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Montag, 6. Juni 2011

Tansania II - Indischer Ozean

9 Tage Tansania II, 121.-129. Reisetag, Mi. 27.04. – 05.052011 (ges. Tansania I und II: 16 Tage)
Grenzübergang Lunga Lunga/Kenia über Tanga nach Dar es Salam
Genauso unproblematisch wie die Ausreise aus Kenia, gestaltet sich die „Wieder-Einreise“ in Tansania. Wir sind überrascht einen hochmodernen Grenzschalter - sowohl mit Iris- als auch mit einem 10-Finger-Scanner - vorzufinden. Auch hier versucht man uns nicht mehr ein neues Visa ab zuluxen und wir können einreisen ohne erneut zu zahlen – lediglich 5 USD für die Road-Tax müssen wir noch investieren – und nach 30 Minuten können wir unsere letzte Etappe der Ostafrikanischen Staaten zum Zweiten erkunden.

Auf einer – na sagen wir mal „nicht so guten Piste“ bestehend aus roter Erde – fahren wir den Nordzipfel der tansanischen Swahili-Küste Richtung Tanga am Indischen Meer entlang. Derzeit ist die knapp 70 km lange Rumpel-Strecke eine einzige Baustelle, denn es wird eine Teerstraße gebaut, von der man allerdings noch nichts sieht. In einem Jahr (so Gott will J ) kommt man hier bestimmt zügiger voran. Landschaftlich gesehen ist es eine wirklich schöne Strecke. Immer wieder mal kann man das türkisblaue Meer durch ein Palmenmeer zur Linken erspähen, zwischen den hohen Palmen sind recht dünn verstreut immer wieder aus Holz gebaute Hütten der Einheimischen und es ist kaum Verkehr. Doch dann vernehmen wir ein Geräusch, das uns leider seit dem Ngorongoro-Krater schon vertraut ist. Ein Zischen, dass uns bei jeder Radumdrehung eiskalt in unser Genack springt… es scheint als entweicht unserem hinteren rechten Reifen wieder Luft… so ein Mist. Ausgerechnet wenn wir noch eine Etappe von über 350 km vor uns haben. Somit halten wir und versuchen den Schnitt notdürftig zu flicken. Das ganze hält vielleicht 20 km, dann vernehmen wir wieder dieses Zischen, was wir nicht hören wollen. Ein zweiter Versuch: wir packen den Kompressor aus, pumpen wieder voll und flicken erneut… doch der Versuch scheitert kläglich nach weiteren 5 Kilometern. Es hilft alles nix. Wir fahren in den Schatten eines großen Affenbrotbaums und müssen den Reifen wechseln. Es kommt ein hilfsbereiter Einheimischer vom Hof nebenan zu uns herüber. Er kann kein Wort Englisch, aber packt fleißig mit an. Seine 5 Kinder schauen neugierig zu wie ihr Papa mit Jesper den Reifen wechselt und als Dankeschön geben wir dem netten Afrikaner bei dieser schweißtreibenden Hitze kalte Cola zu Trinken, der wiederum diese gleich seinen Kindern gibt, was ihn noch sympathischer macht.
In Tanga entscheiden wir uns gegen die schönere aber auch holprigere Piste an der Küste entlang und für die gute Teerstraße durchs Landesinnere nach Dar es Salam. Pangani lassen wir aus, da wir im Zeitplan nach dem langen Stopp am Diani Beach in Kenia schon etwas hinterher hinken. Wir fahren über Chalinze und stoßen auf die Transitstrecke von Sambia nach Tansania – hier fahren alle wie die Henker. Wir fahren schon 110 km/h auf der Landstraße als uns Busse und LKWs überholen… und es wundert uns nicht mehr, dass wir an mehreren Unfällen vorbeifahren… zwei frontal aufeinander geprallte Busse, ein umgekippter Bus und ein zerstörter LKW.
Zwar sind wir heute Morgen früh losgefahren, doch schaffen wir es mal wieder nicht vor Sonnenuntergang im Hellen anzukommen… J (Tagesetappe 427 km in ca. 7 Fahrstunden zzgl. Reparatur- und Grenzübergangstopps) In Dar es Salam angekommen stehen wir in einem Megaverkehrsstau vor der Fähre (1.200 TSH Pkw mit 2 Personen). Wir stehen 1,5 Std. um die 50 m übers Wasser mit der Fähre zu fahren. In Europa hätte man schon längst eine Brücke gebaut, aber hier fahren tagtäglich hunderte von Pendlern mit der Fähre zur Arbeit und wieder heim. Echt verrückt!  
Das Stadtbild prägen verfallene Kolonialgebäude, mehrstöckige, verglaste Bürogebäude und nicht zuletzt die steigende Kriminalität (Wir hören von anderen Reisenden einige „Horror-stories“ von Überfällen und Diebstählen) und der mörderische Verkehr; echt haarsträubend… wir bekommen das Gefühl dass eine Ampel nicht zählt. Wir sind zu Anfang die einzigen, die bei einer roten Ampel nachts stehen bleiben… somit passen wir uns an und fühlen uns befreit nun auch mal über rote Ampeln fahren zu können!
J nach einem langen Fahrtag kommen wir gegen 21 Uhr doch auch endlich im Mikadi Beach Camp am Südstrand von Dar es Salam an (Mikadi Beach Camp: 7.000 TSH pro Person Camping, WLAN 6 Std. 8.000 TSH, aber nur Salzwasser im Camp – duschen wird also salzig).
Dar es Salam
Am nächsten Tag können wir uns endlich auch bei Sonnenlicht überzeugen, was für ein nettes Plätzchen am Indischen Ozean wir hier heimgesucht haben. Der Besitzer Graham ist äußerst bemüht um die Instandhaltung seines Campingplatzes direkt am Meer und auch sehr bemüht einem bei der Planung von z.B. einem Abstecher auf die Insel Sansibar behilflich zu sein. Er warnt uns zudem die Grenze seines Strandabschnittes möglichst nicht zu verlassen, da hier regelmäßig Überfälle gemeldet werden. Große Warnhinweise am Strand und auf allen Toiletten sind zudem kaum zu übersehen… scheint wohl was dran zu sein. Der Campingplatz wimmelt nur so von Wachpersonal – sogenannte Askaris. Viele Maasai-Männer werden als askari eingestellt, weil sie wegen ihres Mutes  und ihrer Ehrlichkeit geschätzt werden.
 Wir gönnen uns einen Ruhetag am Strand, bloggen, faulenzen in Hängematte, baden im brühwarmen Meer und organisieren unseren Sansibar-Trip für den nächsten Tag während wir unseren platten Reifen parallel zum Richten geben.
Sansibar
Frühmorgens werden wir durch die Gebete in der Moschee in der Nähe geweckt. Das hat uns fast gefehlt. J hier an der Swahili-Küste ist die Mehrheit wieder muslimischen Glaubens. Kurz drauf machen wir uns schon auf den Weg zum ersten Schnellboot (Kilimanjaro, 35 USD pro Person pro Fahrt), die uns in weniger als 3 Stunden nach Sansibar bringt. Unser Auto lassen wir im Camp gegen geringe Gebühr sicher stehen. Das Schnellboot ist extrem modern und man bekommt sogar ein kleines Frühstück von der Fährgesellschaft… das sind wir von Fortbewegungsmittel in Afrika gar nicht gewohnt und überrascht uns positiv. Was uns aber schon wieder etwas nervt ist, dass wir „weiße Touristen“ einen viel höheren Ticketpreis wie alle Einheimischen zahlen müssen… aber das ist eben Tansania, doch die Trauminsel Sansibar wollen wir uns nicht entgehen lassen…
Die Insel Sansibar ist 87 km lang und nur bis zu 39 km breit. Die Ostküsten von Sansibar haben aufgrund der vorgelagerten Korallenriffe  kilometerlange Puderzucker-Palmenstrände mit weißem Korallensand und dann noch das türkisblaue warme Meer – genau der richtige Ort, um nach den staubigen Safaris die Seele baumeln zu lassen und Energie für die nächsten Fahretappen zu tanken.
Schon der Klang des Namens Sansibar erinnert an Inselzauber, Exotik, Gewürze, tropische Üppigkeit, Seefahrer-Romantik und 1001 Nacht – so ist es tatsächlich auch. Die orientalische Stimmung, aber auch Paläste und verzierte Häuser in der Altstadt erinnern an die Herrschaft der Sultane und Oman im 18. Und 19. Jahrhundert. Seit Jahrhunderten segeln Händler, Abenteurer und Entdecker, beladen mit Elfenbein, Seide, Gold, Sklaven und Gewürzen nach Sansibar. Die Omaner und Perser sind länger geblieben, daher sind 95% der Inselbewohner heute noch islamischen Glaubens. Sansibar war einst ein wichtiger Sklavenhandel-Stützpunkt, nach der Abschaffung der Sklaverei, bekam Sansibar eine hohe Bedeutung als Gewürzinsel.
Graham hat uns im Vorfeld bei der Buchung der Fähre, des Hotels und unseres Motorrads geholfen. Und so werden wir am Hafen abgeholt und können gleich unser Motorradl in Empfang nehmen. Wir bekommen eine relativ klapprige Honda und die Helme, die wir mehrmals anfragen haben auch schon bessere Zeiten hinter sich.  Wir eiern damit los und als weiße selbstfahrende Touristen werden wir auch gleich glatt von der Polizei angehalten und nach Versicherung und Führerschein gefragt. Jesper zeigt seinen internationalen Führerschein, der Polizist weist ihn daraufhin, dass er die Maschine eigentlich gar nicht fahren darf, aber lässt uns weiterfahren.  Glück gehabt… haben wir gedacht… bis zur nächsten Polizeikontrolle 30 km weiter an der wir natürlich auch angehalten werden. Wer rechnet auch damit dass auf so einer kleinen Insel gleich mehr als eine Polizeikontrollen sind. Doch dieser Beamte ist nicht so tolerant wie sein Vorgänger und droht uns mit einer fetten Buße, die wir aber erst am Montag vor Gericht aushandeln müssen (heute ist es Freitag). Zugegebenermaßen war es auch keine gute Idee, dass Jesper der eigentlich überhaupt keinen Motorrad-Führerschein besitzt gefahren ist. ;-) Wie es hier eben so ist, läuft es darauf hinaus, dass der Beamte geschmiert werden möchte, damit wir er uns „das Antanzen vor Gericht in ein paar Tagen, das angeblich sehr sehr teuer wird“ ersparen können.
Gut.. ab jetzt fährt Tanja weiter. Selten hat sie Jesper so ängstlich wie hinten auf dem Moped gesehen… gut - das hatte auch seinen Grund, denn Tanja hatte, seit sie ihren Führerschein auf einer Geländemaschine gemacht hatte, nur Vespa-Roller unterm Hintern und ist wirklich ziemlich ruppig mit dem Bock gefahren. Kein Wunder das Jesper echt richtig Angst hatte und sich wie ein Äffchen an Tanja von hinten fest geklammert hat. Tanja hat jedes mal nen Lachanfall bekommen, wenn er sich noch fester angeklammert hat und vor lauter Lachen war sie auf den Sandpisten während sie die Schlaglöcher umfahren wollte, noch weniger Herr ihrer Maschine. Doch so tuckern wir bei heißen und regnerisch schwülen 33°C weiter über die Insel bis runter an die Südostküste, der Strandabschnitt der ruhiger sein soll nach Jambiani ins Hotel Blue Oyster – in das wir heil ankommen J.
Das Hotel ist schlichtweg ein traumhaftes Paradies, klein (gerade mal 12 Zimmer), ruhig, stilvoll und direkt am türkisblauen Meer mit palmengesäumten weißen feinen Korallensandstrand. Am Strand liegen weit auseinander Holzliegen, Hängematten, Wippstühle, so dass man sich hier ganz alleine fühlt und richtig zur Ruhe kommt. Wir bekommen ein Zimmer mit großer Meerblickterrasse, ein typisch sansibarisches Himmelbett (das gigantische Ausmaße vorweißen kann) und einen guten Service, der uns nach den vielen Campingtagen gut tut! J wir sind zwar grad in der heißen Regenzeit hier, aber wir haben viel Glück mit dem Wetter – heiß ist es allemal und wenn es regnet dann kurz und stark und dann scheint die Sonne wieder. wir genießen hier zwei Tage am Strand, sammeln riesige Muscheln am leeren Strand, beobachten die vielen Holz-Dhows auf dem Meer, lassen uns massieren und beschließen bei einem Cocktail, dass wir am nächsten Tag weiter in den Norden zum Tauchen fahren.
Nachdem Tanja offiziell die 250R Honda auch nicht fahren darf – den Hinweis im internationalen Führerschein auf deutsch, dass Tanja nur bis 125 Kubik fahren darf, konnte glücklicherweise bisher keiner lesen -  lassen wir uns von der Vermietung doch besser die Honda gegen eine 125er Vespa austauchen, die auch voll getankt sein soll. Wir freuen uns auf den Scooter und den hat Tanja voll im Griff, schließlich ist sie früher immer Vespa gefahren. Jesper fühlt sich wieder sicher und so sausen wir von Jambiani in den Norden nach Nungwi. Nach 25 km Fahrt auf der Teerstraße durch den Wald fängt der Roller das tuckern an.. blub blub blubb… zuckelt noch etwas und dann geht der Motor aus und wir rollern noch dahin bis wir zum Stehen kommen… na prima! Was ist jetzt los… na wie es scheint, war die Vespa wohl doch nicht voll und uns ist nun der Sprit ausgegangen. Mitten im nirgendwo.. man darf echt keinem trauen – von wegen der Tank sei voll! J wir rollen noch den Berg runter und kommen vor einem einzigen Häuschen zum stehen, vor dem 10 Männer lachend hocken. Wir sind uns sicher ausgelacht zu werden. Nur sind wir nicht sicher ob sie uns auslachen weil wir auf Trockenem laufen oder weil Tanja als Frau fährt, zwischen den Beinen einen großen Rucksack stehend und der große  Jesper hinten drauf! ;-) hier auf Sansibar fahren Frauen so gut wie nie selbst und wenn sie hinten mitfahren, dann nur im „Frauensitz“ und schon gar nicht so breitbeinig mit Rucksack zwischen den Beinen wie Tanja! Na hilft alles nix… wir laufen hoch rot an und fragen ´dennoch die lachende Meute ob sie uns helfen können und wie so oft in Afrika werden wir wieder überrascht, als der Hausherr aus seiner „Hinterhof-Zapfsäule“ eine 2 Liter Plastikflasche mit Benzin und etwas Öl anschleppt! Wir lachen dann einfach mit und bedanken uns recht herzlich und schon kann es weiter gehen. J
Wir passieren wieder 4 Polizeikontrollen und bei jeder wird versucht etwas „Verkehrswidriges“ zu finden und auch hier sind die Beamten total irritiert dass Tanja als Frau auch tatsächlich einen Führerschein vorweisen kann. Wahrscheinlich haben sie schon gehofft mit uns wieder „Schmiergeld“ zu erhalten. Denkste! J in Nungwi fahren wir dann auf einer üblen Sand-Offroadpiste im Eierlauf um die riesigen Wasserpfützen. Da grad Nebensaison ist, haben die meisten Tauchschulen geschlossen. So kommen wir zur Tauchbasis East Africa Diving, die von einem ehemals Deutschen geführt wird. Wir bekommen unsere Tauchausrüstung und um 11 Uhr sind wir schon auf dem Boot um zum Tauchparadies – das Mnemba Atoll mitten im Indischen Ozean – zu fahren. Wir wundern uns noch dass auf einem Tauch-Speedboot Fußschlaufen auf dem Boden sind… als das Boot aber mit seinen 230 PS losdüst ist uns schnell klar, wofür die da sind. Wir werden noch kurz darauf hingewiesen unbedingt beide Füße fest in die Schlaufen zu stecken und mit den Händen an den Seilen fest zu halten und dann beginnt der Ritt über das extrem wilde und wellige Meer. Jetzt sind wir ja wirklich schon oft Boot gefahren, aber das war mit Abstand der abenteuerlichste Ritt über den Ozean, denn wir beide je erlebt haben. Ein Bullenritt ist ein Dreck dagegen. Es sind meterhohe Wellen, über die wir nur so fliegen oder runter krachen, wir heben häufig ab und haben Mühe uns fest zuhalten. Die Handflächen sind schon nach wenigen Minuten aufgerieben und am nächsten Tag haben wir sogar beide nen tierischen Muskelkater vom Festhalten. Für so ein Abenteuer zahlen manche viel Geld – bei uns ist es beim Tauchen inkludiert – was für ein Riesenspaß!!! J
Traumhaft idyllisch, mitten im azurblauen Indischen Ozean liegt dann das Mnemba Island, knapp 5 km vor der Küste Zanzibar entfernt. Die kleine Insel ist von Korallenriffen umgeben, soll eines der schönsten Tauchreviere Afrikas sein, da hier geschätzte 600 Fischarten leben. Wir machen zwei Tauchgänge. Der erste an einer Steilwand, wo wir sehr tief tauchen und Weißspitzenhaie sehen. Jesper ist glücklicherweise wider Erwarten doch nicht gleich erschrocken panisch aufgetaucht! ;-) wir tauchen eigentlich viel zu tief für Jesper. der zweite Tauchgang war super schön! Flacher, am schönen türkisblauen Atoll ,umgeben von riesigen Fischschwärmen! Einfach klasse!
Nungwi ist uns zu touristisch – etliche Italiener in All-Inklusiv-Anlagen – also nichts wie weg an nen ursprünglicheren Strandabschnitt bei Matemwe. Die Hauptstraße ist gut geteert (einige Schlaglöcher) aber die Seitenstraße zum Strand ist kilometerlang Offroad und mit dem Roller durch Tiefsand und Pfützen sowie Steinen ist nicht wirklich lustig… einen Sturz legen wir hin.. aber glücklicherweise bei 10km/h und das im Tiefsand, so dass uns außer blauen Flecken nichts passiert. J Schließlich lassen wir uns in den Keys Bungalows in Kigomani nieder, essen furchtbar schlecht, genießen einen Strandtag dort und dann treibt es uns schon wieder weiter an der Westküste.
Dort liegt die Hauptstadt Zanzibar Town, deren historisches Herzstück Stone Town heißt und quatieren uns im Stadtteil Malindi im Zenji Hotel ein. Das kulturelle Herz Sansibars ist eines der besten Beispiele der Suaheli-Kultur, die auf einzigartige Weise afrikanische, arabische, indische und europäische Einflüsse miteinander vereint.
Es geht auf in die Altstadt durch enge Gassen mit alten arabischen Häusern und über die bunten orientalischen Märkte schallt der Ruf des Muezzin, vorbei an etlichen Korallenstein-Häusern und die Stimmung von 1001 Nacht zieht uns in den Bann. Vor über 300 Jahren begannen die Araber Häuser aus Korallenstein zu bauen – eine für Afrika untypische Bauart. Die Steinstadt bezaubert durch ihre scheinbar wild aneinander gereihten Häuser, zwischen denen unzählige enge Gassen verlaufen. Hier pulsiert das Leben, überall duftet es nach kulinarischen Spezialitäten und aus den Häusern dringt die arabische Taarab-Musik. Der Großteil der islamischen Frauen trägt Buibuis – lange schwarze Umhänge – über ihre Kleidung; auch die Männer zeigen sich in ihrer traditionellen Tracht – lange, weiße Hemden (Khanzu) und kunstvoll verzierte Kopfbedeckungen (kofia). Funfmal pro Tag hallt der lautstarke Ruf des Imam zum Gebet über die Insel.
Auf unserer Stadtbesichtigung können wir die typischen kunstvoll verzierten Swahili-Türen bestaunen und wir kaufen natürlich einiges an Souvenirs ein. Sansibar ist bekannt für sansibarische Himmelbetten, leuchtende KIkoy-Stoffe und vor allem für seine messingbeschlagene Sansibar-Truhen, von denen wir uns einige erhandeln. Bei unserem Streifzug durch die engen Gassen kommen wir an einer kleinen versteckten Werkstatt vorbei und können uns gleich vom Holzhandwerk überzeugen. Wir schauen den Handarbeitern einige Zeit beim gekonnten, filigranen Schnitzen zu und kaufen Holzspiele ab, die sie erst noch fertig stellen müssen. Wir schlendern über den lebendigen und stinkenden Darajani-Markt kaufen Gewürze, genießen den Sonnenuntergang bei Swahili-Essen und suchen noch ein gutes Cafe, wobei uns ein Einheimischer hilft. Er führt uns durch die engen verwinkelten Gassen zum besten Cafe der Stadt und anschließend möchte er Geld haben. Tanja fragt ihn, was wohl unsere deutschen Freunde zu Hause denken sollen, wenn wir ihnen erzählen, dass alle Tansanier nur nett und hilfsbereit sind, wenn man ihnen anschließend Geld gibt?!? Sollen wir diesen Eindruck von Euch haben? und das scheint zu wirken. Er versteht was wir ihm sagen sollen (dass hilfsbereit sein nicht immer eine Dienstleistung sein muss!) und trottet etwas vor sich her brummend ab. Mittlerweile kennen wir diese Spielchen ja schon und wir wissen uns den Situationen gut zu stellen ohne uns ständig melken zu lassen. ;-)
Nach zwei wunderschönen Tagen Stone Town (ges. 5 volle Tage Sansibar) geht’s am Abend mit der Fähre zurück nach Dar es Salam. Die See ist stürmisch. Bei diesem Wellengang wirkt selbst dieser riesige Schnellkatamaran wie eine winzige Nussschale im wilden Ozean, was einigen Passagieren ihr Mittagsessen doch ganz schnell noch mal durch den Kopf gehen lässt. Jetzt können wir auch verstehen, warum uns einige davon abgeraten haben anstatt mit dem Katamaran mit einer Holz-Dhow darüber zu schippern. Wenn der Ozean so wild ist, war das wahrscheinlich die letzte Seefahrt. ;-)
Dar es Salam über Morogoro durch Mikumi NP nach Iringa/Ifunda und weiter zum Grenzübergang Kasumulu nach Karonga/Malawi
Die Reparatur unseres Autoreifens hat während unserer Abwesenheit hat erstaunlicherweise funktioniert und somit sind wir startbereit. Wieder voller Energie starten wir morgens um 5 Uhr unseren Fahrtag von Dar es Salam über Morogoro durch den Mikumi Nationalpark (gebührenfreier Transit) nach Iringa bzw. Ifunda ins Old Farm House. Die Straße ist wunderbar geteert, so dass wir schnell vorwärts kommen. Die Strecke verläuft durch ein schönes Baobab-Valley mit hunderten dieser monströsen Bäume; es wird immer grüner und wir fahren durch eine gelb-weiß-lila blühende Landschaft, was uns sehr an den Frühling in Deutschland erinnert. Die Passstraße führt durch Mais- und Sonnenblumenfelder bei strahlend blauem Himmel und 30°c kommen wir dann im Kisenga Old Farm House an (50km nach Iringa, Tagesetappe 542 km in 7 Fahrstunden), wo wir lecker von der Besitzerin bekocht werden und unseren „Salathunger“ endlich mal wieder unbesorgt stillen können, da alles am Hof angebaut wird!
Wir statten uns noch für günstige ca. 10 EUR mit einem 12 kg Korb Gemüse der Farm aus und am nächsten Tag geht es dann von Ifunda Richtung Mbeya über Tukuyu nach Karonga in Malawi. Die Teerstraße von Ifunda bis zur Tansania-Malawi-Grenze ist tip top (367 km in 6 Std.). wir haben einige Polizeikontrollen, doch haben wir das Gefühl die Beamten langweilen sich und wollen immer mit uns ratschen. Die Ausreise aus Tansania in Kasumulu klappt sehr schnell in 10 Minuten (Carnet und Pass stempeln) und somit ist auch die Etappe Ostafrika beendet und die Etappe Südliches Afrika startet nun mit Malawi.
Statistik: in Tansania I: 1.690 km und in Tansania II: 1.331 km gefahren > ges. 3.021 km; bisher gesamt gefahren: 24.924 km, Dieselkosten: 2.130 TSH/Liter
Liebe Grüße
Dänsch und Jesper

Fazit Tansania: Nationalparks sind sehr teuer; es müssen zwischen 25 und 100 USD pro Person und Tag für den Eintritt locker gemacht werden. Für Fahrzeuge mit ausländischem Kennzeichen kommen exorbitante Gebühren hinzu. Die Tansanier haben jegliche Relation was Preise angeht verloren. Einheimische müssen nur einen Bruchteil von dem was Touristen zahlen müssen zahlen. Diese extremen Preisunterschiede gehen uns sehr auf den Nerv. Man fühlt sich permanent beschissen und ausgenommen. Wir verstehen ja dass man etwas mehr zahlt, als Einheimische, aber diese extreme Zweiklassengesellschaft gerät völlig aus den Fugen.
Somit macht es Tansania auf unserer Trans-Afrika-Route zu einem sündhaft teurem Durchgangsland. Reisen  in Tansania ist kein billiges Vergnügen. Die Lebenshaltungskosten sind nicht sehr hoch, doch sobald man irgendwelche Aktivitäten plant, z.B. Safaris, Bergsteigen, Wandern oder Tauchen, schnallt das Budget deutlich nach oben.
Wir haben auch nicht das Gefühl dass wir hier herzlich willkommen sind. Man fühlt sich nicht willkommen, sondern grad so geduldet, wenn man dafür den Geldbeutel aber weit aufmacht. Wir hatten sicherlich sehr nette Bekanntschaften und Begegnungen mit Einheimischen, dennoch wird man zu Anfangs immer kritisch beäugt und nicht willkommen geheißen. Erst wenn das Eis schmilzt und man einen Zugang findet, erwärmen sich deren Gemüter uns Gegenüber.
Landschaftlich gesehen, ist Tansania fantastisch vielfältig und gefällt uns außerordentlich gut. Obwohl wir zur Regenzeit hier waren, hat es nie den ganzen Tag geregnet und war tropisch schwül und heiß. Leider gibt es daher auch viele lästige Stechfliegen. Bisher waren wir weitestgehend von Mücken und Steckfliegen verschont, doch da attackieren sie uns geballt.

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