem. Oft wird uns zu gewunken und zugelacht; wir werden häufig zum essen oder nach Hause eingeladen. Die Frauen sind im Vergleich zu den vorangegangenen arabischen Ländern weniger streng verhüllt und haben viel farbenfrohere Gewänder an. Nach einigen Tagen Sudan können wir sagen, dass der Puls einfach etwas langsamer schlägt, man braucht viel Geduld und Humor, denn man muss häufig warten, keiner kennt sich aus und alles ist bürokratisch. Wir empfinden häufig dass 10 Leute rumsitzen, wovon dann nur einer arbeitet,… und das nur im Schneckentempo… aber bei der Hitze auch verständlich. ;-) wir wollen gar nicht erst wissen wie drückend heiß es hier erst im Sommer ist…
Der Sudan ist kein Land mit vielen klassischen Touristenattraktionen (außer Meroe). Die Attraktion besteht eher im Land/Landschaft selbst und den Menschen an sich – die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Sudanesen, das weite staubige und teilweise sehr einsame Land, die Wüste und die Ursprünglichkeit in der hier noch gelebt wird. Die Sudanesen fühlen sich gleich verantwortlich für einen und helfen wo sie können, meist indem sie gleich ins Auto zusteigen und den Weg zeigen.
Unsere Ängste, dass Dänen bei der Einreise Schwierigkeiten bekommen, ist völlig unbegründet gewesen. Die meisten Sudanesen wissen gar nichts über Dänemark, geschweige denn etwas über die Mohammed-Karrikaturen. Somit outet sich Jesper nach einer Woche doch als Däne. Wir haben uns die ganze Zeit im Land sicher gefühlt.
Klima und Vegetation: Wir können nur vom Nordsudan sprechen und hier ist die Landschaft von Wüsten geprägt; ständig ist alles sandig und staubig… vielen kleine sandige Hügel, gemischt mit Steinen und hin und wieder tauchen vereinzelt Bäume auf. Entlang des Nils ist es – wie auch in Ägypten – schön saftig grün und man kommt an vielen kleinen Dörfchen/Oasen vorbei. Dennoch ist das größte Land Afrikas sehr dünn besiedelt und wild campen ist ein Genuss, denn man bleibt allein.
kaum Moskitos in den Wüsten, sondern nur um den Nil herum und in Städten, heiß: tagsüber staubtrocken bei 35-45 Grad im Schatten, nachts frischer aber immer noch angenehm warm
Straßen: Hauptverbindungsstraßen im Norden alle ausgezeichnet geteert, viel Müll und Reifenteile an Stadtränden
Statistik: im Sudan gefahren 2.484 km, gesamt gefahren 11.906 km, Dieselkosten in Sudan 1,67 SDG/Liter (ca.0,40 EUR/Liter).
Eure Dänsch und Euer Jesper
Hallo ihr Beiden, viele Grüße aus Berlin und wir danken vielmals für die wunderbaren lebendigen Reisebeschreibungen! Wir denken an euch und wünschen euch weiterhin viel Spaß und Freude! Antje, Marika und Stefan
AntwortenLöschen