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Donnerstag, 16. Juni 2011

Malawi - das warme Herz Afrikas!

9 Tage Malawi, 129.-137. Reisetag, Do. 05.- 13.05.2011
Grenzübergang Kasumulu/Tansania über Karonga nach Chitimba/Malawi
(Währung: Malawi-Kwacha, 1 € = 204 MWK, 1 USD = 180 MWK, 100 MWK = 0,49 €,
Linksverkehr, -1 Std. zu Tansania)

Die Einreise nach Malawi ist mit 8 Minuten Dauer der schnellste Grenzübergang den wir bisher auf unserer Reise gemacht haben. Wir brauchen beide kein Visum, sondern nur einen Stempel im Pass und im Carnet und das kann alles in einem Gebäude erledigt werden. Keine Grenzkosten, kompetente sehr gut englisch sprechende Beamte - wir sind begeistert. Zusätzlich bekommen wir noch eine Stunde Zeit geschenkt, denn zu Tansania sind die Malawier eine Stunde hinterher. J

Nun startet also die Etappe des Südlichen Afrikas. „the warm heart of Africa! – mit diesem selbst gewählten Slogan heißt der kleine, kaum bekannte Staat Besucher willkommen und  hat einige Überraschungen zu bieten: weiße Traumstrände, paradiesische Tauch- und Schnorchel-Möglichkeiten, romantische Kleinstinseln und erstaunliche Fischpopulationen. Den Norden Malawis prägen Hochplateaus, Berghänge mit Urwaldresten, Steilküsten und einsame Buchten am Malawi-See.
Wir fahren also von der Grenze noch 138 km auf überwiegend guter Teerstraße über Karonga, wo wir versuchen Geld am Automaten zu bekommen (klappt nirgends, bleibt nur der Schwarzmarkt zum Dollar eintauschen, ist eh ein besserer Kurs)  und dann am Malawi-See entlang nach Chilumba/Chitimba ins neue Hakuna Matata Camp am Strand (zwei Südafrikaner bauen das Camp gerade auf, die WCs und Duschen sind schon fertig, sauber sowie heiß, das Restaurant wird gerade gebaut, 520 MWK p.P.); der Strand ist sehr ursprünglich wild und entspricht nicht dem weißen Bilderbuch-Sandstrand, hat aber durchaus seinen Reiz von Ursprünglichkeit – nur ein paar Mokoros (Einbaum-Boote), Fischernetze und angeschwemmte Äste und Hölzer, die wir gleich einsammeln um Feuer zu machen. Wir geben unser übriggebliebenes Essen der Nachtwache, die sich riesig darüber freut. Hier verdienen Angestellte z.B. eines Camps pro Tag gerade mal 200-300 MWK (ca. 1 EUR/Tag), davon muss dann eine ganze Großfamilie ernährt werden.
Am nächsten Morgen springen wir natürlich in den warmen Malawi-See, doch nicht sehr lang, denn der Gedanke, dass hier im See Krokodile und Nilpferde leben (zwar schon seit ein paar Wochen hier am Strand nicht mehr gesehen), lässt uns doch nicht ganz entspannen! J
 Der Lake Malawi, auch Lake Nyasa genannt ist der südlichste der Great-Rift-Valley Seen (des Ostafrikanischen Grabenbruchs), ein wahres Paradies. Der Malawi-See mit tropischem Klima liegt 500 Meter über dem Meeresspiegel und misst 575 km in der Länge und 85 km in der Breite. Damit ist er Afrikas drittgrößter Süßwasser-See und mit bis zu 700 m Tiefe auch der Viertiefste. Landschaftlich ist der Malawi-See im Norden tropischer und die Küste dort mit einsamen, steilen und bewaldeten Berghängen auch beeindruckender.
An manchen Tagen glaubt man so etwas wie riesige Rauchsäulen über dem Malawisee zu entdecken, wie auch heute. Es handelt sich dabei um Seefliegen (Chaoborus), die sich zuvor als Larven monatelang unter Wasser aufhalten. Die harmlosen Büschelmücken treten nur nördlich von Salima, meist um Chinteche auf. Die Malawier wissen sie als Proteinquelle zu schätzen, fangen sie ein und verarbeiten diese dann zu einer Art frittiertem Fladen. Das müssen wir aber wirklich nicht probieren. ;-)
Durch die Nachtwache und Restaurant-Aufbau-Handarbeiter kommen wir in Kontakt mit Einheimischen. So verbringen wir den Vormittag bei einheimischen Künstlern die aus Holz und Draht hübsche Kunst herstellen, tanzen mit denen auf unsere westliche Musik sowie auf ihre favorisierte Reggae-Musik, quatschen und verhandeln mit ihnen und erweitern unsere Souvenir-Kiste zu einem angemessenen Malawi-Preis. J
Exkurs zur Livingstonia Mission, Manchewe Falls nach Mzuzu
Anschließend machen wir uns auf den Weg ins 17 km entfernte Livingstonia. Die Piste windet sich in Serpentinen über Stock und Stein, 20 Haarnadelkurven durch üppig grünen Bewuchs und Urwald mit riesigen Bambusstauden über Steinstufen, bis aufs in 1.100 m gelegene Hochplateau hinauf,  wofür man gut 1,5 Std. braucht.
Livingstonia war einst eine Mission der Schotten. Die Stadt in der rund 10.000 Menschen leben wurde nach dem Missionar Livingstone benannt. Wir schauen uns das alte Stonehouse des Missionars Dr. Laws, sowie die im schottischen Stil erbaute Kirche mit imposanten, bunten Glasfenstern an, klettern den Kirchturm hoch und genießen die weite Sicht, doch wir finden, LIvingstonia muss man nicht gesehen haben.
Rund 5 km unterhalb der Mission liegen versteckt die höchsten Wasserfälle Malawis – die Manchewe Falls (Eintritt 200 MWK p.P.). Kinder führen Fremde dort hin. In mehreren bis zu 50 m hohen Einzelfällen stürzen sie über 270 m tief. Man kann in einem Pool baden und die Höhle mit Felszeichnungen direkt hinter dem Wasserfall erforschen. Das ist wirklich sehr schön und auch etwas beängstigend direkt hinter diesen Felsen auf rutschigem Lehmboden zu stehen, wo es ein paar hundert Meter steil nach unten geht. Jesper wagt sich sehr weit hinein, da warnen uns die Kinder vor der grünen Mamba da hier versteckt leben soll. Die Jungs sind wirklich süß und führen für Tanja auch einen Ihrer Tänze auf, bei dem fleißig mit den Hintern und Hüften gewackelt wird – ein Spaß mit denen!
Wir fahren noch am gleichen Tag weiter nach Mzuzu (Tagesetappe 175 km in ca. 5 Std. Fahrzeit) Die 1.300 m hoch gelegene Provinzhauptstadt des dünn besiedelten Nordens zeigt sich überaus beschaulich und hat außer einer Bank, Tankstelle und einem Peoples-Supermarkt wenig zu bieten. Dennoch erweist es sich als extrem schwierig bei Dunkelheit das Mzoozoozoo, eine kleine lebhafte Backpacker Lodge (600 MWK p.P. Camping) mit lässiger Musikbar und Campingmöglichkeit zu finden.
Mzuzu über Nkhata Bay nach Chintheche
Wir finden eine Tankstelle an der Diesel verfügbar ist und tanken. Das ist hier aber nicht üblich. Das Land hat enorme Probleme mit der Spritversorgung, was mit einem Devisenmangel einhergeht… lange Geschichte, aber wer vorhat nach Malawi zu fahren, sollte möglichst volltanken, da häufig Leute feststecken, da sie tagelang keinen Diesel erhalten.
Am nächsten Tag führt eine abwechslungsreiche Panoramastraße, geteert und voller Schlaglöcher von Mzuzu nach Nkhata Bay. Steil schlängelt sich das dicht besiedelte Plateau hinab. Zwischen Bananenstauden, Zitrusfrüchten und Cashew-Bäumen werden Bambusmatten und Fußbälle aus Kautschuk verkauft (schaut aus wie ein Wollknäul, nur aus Kautschukfäden). Wir stocken unseren „Sport-Equipment-Bestand“ um zwei Fußbälle auf und überlegen ob wir den Kindern unserer engsten Freunde alle einen Kautschuk-Fußball mitbringen sollen. Da wir aber beim besten Willen nicht wissen wie wir mehrere Bälle im Flieger neben all den anderen Dingen, die wir noch nach Hause nehmen müssen transportieren sollen, kommen wir davon ab. War auch gut so, denn ein Fußball war am nächsten Tag von der Hitze der Sonne auf ein Zehntel geschrumpft und die Bälle hätten bis Juli eh nicht durchgehalten! ;-)
40 km nach Nkhata Bay nach kurviger und hügeliger Fahrt erreichen wir die herrlichen, feinsten weißen Sandstrände um Chinteche, die durch glatte Felsblöcke aufgelockert werden. Nach einer Tagesetappe von 92 km lassen wir uns am frühen Vormittag in der Makuzi Beach Lodge nieder. Nach 3km sandiger Zufahrt liegt diese intime Edel-Lodge in Bhandawe in einer kleinen uneinsichtigen Bucht mit weißem feinen Sandstrand, gepflegter Garten, stillvolles Restaurant mit Seeblick-Terrasse, zwei große Campingwiesen am See, Laundry-Service und Kanuverleih (Camping 10 USD pro Pkw)
Hier verbringen wir zwei schöne relaxte Tage am See (hier wohl Bilharziose Gefahr gering), backen auf Kohlen unser eigenes Brot, grillen, spielen mit den Hundebabys der Lodgebesitzerin und  lernen ein paar Südafrikaner kennen, mit denen wir den nächsten Tag ein tolles Barbecue machen - traumhaft schön! (unser Tipp am Malawi-See!) Nachts haben wir unseren ersten Besucher im Dachzelt… einen kleinen Skorpion, den wir mit dem Laptop der im Gras lag wohl hoch gebracht haben.
Chintheche über Salima zum Monkey Bay, Cape McClear, Chembe
Wir fahren  über Salima weiter nach Cape Maclear. Die Stecke ist eine malerische „Straße der Baobabs“. Hunderte von Baobabs, alle verschieden in Figur und Größe Wir fahren auf Schotterpiste weiter zur Hafenststadt Monkey Bay und dann durch den Lake Malawi National Park / Cape Maclear (Salima - Monkey Bay: 132 km) zum Fischerdorf Chembe. Weiße Strände heben sich gegen das klare, blaugrüne Wasser ab. Die Bucht bei Chembe ist schön (doch bleibt Chinteche unser Favorit); Die glühendroten Sonnenuntergänge am Strand sind legendär und die vorgelagerten, bewaldeten Inseln runden das harmonische Bild ab. Wir lassen uns im Chembe Eagles Nest Camp, das abseits des Trubels am Ostende der Bucht, mit grandioser Lage am See liegt, nieder und bleiben für 2 Nächte.
Badestrände dominieren im südlichen Teil des Malawi-Sees. Der See wird immer flacher und fischreicher. Sein Fischreichtum macht den See weltberühmt. Hier leben mehr Süßwasserfischarten als in jedem anderen See der Erde und mehr als Europa und Nordamerika zusammen. 10% aller Süßwasserfische verschiedene Fischarten werden vermutet. 1700 Buntfischarten und 359 endemische. Dazu gehören bunte Zichliden (Afrikanische Buntbarsche)
Doch gibt es zwei Risiken: einerseits leben Krokodile und Flusspferde im See (zwar meist lange nicht mehr gesehen) und im Süden ist der See teilweise aufgrund der Überfischung Bilharziose-verseucht.
Wir organisieren uns mit anderen Reisenden ein Boot, das uns zu einer der Inseln fährt und wir das Schnorchelparadies  zwischen blanken Felsen erleben können. Und es ist wirklich verrückt – es ist als springt man in ein großes Aquarium. Tausender dieser kleinen bunten Aquariumsfische  überall um uns herum - unglaublich! Nachdem das Schnorcheln schon so beeindruckend war, gehen wir am nächsten Tag auch noch im 25°C warmen Malawi-See tauchen!
Liwonde Nationalpark
Wir haben Amelie und Kulle aus Berlin kennengelernt und reisen für einige Zeit ab sofort gemeinsam weiter. Nicht weit vom See kann man im kleinen Liwonde Nationalpark zwischen Flusspferden und Elefanten nächtigen... haben wir gehört. Also auf dahin und schon sind wir nach 3 ruhigen Seetagen wieder zu viert on the road zum Liwonde Nationalpark (182 km Tagesfahretappe). So kurz nach der Regenzeit ist der Park aber größtenteils wegen Überflutung und kaputten Straßen noch gesperrt gewesen… was nicht schlimm war, denn auch der kleine Teil den wir besuchen konnten, war es allemal wert. Wir begegnen riesigen Herden Elefanten. Jedoch sind diese Elefanten extrem aggressiv und gefährlich, weil sie aus Simbabwe und Mozambik kommen, dort werden sie noch gejagt und haben daher schlechte Erfahrung mit Menschen. Ein Ranger legt uns ans Herz den Grauhäutern nie näher als 200 m zu kommen. Und so ist es auch… schon bei dieser relativ weiten Entfernung werden die Elefanten schon mega-unruhig und angriffsbereit. Am Abend grillen wir über unserem Lagerfeuer im Liwonde Safari Camp – mitten im Busch ohne Zäune ums Camp neben ein paar Baobabs. Während wir unser 3-Gänge-Grill-Menü verdrücken hören wir hinterm Gebüsch ein Nilpferd mampfen, Büffel Gras schmatzen, Elefanten aus der „Ferne“ trompeten und Hyänen jaulen. Das gefällt uns… hier ist es noch echte Wildnis!
Am nächsten Tag machen wir noch eine Pirschfahrt zum Sonnenaufgang vorbei an nervösen Elefantenherden, Wasserböcken, Warzenschweinen und zahlreichen Antilopenarten; wir sehen - laut einem Guide - den angeblich größten und ältesten Baobab Malawis (47 m Stamm-Umfang und 3800 Jahre alt) und drehen anschließend noch eine Runde durch total zugewachsenes Gras, Gebüsch und Bäume – vogelwilde Fahrt – da war wohl seit der Regenzeit kein Auto mehr! Leider bleibt bei dieser abenteuerlichen Fahrt durchs Dickicht ein Ast seitlich in unserem Reifen stecken, löst sich zwar nach einer Umrundung… doch dann hören wir mitten im Nichts zwischen hunderten von Elefantenscheiße-Haufen wieder dieses berühmte Zischen! So ein Mist – wieder ein Plattfuß! Da es uns hier bei den aggressiv-nervösen Elefanten nicht geheuer ist, holen wir schnell den Kompressor raus, pumpen Luft rein und fahren so weit es noch irgendwie geht, ohne auf der Felge zu fahren, aus diesem Elefantengebiet heraus und müssen dann wieder mal Reifenwechseln.
J
Weiter nach Lilongwe und zur Grenze bei Mchinji nach Sambia
Es geht dann ca. 230 km auf guter Teerstraße weiter zur Hauptstadt Lilongwe, wo wir den platten Reifen gleich wieder flicken und einen Schlauch einziehen lassen, unsere Lebensmittelvorräte wieder aufstocken, tanken, Geld tauschen und dann grillen wir auf den Barefoot Camp, ca. 10 km außerhalb Lilongwes in Richtung Sambia gelegen (10 USD p.P.; gut ausgeschildert, mit Bar und Internetzugang, sowie Werkstatt) zusammen mit vielen anderen Reisenden.
Lilongwe, mit 35.000 Einwohnern ist eine Stadt, die man nicht unbedingt als afrikanisch bezeichnen möchte und muss man auch nicht gesehen haben. Und deshalb geht’s am nächsten Tag auf der gut ausgebauten Straße schnell zur Kleinstadt Mchinji, weiter zum Hauptgrenzübergang nach Sambia (24 h geöffnet). Die Gegend ist relativ eintönig, flach und abgeholzt. Auf dem Weg kommt man in Namitete bei einer Polizeikontrolle vorbei, die gerne nach der Autoversicherung fragt. Die Ausreise aus Malawi gestaltet sich problemlos (Dauer 20 Min, stempeln Carnet und Pässe, kostenlos) und schon geht’s auf nach Sambia.
Liebe Grüße aus der Ferne
Dänsch und Jesper
Statistik: in Malawi: 1.479 km gefahren, bisher gesamt gefahren: 26.403 km, Dieselkosten: 260 MWK/Liter
Fazit: in Malawi gilt es unglaublich viele Polizeikontrollen über sich ergehen zu lassen. Es wird immer der internationale Führerschein und die gültige Versicherung (Comesa) gecheckt. Wenn sie nicht viel zu tun haben, prüfen sie auch gern das Rücklicht oder Bremslichter und wenn was nicht passt, gibt es fette Strafen. Bis auf die Polizisten sind die Leute verdammt freundlich, es wird kaum gebettelt und ist wieder etwas ursprünglicher (und ärmer).

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